Deutsches Historisches Museum in Berlin gibt Namibia die Kreuzkapsäule zurück
Mehr als 120 Jahre nach ihrer Verbringung nach Deutschland hat das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin die Rückgabe der sogenannten Wappensäule vom Cape Cross an Namibia beschlossen.

Das Wichtigste in Kürze
- Grütters: Signal für Bekenntnis zur Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit.
Das teilte die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU), am Freitag in der Hauptstadt mit. Die namibische Regierung hatte 2017 offiziell die Rückgabe der Säule gefordert, die seit 2006 in der Dauerausstellung des DHM gezeigt wird.
Kulturstaatsministerin Grütters wird nun im Spätsommer gemeinsam mit dem DHM-Direktor Raphael Gross nach Namibia reisen, um die Säule vom Cape Cross persönlich zu übergeben. Die Rückgabe sei «ein deutliches Signal, dass wir uns zur Aufarbeitung unserer kolonialen Vergangenheit bekennen und gemeinsam mit den Herkunftsstaaten konstruktive Wege für ein respektvolles Miteinander suchen und finden», erklärte Grütters.
Über viele Jahrzehnte sei die Kolonialzeit «ein blinder Fleck in unserer Erinnerungskultur» gewesen, mahnte die CDU-Politikerin. «Viel zu lange war die in dieser Zeit geschehene Ungerechtigkeit vergessen und verdrängt.»
Bei der Kreuzkapsäule handelt es sich um ein ehemaliges portugiesisches Hoheitszeichen, das von Portugal um 1486 an der heutigen namibischen Küste aufgestellt und 1893 aus dem damaligen deutschen «Südwestafrika» nach Deutschland verbracht wurde. Eine 1895 von Deutschland aufgestellte Kopie der Säule wurde 1968 von Namibia zum Nationaldenkmal erklärt.
Die namibische Kulturministerin Katrina Hanse-Himarwa sagte namibischen Medien, es gebe Verhandlungen über die Rückgabe weiterer Artefakte. Das Steinkreuz sei nur «einer von vielen, die bald zurückgegeben würden». «Was das wie und wann betrifft werden wir abwarten müssen», sagte Hanse Himarwa.
Hanse-Himarwas Amtsvorgänger Kazenambo Kazenambo begrüsste die Rückgabe der Säule, kritisierte aber generell die deutsche Rückgabepolitik. Er sei «unglücklich», dass die kolonialen Raubgüter «eins nach dem anderen» zurückgegeben würden, sagte Kazenambo der Nachrichtenagentur AFP. Die «stückweisen Verkündungen» seien «ermüdend». Seit fünf Jahren werde über den Völkermord an den Herero und Nama diskutiert. Deutschland solle endlich klar Stellung beim Thema Reparationen beziehen.
Laut Auswärtigem Amt handelt es sich bei der Kreuzkapsäule um das derzeit einzige Kulturgut aus kolonialen Kontexten, für das eine offizielle Rückgabeforderung an die Bundesregierung vorliegt. Bereits im August 2018 hatte die Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik, Michelle Müntefering (SPD), menschliche Überreste an Namibia zurückgegeben.
Während der deutschen Kolonialherrschaft im heutigen Namibia hatten deutsche Truppen ein Massaker unter den dortigen Herero und Nama angerichtet. Die Verbrechen gelten als der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts. Eine offizielle Entschuldigung Deutschlands oder eine Entschädigung dafür gibt es bisher nicht.