Französische Polizei räumt Einwanderer-Lager mit 1500 Bewohnern
Die französische Polizei hat ein Camp mit rund 1500 Migranten wegen der Corona-Pandemie geräumt.

Das Wichtigste in Kürze
- Menschenrechtsorganisationen kritisieren Vorgehen der Behörden.
Die Bewohner des Lagers nördlich von Paris wurden nach Behördenangaben am Mittwoch in Unterkünfte im Grossraum Paris gebracht. Wegen Wassermangels und prekärer Lebensbedingungen in dem Camp habe eine hohe Infektionsgefahr für die Bewohner gedroht, hiess es zur Begründung. Menschenrechtsorganisationen warfen den Behörden vor, die Migranten lediglich ausser Sicht schaffen zu wollen.
Die Räumung fand in den frühen Morgenstunden im Vorort Aubervilliers statt. Die hauptsächlich aus Afrika und Afghanistan stammenden Einwanderer wurden mit Bussen aus dem Camp abgeholt, wo sie in hunderten von Zelten lebten. Das Lager liegt am Wasserkanal Saint-Denis. Zugang zu Trinkwasser hatten die Bewohner lediglich an zwei Stellen.
Silvana Gaeta von der Organisation «Solidarité Migrants Wilson» warf den Behörden vor, kein Konzept für die Unterbringung der Einwanderer zu haben. «Die Bevölkerung denkt jetzt, dass alles in Ordnung ist und dass man sich um die Migranten gut kümmert. Das ist aber nicht so», sagte sie zur der Räumung. Viele der Menschen würden nach kurzer Zeit wieder auf der Strasse landen, weil sie keine dauerhafte Unterkunft fänden.
Im Zuge des Corona-Lockdowns hatten die französischen Behörden im März viele Lager in Paris und in der Nähe der nördlichen Hafenstadt Calais räumen lassen. Die Menschen kamen provisorisch in Turnhallen und Hotels unter. Nach ersten Lockreungen der Corona-Massnahmen im Mai landeten viele Migranten jedoch wieder auf der Strasse.