Weltweit haben Ökologen tausende Teebeutel in Böden vergraben. Was kurios klingt, ist durchaus seriöse Wissenschaft.
Weltweit haben Forschende über 35'000 Teebeutel in Böden vergraben – und buddelten einige von diesen nun nach drei Monaten wieder aus.  Bild: Flurin Sutter/WSL
Weltweit haben Forschende über 35'000 Teebeutel in Böden vergraben – und buddelten einige von diesen nun nach drei Monaten wieder aus. Bild: Flurin Sutter/WSL - Community
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mithilfe einer originellen Methode wollen Forschende den Abbau von totem Material in Waldböden besser verstehen.
  • Weltweit vergruben sie insgesamt 35’000 Beutel von Grün- und Rooibostee an 570 Standorten.
  • Grüntee besteht aus Blättern und Rooibostee aus gemahlener Baumrinde. Sie simulieren also totes Material in Wäldern.
  • Erste Resultate zeigen: Die Abbaurate hängt vor allem von der Teesorte ab, das lokale Klima spielt kaum eine Rolle.

Blätter, die im Herbst von den Bäumen fallen, sind bereits im nächsten Frühling schon wieder verschwunden. Regenwürmer und andere Kleinstlebewesen sorgen dafür, dass der Waldboden nicht mit einer dicken Schicht aus Laub und toten Tieren überwuchert wird. Diesen Prozess im Wald zu verstehen, ist in Zeiten des Klimawandels besonders wichtig: Denn der im toten Material gebundene Kohlenstoff entweicht beim Abbau wieder als CO2 in die Atmosphäre.

Doch wie klimatische Bedingungen und Abbau des toten Materials genau zusammenspielen, ist bisher unklar. Zwar untersuchten Ökologen diesen Prozess schon früher an vielen Orten weltweit. Die Resultate waren aber nicht vergleichbar, denn die Forscher verwendeten verschiedenste Pflanzenarten, die noch dazu in völlig unterschiedlichen Säckchen verpackt waren.

Niederländische Forschende kamen nun auf eine unkonventionelle Idee: Sie verbuddelten zwei Sorten handelsüblicher Teebeutel der Marke Lipton, nämlich Grün- und Rooibostee. Grüntee besteht aus Blättern und Rooibostee aus gemahlener Baumrinde. Die Sorten eignen sich daher, um das Verrotten von totem Material in Wäldern zu simulieren.

Der Kampagne schlossen sich Forschende aus aller Welt an. Sie vergruben inzwischen an 570 Standorten insgesamt über 35'000 Teebeutel. Auch in der Schweiz verscharrten Wissenschaftler Teebeutel auf zahlreichen Versuchsflächen. Nach jeweils drei, zwölf, 24 und 36 Monaten wird jedes Säckchen wieder ausgraben, um zu bestimmen, wie viel des Tees bereits abgebaut wurde.

Die ersten Resultate nach drei Monaten zeigen nun: Grüntee hat sich in allen Klimazonen und Lebensräumen deutlich schneller abgebaut als Rooibostee. Dank diesen weltweit erstmals standardisiert erhobenen Daten wird es möglich sein, bisherige Schweizer Resultate in einem globalen Zusammenhang zu betrachten. So zeigte sich etwa schon, dass das örtliche Klima kaum eine Rolle bei der Abbaurate des Tees spielt. Ob dies auch langfristig so ist, werden die Teebeutel in ein oder zwei Jahren verraten.

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