Frankreich plant Hochsicherheitsgefängnis im Amazonas-Dschungel
In einem Neubau im französischen Überseegebiet sollen bis zu 500 Häftlinge ohne Kontakt zu kriminellen Netzwerken untergebracht werden.

Das Wichtigste in Kürze
- Frankreich plant ein 400-Millionen-Euro-Hochsicherheitsgefängnis im Amazonas.
- In Gefängnis in Französisch-Guayana sollen Drogenhändler und Islamisten inhaftiert werden.
- Durch die Distanz soll ein Kontakt mit Drogennetzwerken unmöglich werden.
Die USA unter Präsident Donald Trump deportiert Bandenmitglieder in ein Mega-Gefängnis in El Salvador. Auch Frankreich will Drogenkriminelle in Lateinamerika unterbringen – wählt aber einen anderen Ansatz.
Investitionen von 400 Millionen Euro
Justizministers Gérald Darmanin hat Pläne bekannt gegeben, ein neues Hochsicherheitsgefängnis im Überseegebiet Französisch-Guayana zu errichten. Dieses soll als Haftanstalt für Drogenhändler und radikale Islamisten dienen. Die Ankündigung erfolgte während eines Besuchs des Justizministers in der Region.

Darmanin erklärte gegenüber der Zeitung «Le Journal du Dimanche», dass das Gefängnis organisiertem Verbrechen im gesamten Drogenhandel-Netzwerk entgegenwirken soll. Das 400 Millionen Euro teure Projekt könnte bereits 2028 seine Pforten öffnen. Errichtet wird es tief im Amazonas-Dschungel in der nordwestlichen Region Saint-Laurent-du-Maroni.
Gefährliche Kriminelle unter strengster Kontrolle
Die Entscheidung für den Bau folgt auf eine Reihe gewalttätiger Vorfälle, die mit kriminellen Banden in Verbindung gebracht werden. Gefängnisse und deren Personal in ganz Frankreich wurden dabei ins ins Visier genommen.

Das neue Gefängnis wird Platz für bis zu 500 Insassen bieten. Ein separater Trakt ist speziell zur Unterbringung der gefährlichsten Straftäter vorgesehen.
Darmanin fügte hinzu, dass die Einrichtung dazu dienen wird, Personen «am Anfang der Drogenroute» festzunehmen. Sie soll als «dauerhaftes Mittel zur Entfernung der Köpfe der Drogenschmuggelnetzwerke» in Festlandfrankreich fungieren.
Isolation als Strategie gegen Kriminalität
Französisch-Guayana liegt an der Nordostküste Südamerikas und ist eine Region Frankreichs. Die Bewohner sind wahlberechtigt in französischen Wahlen und haben Zugang zum französischen Sozialversicherungssystem sowie anderen Subventionen. Die grosse Entfernung vom französischen Festland bedeutet laut Darmanin jedoch auch: Die Drogenbosse «werden keinen Kontakt mehr zu ihren kriminellen Netzwerken haben».
Retour sur #France2 sur le nécessaire quartier de haute sécurité contre les narcotrafiquants qui sévissent en Guyane et aux Antilles. pic.twitter.com/gGIJjaqjde
— Gérald DARMANIN (@GDarmanin) May 18, 2025
Die französischen Behörden hatten lange Zeit Schwierigkeiten mit dem Einschleusen von Mobiltelefonen ins Gefängnisnetzwerk. Zehntausende sind bekanntermassen in den französischen Gefängnissen im Umlauf. Anfang dieses Jahres kündigte die französische Regierung neue Gesetze an, um gegen die Aktivitäten krimineller Banden vorzugehen.
Neue Massnahmen zur Bekämpfung organisierter Kriminalität
Die Massnahmen beinhalten die Schaffung einer speziellen Abteilung der Staatsanwaltschaft zur Bekämpfung organisierter Kriminalität. Sie führen auch zusätzliche Befugnisse für Ermittler ein und gewähren Informanten einen besonderen Schutzstatus.
Zudem ist die Errichtung neuer Hochsicherheitsgefängnisse geplant – einschliesslich der Einrichtung in Französisch-Guayana – um die mächtigsten Drogenbarone festzuhalten. Dabei gelten strengere Regeln für Besuche und Kommunikation mit der Aussenwelt.
Reaktion auf «terroristische» Angriffe auf Gefängnisse
In den letzten Monaten hat Frankreich eine Reihe von Angriffen auf Gefängnisse erlebt, die Darmanin als «terroristische» Vorfälle bezeichnet hat. Diese waren als Reaktion auf die neue Gesetzgebung der Regierung erfolgt.

Die Täter dieser Angriffe haben Fahrzeuge vor Gefängnissen in Brand gesetzt. Das Gefängnis «La Farlede» in Toulon wurde von Schüssen getroffen. In einigen Fällen haben sich die Täter dieser Angriffe als Verteidiger der Rechte von Gefangenen dargestellt.