Frankreich hat am Donnerstag 15 Frauen und 40 Kinder aus Gefangenenlagern für Angehörige mutmasslicher Dschihadisten im Nordosten Syriens in ihr Heimatland zurückgeholt.
IS-Anhängerinnen mit Kind
IS-Anhängerinnen mit Kind - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Minderjährige laut Aussenministerium in Obhut der Jugendämter übergeben.
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Die Minderjährigen seien in die Obhut der zuständigen Jugendämter übergeben worden und würden medizinisch-sozial betreut, teilte das französische Aussenministerium am Donnerstag mit. «Die Erwachsenen wurden den zuständigen Justizbehörden übergeben», hiess es in der Erklärung. Diese Rückführung nach Frankreich ist zahlenmässig die grösste seit drei Monaten.

Die Frauen und Kinder kamen nach Behördenangaben am Donnerstag um 03.30 Uhr in Villacoublay in der Nähe von Paris an. Wie es aus Sicherheitskreisen hiess, handelt es sich um 14 Mütter, eine junge Frau ohne Kinder und 40 Minderjährige.

Die Frauen gehören zu jenen Französinnen, die sich freiwillig in die von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) kontrollierten Gebiete in Syrien und im Irak begeben hatten und bei der Zerschlagung des vom IS ausgerufenen «Kalifats» 2019 gefangen genommen waren. Viele der Kinder wurden vor Ort geboren.

Die französische Regierung hat sich lange Zeit geweigert, Hunderte von französischen Kindern zurückzuholen, die in den von Kurden kontrollierten Lagern festgehalten werden - nicht zuletzt wegen der verheerenden vom IS verübten Anschläge 2015 in Paris, bei denen 130 Menschen getötet wurden.

Erst im September verurteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Frankreich, weil Rückführungsanträge von Familien inhaftierter mutmasslicher IS-Anhängerinnen nicht angemessen geprüft worden seien. Daraufhin hatte sich das Aussenministerium bereit erklärt, weitere Rückführungen «in Betracht zu ziehen», «wann immer die Bedingungen dies erlauben».

Bei der letzten grösseren Rückholaktion im Juli flog Frankreich auf Druck von Aktivisten 35 Kinder und 16 Mütter aus den syrischen Lagern aus. Damals hatten die für die Terrorismusbekämpfung zuständigen Behörden mitgeteilt, dass sich noch rund 100 Frauen und fast 250 Kinder dort befänden.

Insgesamt kehrten vor der jetzigen Heimkehr etwa 300 französische Minderjährige nach Frankreich zurück, 77 davon durch Rückführung, wie Justizminister Éric Dupond-Moretti Anfang Oktober bei einer Anhörung vor dem französischen Senat berichtete.

Bei der Zerschlagung des IS 2019 wurden viele seiner Anhänger gefangen genommen und sitzen seitdem in Lagern in Nordsyrien in Haft. Kurdische Behörden haben wiederholt gefordert, die Menschen aus den überfüllten Lagern in ihre Heimatländer zurückzuschicken.

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