Bulgarische Ermittler haben nach eigenen Angaben einen für Russland tätigen Spionagering ausgehoben.
Flagge Bulgariens und der EU an einem Gebäude
Flagge Bulgariens und der EU an einem Gebäude - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sechs Festnahmen - Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums unter Verdächtigen.

Sechs Verdächtige, unter ihnen mehrere Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums in Sofia, seien festgenommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Sie werden beschuldigt, geheime Informationen an einen Ex- Geheimdienstoffizier weitergegeben zu haben, der als Kopf der Bande fungiert haben soll.

Dessen Frau, die neben der bulgarischen auch die russische Staatsbürgerschaft besitzt, agierte den Angaben zufolge als Kontaktperson zwischen ihrem Mann und der russischen Botschaft. Die Beschuldigte habe einem Botschaftsmitarbeiter vertrauliche Informationen über Bulgarien und seine EU- und Nato-Partner übergeben, sagte die Sprecherin der bulgarischen Staatsanwaltschaft, Sijka Milewa. Im Gegenzug habe sie Geld für sich und ihre Komplizen kassiert.

Laut Staatsanwaltschaft ist es das «erste Mal in der jüngeren Geschichte», dass ein solches Spionage-Netzwerk in Bulgarien enttarnt wurde. Die Ermittler stützen sich unter anderem auf abgehörte Telefonate zwischen Mitgliedern der Gruppe. Zudem verfügen sie über belastende Videoaufnahmen, welche die Vorwürfe gegen die festgenommenen Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums erhärten.

Zunächst war von Ermittlungen gegen zwei Militärangehörige die Rede gewesen. Später präzisierte die Staatsanwaltschaft ihre Angaben und erklärte, es handele sich vielmehr um drei Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums. Auch ein früherer Militärattaché, der für Verschlusssachen im bulgarischen Parlament zuständig ist, wurde demnach festgenommen. Einer der Verdächtigen wurde wieder auf freien Fuss gesetzt, weil er mit den Behörden kooperierte.

Das bulgarische Aussenministerium lobte die Arbeit der Ermittler. Es sei nicht das erste Mal, dass von ausländischen Botschaften aus Aktivitäten unternommen worden seien, «die unvereinbar sind mit der Wiener Konvention». Solche Fälle seien «inakzeptabel», erklärte das Ministerium.

Der EU- und Nato-Mitgliedstaat Bulgarien unterhält traditionell enge wirtschaftliche Beziehungen zu Russland. Seit Herbst 2019 belasteten aber mehrere Spionageaffären das Verhältnis beider Länder. Fünf russische Diplomaten und ein Botschaftsmitarbeiter wurden seitdem aus Bulgarien ausgewiesen. Sie hatten sich mit Hilfe bulgarischer Komplizen Zugang zu geheimen Unterlagen verschafft.

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