Der frühere Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maassen hat sich eine neue Plattform für seine politischen Aktivitäten gesucht: Am Samstag wurde Maassen auf einer Mitgliederversammlung mit 95 Prozent der Stimmen zum Vorsitzenden der rechtskonservativen Werteunion gewählt, wie die Gruppierung mitteilte.
Hans-Georg Maassen
Hans-Georg Maassen - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Verfassungsschutzchef Haldenwang distanziert sich scharf von Vorgänger.
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Der aktuelle Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang grenzte sich derweil scharf von seinem Vorgänger Maassen ab, dem er eine gefährliche Radikalisierung attestierte. CDU-Chef Friedrich Merz forderte Maassen zum Verlassen der Partei auf.

Verfassungsschutzchef Haldenwang sagte dem Deutschlandfunk mit Blick auf Maassen: «Auch ich nehme wahr, dass er durch sehr radikale Äusserungen in Erscheinung tritt.» Es handle sich um Äusserungen, «die ich in ähnlicher Weise eigentlich nur vom äussersten rechten Rand politischer Bestrebungen wahrnehmen kann».

Haldenwang verwies auf Bewertungen des Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, und anderer, die eindeutig antisemitische Inhalte bei Maassen sähen. Diesen Bewertungen schliesse er sich an, sagte Haldenwang. «Herr Dr. Maassen schadet mit seinen Äusserungen auch immer wieder dem Bundesamt für Verfassungsschutz, denn wir werden immer wieder auch mit derartigen Dingen dann in Verbindung gebracht.»

Der Bundesvorstand der Werteunion, zu deren Chef sich Maassen am Samstag wählen liess, wies Haldenwangs Vorwürfe zurück. Diese seien «ein untauglicher Versuch, Hans-Georg Maassen in die Nähe des Antisemitismus zu rücken», hiess es in einer Erklärung.

Die 2017 gegründete Werteunion versteht sich als Gruppierung konservativer Christdemokraten. Sie argumentiert, dass die CDU unter der damaligen Parteivorsitzenden Angela Merkel zu weit nach links gerückt sei und wieder konservativere Positionen vertreten müsse. Sie firmiert als eingetragener Verein und zählt nicht zu den offiziellen Parteigliederungen. Der Bundes-CDU ist die Werteunion wegen ihrer Kritik am offiziellen Parteikurs ein Dorn im Auge. Die Gruppierung verfügt nach eigenen Angaben über rund 4000 Mitglieder.

Maassen hatte vor seiner Wahl erklärt, er wolle sich an der Spitze der Werteunion «für die Durchsetzung christlich-demokratischer Ziele, für konservative und liberale Werte und gegen jede Art von Ökosozialismus und Gender-Wokismus einsetzen».

Parteichef Merz sagte der «Bild am Sonntag», Maassens Sprache und Gedankengut hätten in der CDU keinen Platz. «Das Mass ist voll. Wir haben Herrn Maassen aufgefordert, die Partei zu verlassen», sagte Merz der «Bild am Sonntag». «Ein Parteiausschluss ist nicht ganz einfach, aber wir lassen gerade sorgfältig prüfen, welche Möglichkeiten wir haben.»

Die Werteunion war in den vergangenen beiden Jahren von internen Streitereien geprägt. Im Jahr 2021 war überraschend der AfD-nahe Ökonom Max Otte zum Nachfolger des Gründungsvorsitzenden Alexander Mitsch gewählt worden. Otte musste den Vorsitz abgeben, nachdem er vergangenes Jahr als Kandidat der AfD für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert hatte.

Der Gründungsvorsitzende Mitsch sagte der Nachrichtenagentur AFP am Samstag, er traue Maassen zu, «die Werteunion nach dem Otte-Desaster wieder auf den richtigen Kurs zu bringen und politisch konstruktiv Einfluss zu nehmen». Die CDU müsse sich verändern, «um die desaströse Politik der Ära Merkel und der 'Ampel' zu korrigieren», sagte Mitsch.

Maassen war von 2012 bis 2018 Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz. Er musste den Posten räumen, nachdem er rechtsextreme Ausschreitungen in Chemnitz in Zweifel gezogen hatte. 2021 scheiterte er bei der Bundestagswahl als CDU-Direktkandidat in Thüringen.

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