Die Frau, die vor wenigen Tagen Präsidentschaftskandidat Joe Biden sexueller Missbrauch vorwarf, fordert nun von ihm den Rückzug aus dem Präsidendschaftsrennen.
Joe Biden, Weisse Haus
Ex-US-Vizepräsident Joe Biden soll sich aus dem Rennen um das Weisse HAus zurückziehen. - AFP/Archiv
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Tara Reade fordert von Joe Biden den Rückzug aus dem Rennen um das Weisse Haus.
  • Reade ist auch zu einem Lügendetektor-Test bereit.

Tara Reade hat Joe Bidens Rückzug aus dem Rennen um das Weisse Haus gefordert. «Sie sollten nicht als Präsidentschaftskandidat für die Vereinigten Staaten antreten», sagte Reade am Donnerstag (Ortszeit) in einem Interview. Mit dabei der Journalistin Megyn Kelly, eine ehemalige Fox-News-Moderatorin und NBC-Talkshow-Gastgeberin. Überdies sei sie zu einem Lügendetektor-Test bereit, wenn Biden dies auch sei.

Reade wirft Ex-Senator Biden vor, sie vor 27 Jahren in einem Flur des US-Kongresses massiv bedrängt zu haben. Er soll sie an die Wand gedrückt, ihr unter die Unterwäsche und in ihr Geschlecht gegriffen haben. Nach längerem Schweigen wies Biden die Anschuldigung als unwahr zurück. Zwar ist der Fall juristisch gesehen verjährt; dennoch sind die Vorwürfe eine schwere Hypothek für Biden und könnten ihm im Wahlkampf schwer schaden.

Reade sagte in dem Interview, sie hoffe, dass sich Biden aus dem Präsidentschaftsrennen zurückziehe. Sie glaube aber nicht, dass er das tun werde. Zudem sei es wohl «ein bisschen spät» für eine Entschuldigung. Reade trat in dem Interview erstmals vor der Kamera auf, seit Biden die Anschuldigungen vor einer Woche zurückgewiesen hatte.

Gerichtsdokument wiederlegt Missbrauchsvorwürfe

Nun kam ein Gerichtsdokument von 1996 hervor. In dem Biden weder den mutmasslichen Übergriff beging, noch werden Reades jüngste und schwerwiegendere Anschuldigungen erwähnt. Reades damaliger Ehemann, schrieb in der Gerichtserklärung, dass Reade ihm von einem «Problem bezüglich sexueller Belästigung am Arbeitsplatz» erzählte.

Reades Aussagen zu dem mutmasslichen Vorfall variierten mit der Zeit. Anfang 2019 zählte sie zu einer Reihe von Frauen, die Biden zwar keinen Übergriff vorwarfen, aber unangemessene Berührungen. Zuletzt erhob sie dann die schwereren Vorwürfe.

Bidens Vize-Kampagnen-Chefin Kate Bedingfield erklärte laut «Washington Post» am Donnerstag, dass «immer mehr Ungereimtheiten auftauchen». Frauen müsse es möglich sein, ihre Erfahrungen ohne Angst mitzuteilen. In Reades Fall allerdings seien die Anschuldigungen falsch, was auch das mutmassliche Beweismaterial zeige.

US-Wähler sind unsicher

Die US-Wähler sind einer Umfrage zufolge hinsichtlich der Vorwürfe gegen Biden gespalten. Die Monmouth University veröffentlichte am Mittwoch eine Umfrage. 37 Prozent halten die Vorwürfe für wahrscheinlich wahr, 32 für eher nicht wahr, 31 Prozent waren unentschieden. Zudem zeigt sie, dass die Unterstützung für Biden als Präsident von 48 Prozent im März auf jetzt 50 Prozent zunahm.

Der Mitte-Politiker Biden hat das Rennen der Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur de facto für sich entschieden. Er soll bei der Präsidentschaftswahl am 3. November Amtsinhaber Donald Trump herausfordern. Reade hatte zunächst öffentlich den demokratischen Bewerber Bernie Sanders unterstützt, der zuletzt aufgab und sich hinter Biden stellte.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Joe BidenNBCWahlkampfHypothekAngstDonald Trump