Jair Bolsonaro will in Brasilien ein Gesetz einführen, das zur Denunziation von Lehrpersonen aufruft. Nau sprach mit Lehrer Felipe Duarte Balocco.
Felipe Duarte Balocco unterrichtet in Macaé (BRA) Geschichte. Nau hat mit ihm gesprochen und gefragt, wie der Alltag an den Schulen heute aussieht. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das neue Gesetz soll den angeblich linken Einfluss beschränken.
  • Dazu sollen etwa Lehrer beim Unterricht gefilmt werden.
  • «Sie wollen Hass gegen die linke Ideologie säen», sagt Felipe Balocco gegenüber Nau.

Nachdem es in Brasilien in den letzten Tagen Aufruhr um das Programm «Mehr Ärzte» (Mais Médicos) gab, findet gleichzeitig ein Richtungsstreit um den Schulunterricht statt. Der designierte Präsident Jair Bolsonaro hatte schon während des Wahlkampfes für das Programm Schule ohne Parteien (#escolasempartidos) Stimmung gemacht. Diese bereits vor einigen Jahren lancierte Bewegung setzt sich für die Einführung eines Gesetzes ein, das sicherstellen soll, dass Schülerinnen und Schüler nicht von den Lehrpersonen in irgendeiner Art politisch oder ideologisch beeinflusst werden.

Das von Bolsonaro unterstützte Schule ohne Parteien-Projekt möchte vor allem den angeblich dominierenden linken Einfluss von Lehrerinnen und Lehrern auf ihre Schüler verhindern. Um dies zu erreichen soll einerseits ein neues Gesetz eingeführt werden, andererseits sind Schülerinnen und Schüler sowie Eltern dazu aufgerufen, Lehrer beim Unterricht zu filmen und zu denunzieren, die in irgendeiner Weise versuchen, sie zu beeinflussen.

Der Rechtspopulist Jair Bolsonaro spricht im Parlament.
Der Rechtspopulist Jair Bolsonaro spricht im Parlament. - dpa

Ein Versuch zur Überwachung der Lehrpersonen

Obwohl es dem Projekt primär darum geht, eine einseitige Vermittlung von Ideen und Sichtweisen zu verhindern, wurde in einer verschärften und aktuell diskutierten Version des Gesetzes auch eine Liste von Themen aufgenommen, die im Unterricht verboten werden sollen. Darunter etwa Sexualkunde oder das Thema Geschlecht/Gender. Auf der Homepage wird ausserdem propagiert, den «Missbrauch der Freiheiten im Unterricht» beenden zu wollen. Die Gegenseite sieht das Projekt deshalb vielmehr als einen Versuch zur Zensur und der Überwachung von Lehrpersonen.

Wie sich eine Annahme des Gesetzes auf den Schulbetrieb auswirken würde, ist unklar. Nau hat mit dem Geschichtslehrer Felipe Duarte Balocco gesprochen und ihn gefragt, wie der Alltag an den Schulen heute aussieht. Er arbeitet an einer Sekundarschule in Macaé, im Bundesstaat Rio de Janeiro und kritisiert das Programm Schule ohne Parteien heftig. Er bezeichnet sich selbst als links.

Bewunderung für die Militärdiktatur

Jair Bolsonaro hat diese Woche angekündigt, den Professor Ricardo Vélez Rodríguez zum Erziehungsminister zu machen. Dieser hat in der Vergangenheit bereits seine Bewunderung für die Zeit der Militärdiktatur kundgetan, ist selbsternannter Anti-Marxist und setzt sich gegen die «Ideologisierung» an den Schulen ein. Er ist somit die ideale Wahl für die Durchführung des Schule ohne Parteien-Programms.

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