Obwohl der frisch gewählte Präsident Brasiliens erst am 1. Januar 2019 in Amt und Würden ist, sorgt Jair Bolsonaro weiter für Schlagzeilen und Verunsicherung.
Jair Bolsonaro, designierter Präsident von Brasilien, lacht bei seinem ersten Auftritt.
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro setzt auf eine Annäherung zu den USA. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Drei Wochen nach den Wahlen in Brasilien sorgt Jair Bolsonaro für Unruhe und Verwirrung.
  • Mehrere Wähler sind nach den ersten Ankündigungen bereits enttäuscht.
  • Offiziell tritt der Rechtskonservative sein Amt erst am 1. Januar 2019 an.

Nach einem von Skandalen und Gewalt geprägten Wahlkampf machte vor drei Wochen der rechtskonservative Jair Bolsonaro das Rennen um das Amt des Präsidenten in Brasilien. Obwohl seine Amtszeit erst am 1. Januar 2019 beginnt, scheint es, als wäre er bereits im Dienst.

Bolsonaro verliert Rückhalt

Kaum ein Tag vergeht ohne die Ankündigung einer weiteren umstrittenen Massnahme. Während ein Teil seiner Anhänger immer noch überzeugt ist von den Qualitäten ihres Präsidenten, reagieren andere schockiert auf die von Bolsonaro angekündigten Reformen. Die mediale Aufmerksamkeit ist ihm sicher: Auch drei Wochen nach den Wahlen beherrscht sein Konterfei die Titelseiten der Tageszeitungen in Brasilien.

Am 14.November erschien in der Online-Ausgabe des Globo ein Artikel zu Bolsonaros Kritik am Programm «Mais Médicos», das eine grosse Anzahl Ärzte, unter anderem aus Kuba, in entlegene und arme Regionen Brasiliens gebracht hat.
Am 14.November erschien in der Online-Ausgabe des Globo ein Artikel zu Bolsonaros Kritik am Programm «Mais Médicos», das eine grosse Anzahl Ärzte, unter anderem aus Kuba, in entlegene und arme Regionen Brasiliens gebracht hat. - Screenshot «O Globo»

Eine der Ankündigungen Bolsonaros, die für Aufruhr sorgten, war die Aussage, das Ministerium für Arbeit abschaffen und in «irgendein anderes Ministerium» integrieren zu wollen. Nachdem es zu Protesten der Angestellten des Ministeriums und breiter Kritik in der Öffentlichkeit kam, nahm er eine Woche später das Gesagte zurück und versprach das weitere Bestehen des Ministeriums.

Artikel in der Folha de São Paulo: «Sechs Widersprüche Jair Bolsonaros bezüglich seiner Ministerien».
Artikel in der Folha de São Paulo: «Sechs Widersprüche Jair Bolsonaros bezüglich seiner Ministerien». - Screenshot/«Folha de São Paulo»

Umstrittene Minister

Auch die Bekanntgabe einiger Personen, die unter der Regierung Bolsonaro Ministerposten erhalten sollen, hat für Gesprächsstoff gesorgt. Darunter Sergio Moro als Justizminister – der Richter, der Ex-Präsident Lula zu acht Jahren Haft verurteilt hat. Dieser Schritt wurde insbesondere von der Linken als «Belohnung» Moros für die Verurteilung Lulas betrachtet. Ob die bereits bekannt gegebenen Personen am Ende tatsächlich alle ihre Posten antreten, ist angesichts Bolsonaros häufigen Meinungsänderungen noch alles andere als sicher.

Instagram-User Alisson wendet sich nicht nur an Jair Bolsonaro, sondern auch an dessen Sohn Flavio: «Schafft das Ministerium für Arbeit nicht ab, das ist absurd! Ich habe Euch gewählt, macht nicht, dass ich das bereue. Wer wird den Arbeiter beschützen, wenn er es braucht, wenn nicht das Ministerium für Arbeit?»
Instagram-User Alisson wendet sich nicht nur an Jair Bolsonaro, sondern auch an dessen Sohn Flavio: «Schafft das Ministerium für Arbeit nicht ab, das ist absurd! Ich habe Euch gewählt, macht nicht, dass ich das bereue. Wer wird den Arbeiter beschützen, wenn er es braucht, wenn nicht das Ministerium für Arbeit?» - Screenshot/Instagram

Viele Reaktionen im Internet

Viele Gegner Bolsonaros machen ihrer Besorgnis und ihrem Frust in den Sozialen Medien Luft. Einige lachen sich aber auch ins Fäustchen. So erscheinen täglich unzählige Memes und andere Beiträge mit Hashtags wie #euavisei (ich habe euch gewarnt). Die enttäuschten Bolsonaro-Fans haben sich bis jetzt noch nicht offiziell in Gruppen zusammengeschlossen, kommentieren aber die Ankündigungen Bolsonaros ebenfalls auf Social Media.

Ein enttäuschter Bolsonaro-Fan postet auf Instagram als Antwort auf einen anderen Post: «Stimmt, Martin. Ich habe ebenfalls Bolsonaro gewählt und bin schon 100 Prozent stinksauer auf seine Haltung. Ich war so naiv zu glauben, das Amt des Präsidenten führe zu mehr Anstand beim besagten Herrn. Normalerweise ist das so, aber normal trifft bei ihm nicht zu.»
Ein enttäuschter Bolsonaro-Fan postet auf Instagram als Antwort auf einen anderen Post: «Stimmt, Martin. Ich habe ebenfalls Bolsonaro gewählt und bin schon 100 Prozent stinksauer auf seine Haltung. Ich war so naiv zu glauben, das Amt des Präsidenten führe zu mehr Anstand beim besagten Herrn. Normalerweise ist das so, aber normal trifft bei ihm nicht zu.» - Screenshot/Instagram

Diese Posts werden dann wiederum feixend von der Gegenseite aufgenommen und in Gruppen wie «Bolsominions arrependidos» (reuige Bolsonaro-Fans) auf Instagram oder auf dem Twitter-Account @bolsoregrets geteilt. Es bleibt abzuwarten, ob Bolsonaro bei seinem Amtsantritt immer noch eine Mehrheit der brasilianischen Wählerschaft hinter sich hat.

«Einen Korrupten aus Mato Grosso do Sul zum Minister für Gesundheit ernennen? Das ist nicht das, was ich vom Präsidenten Jair Bolsonaro erwartet habe! Der Bundesabgeordnete Mandetta muss sich in verschiedenen Prozessen verantworten. Wenn das wahr ist, dann bereue ich es bereits, den Herrn gewählt zu haben.»
«Einen Korrupten aus Mato Grosso do Sul zum Minister für Gesundheit ernennen? Das ist nicht das, was ich vom Präsidenten Jair Bolsonaro erwartet habe! Der Bundesabgeordnete Mandetta muss sich in verschiedenen Prozessen verantworten. Wenn das wahr ist, dann bereue ich es bereits, den Herrn gewählt zu haben.» - Screenshot/Twitter
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