Hunderte Journalisten in Frankreich prangern Sexismus in der Branche an

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Frankreich,

Nach Bekanntwerden von jahrelangem Cybermobbing durch die sexistische Journalisten-Facebook-Gruppe «Ligue du LOL» haben hunderte französische Journalisten systematischen Sexismus in der Medienlandschaft angeprangert.

Im Internet wird auch gemobbt
Im Internet wird auch gemobbt - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Regierung in Paris legt nach «Ligue du LOL»-Skandal Aktionsplan vor.

«Heute schweigen die Zielscheiben der 'Ligue du LOL' nicht mehr und wir begrüssen ihren Mut», hiess es am Donnerstag in einem Beitrag in der Zeitung «Le Monde», den mehr als 900 Journalisten unterzeichneten. Die Opfer seien damit «die Sprecherinnen eines von systematischem Sexismus zerfressenen Berufsstandes» geworden.

Vergangene Woche hatte die «Libération» über die Facebook-Gruppe berichtet, deren zumeist männliche Mitglieder in den 2010er Jahren Frauen sexistisch beleidigten und Vergewaltigungen verharmlosten. Der Gründer der Gruppe, Vincent Glad, wurde am Montag als Mitarbeiter von «Libération» suspendiert, ebenso der Online-Chef der Zeitung, Alexandre Hervaud. Auch sechs weitere Journalisten verloren ihren Posten oder wurden suspendiert.

Die «LOL-Liga» sei «mitnichten eine Ausnahme», heisst es in dem «Le Monde»-Beitrag. Betroffen sei «nicht nur das kleine Pariser Journalisten-Milieu, sondern die ganze Gesellschaft». Die Facebook-Gruppe sei Symptom «einer männlichen Dominanz», die sich auf «das Untersichsein von weissen, heterosexuellen Männern» gründe, monierten die Unterzeichner.

Verfasst wurde der Beitrag vom Verband Prenons la une (Lasst uns die Seite eins nehmen), der für Gleichberechtigung in Redaktionen kämpft, und vom Verband lesbischer, schwuler, bi- und transsexueller Journalisten (AJL). Die Unterzeichner fordern die Redaktionsleitungen auf, sich das systematische Ausgrenzen grosser Bevölkerungsgruppen bewusst zu machen.

Die französische Regierung kündigte derweil ein strengeres Gesetz gegen Cybermobbing an. Ein Gesetzentwurf solle vor dem Sommer vorgelegt werden, erklärte Digital-Staatssekretär Mounir Mahjoubi am Donnerstag in Paris. Durch die Neuregelung sollten Online-Plattformen wie Twitter und Facebook leichter für Mobbing verantwortlich gemacht und Verfahren zur Identifizierung der Urheber von Hass-Botschaften beschleunigt werden.

Der Aktionsplan, den Mahjoubi gemeinsam mit der Gleichstellungs-Staatssekretärin Marlène Schiappa vorlegte, sieht vor, dass Online-Plattformen Mobbing-Inhalte binnen Stunden deaktivieren müssen. Ausserdem wolle sich Frankreich in der EU und in der Gruppe der sieben führenden Industriestaaten (G7) für bessere Massnahmen gegen Cybermobbing stark machen, hiess es. In Deutschland wurden die Regeln gegen Diskriminierung und Hassbotschaften im Netz bereits verschärft.

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