In Istanbul sind am Samstag mehr als tausend Frauen gegen den Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Frauen auf die Strasse gegangen.
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Mehr als tausend Frauen demonstrieren in Istanbul für ihre Rechte. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Demonstrantinnen wollen den Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention verhindern.
  • Erdogan hatte angekündigt sich am 1. Juli aus der Konvention zu verabschieden.
  • Konservative in der Türkei sind der Meinung, die Konvention würde Homosexualität fördern.

«Istanbul-Konvention, wir gehören dazu», stand auf Transparenten, mit denen die Demonstrantinnen durch den Stadtteil Maltepe zogen. Die Teilnehmerinnen der Kundgebung kamen nach Angaben der Veranstalterinnen aus mehr als 70 türkischen Provinzen nach Istanbul.

Mit ihren Protesten wollen die Frauen erreichen, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Ankündigung rückgängig macht, am 1. Juli aus der Istanbul-Konvention auszutreten. Erdogan hatte den Austritt aus der Konvention im März per Dekret verfügt.

Das erste Abkommen dieser Art

Frauenorganisationen kündigten neben der Kundgebung vom Samstag eine weitere für den 1. Juli an.

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Demonstrantinnen wollen Austritt der Türkei aus Istanbul-Konvention verhindern. - keystone

Die Istanbul-Konvention des Europarats ist das weltweit erste verbindliche Abkommen dieser Art. Sie verlangt, dass sie Massnahmen gegen häusliche Gewalt sowie gegen Vergewaltigung in der Ehe und gegen weibliche Genitalverstümmelung ergreifen.

Die 46 Unterzeichnerstaaten verpflichten sich zudem, Frauen und Mädchen durch strafrechtliche Verfolgung der Täter besser vor Gewalt zu schützen. Als «Gewalt» gilt dabei nicht nur physische Gewalt, sondern auch geschlechtsspezifische Diskriminierung, Einschüchterung oder wirtschaftliche Ausbeutung.

Istanbul-Konvention fördere Homosexualität

Erdogan war mit seiner Entscheidung konservativen und islamistischen Kreisen in der Türkei entgegengekommen. Diese hatten den Austritt mit der Begründung gefordert, die Istanbul-Konvention schade der Einheit der Familie und fördere Scheidungen sowie Homosexualität.

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Der Präsident der Türkei Recep Tayyip Erdogan. - Keystone

Kritiker von Erdogans Entscheidung befürchten dagegen, dass künftig noch mehr Frauen Opfer von Gewalt werden. Im vergangenen Jahr wurden in der Türkei nach Angaben der Plattform «Wir werden Femzide stoppen» mehr als 300 Frauen getötet. In diesem Jahr waren es bereits 177.

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