27 Flüchtlinge warten derzeit auf eine Aufnahme in Malta. Amnesty International wirft dem Land «illegalen» Umgang mit Flüchtlingen vor.
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Flüchtlinge an Bord des Tankers «Maersk Etienne» - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Amnesty Internationale wirft Malta «illegale» Massnahmen gegen Flüchtlinge vor.
  • Die Abweisung von Flüchtlingen habe zu möglicherweise vermeidbaren Todesfällen geführt.
  • Derzeit warten 27 Flüchtlinge auf eine Aufnahmen vor Malta.

Amnesty International hat schwere Vorwürfe gegen Malta wegen des Umgangs mit Flüchtlingen erhoben. Die «gefährlichen und illegalen» Massnahmen des Mittelmeerstaats bei der Abweisung von Flüchtlingen hätten möglicherweise zu vermeidbaren Todesfällen geführt. Dies heisst es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation.

Derzeit sehen sich Malta und andere EU-Mittelmeerstaaten mit Forderungen nach Aufnahme von 27 Flüchtlingen konfrontiert. Diese harrren seit einem Monat auf dem dänischen Tanker «Maersk Etienne» aus.

«Eskalation von Taktiken» gegen Aufnahme

Amnesty warf Malta eine «Eskalation von Taktiken» gegen die Aufnahme von Flüchtlingen vor. Dazu gehörten rechtswidrige Zurückweisungen nach Libyen, die Umlenkung von Booten in Richtung Italien und das illegale Festhalten hunderter Menschen auf schlecht ausgerüsteten Fährschiffen ausserhalb der maltesischen Hoheitsgewässer.

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Flüchtlinge in einem überfüllten Holzboot im Mittelmeer vor der Küste von Libyen. - dpa

Malta hatte im Mai ein Abkommen mit Libyen geschlossen. Durch dieses soll verhindert werden, dass Flüchtlinge aus dem nordafrikanischen Land auf die Insel gelangen. Diese Vereinbarung setze Flüchtlinge nach ihrer Rückführung nach Libyen noch stärker als zuvor der brutalen Behandlung in dortigen Lagern aus. So kritisierte Amnesty in dem 34-seitigen Report.

Seit Jahresanfang nahm Malta dem Bericht zufolge 2161 illegal ins Land gelangte Menschen auf. Die Ressourcen und Anstrengungen, die Malta dabei aufgebracht habe, seien für ein derart kleines Land «ohne Zweifel beachtlich», räumte Amnesty ein. Gleichwohl entbinde dies den Inselstaat nicht von seiner Verantwortung, einen sicheren Ort der Unterbringung für die unter seiner Koordination geretteten Menschen auszuweisen.

Lage auf «Maersk Etienne» verschlechtert sich

Mehrere internationale Organisationen hatten am Montag auf die sich «rapide» verschlechternde Lage an Bord des dänischen Tankers «Maersk Etienne» hingewiesen. Auf diesem befinden dem sich 27 Flüchtlinge. Der Tanker hatte die Migranten am 4. August auf Bitten Maltas aufgenommen, nachdem sie auf dem Weg von Libyen in die EU in Seenot geraten waren. Später jedoch wies der maltesische Regierungschef Robert Abela jede Verantwortung für die Geretteten zurück.

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«Alan Kurdi» der deutschen Organisation Sea-Eye - sea-eye.org/AFP

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), die Internationale Organisation für Migration (IOM) und die Internationale Schifffahrtskammer (ICS) warfen den EU-Mittelmeeranrainern vor, gegen internationales Recht zu verstossen, sollten sie sich weiterhin weigern, die 27 Flüchtlinge von Bord gehen zu lassen. «Wir können nicht länger tatenlos zusehen, wie die Regierungen die Notlage dieser Menschen ignorieren», erklärte ICS-Generalsekretär Guy Platten.

In der ersten Jahreshälfte 2020 waren nach Angaben des UNHCR bereits 14'481 Menschen von der libyschen Küste aus in Richtung Europa aufgebrochen.

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