In Zürich sind etliche Kandidaten mit über 100'000 Stimmen bei den Wahlen 2023 gescheitert. Thomas Rechsteiner dagegen wurde mit nur 2423 Stimmen wiedergewählt.
Thomas Rechsteiner Wahlen 2023
Thomas Rechsteiner schafft die Wiederwahl als Nationalrat in Appenzell Innerrhoden. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Thomas Rechsteiner (Die Mitte) wurde in Appenzell Innerrhoden wiedergewählt.
  • Da er der einzige Kandidat war, erstaunt dies nicht wirklich.
  • Dass im dazu 2423 Stimmen reichten, wirkt im Vergleich mit anderen Gescheiterten kurios.
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Seit vier Jahren sitzt Thomas Rechsteiner (Die Mitte) im Nationalrat. Seit Sonntag steht fest, dass sein Mandat um vier weitere Jahre verlängert wird. Doch eigentlich war dies bereits vor den Wahlen klar.

Denn im Kanton Appenzell Innerrhoden dominiert die ehemalige Christlichdemokratische Volkspartei seit fast 150 Jahren. Sie stellte immer sowohl den National- als auch den Ständerat. Rechsteiner war nicht nur der einzige Kandidat der heutigen Mitte-Partei, sondern der einzige überhaupt.

Innerrhödler bei Wahlen 2023 kaum an der Urne

Angesichts der mangelnden Alternativen und der klaren Haltung der Stimmbevölkerung erstaunt die tiefe Wahlbeteiligung nicht. Mit 24,5 Prozent lag sie so tief wie nirgends in der Schweiz bei den Wahlen 2023. So kam es, dass Thomas Rechsteiner 2423 Stimmen (86 Prozent) für die Wiederwahl reichten. Am zweitmeisten erhielt Säckelmeister Ruedi Eberle (SVP) mit 68 Stimmen.

Wahlen 2023 Appenzell
In Appenzell-Innerrhoden lag die Wahlbeteiligung bei den Wahlen 2023 bei gerade mal 24,5 Prozent. - keystone

Zum Vergleich: Im bevölkerungsreichsten Kanton Zürich reichte es für Therese Schläpfer (SVP) mit 120'148 Stimmen nicht für die Wiederwahl. Und auch Corona-Skeptiker Nicolas Rimoldi blieb mit 10'400 Stimmen chancenlos. Sogar «Tschugger»-Star Olivier Imboden hatte bei den Wahlen 2023 das Nachsehen mit 12'000 Stimmen.

Jeder Kanton muss im Nationalrat vertreten sein

Dass Thomas Rechsteiner gewählt wird und Therese Schläpfer, mit fast 50 Mal mehr Stimmen, aber nicht, ist durchaus demokratisch legitimiert. Denn einerseits werden die Sitze nach der Bevölkerungszahl auf die Kantone verteilt. Andererseits steht aber jedem Kanton mindestens ein Sitz zu. Ohne diese zweite Bedingung hätte der Kanton Appenzell Innerhoden nicht einmal Anspruch auf einen halben Sitz.

Hinzu kommt, dass Kantone mit nur einem Sitz ihre Vertreter nach dem Majorz-System wählen: Wer die meisten Stimmen erhält, ist gewählt. In den grösseren Kantonen kommt das Proporz-Wahlsystem zum Zuge: Zuerst werden die Mandate im Verhältnis zur Anzahl Stimmen auf die Parteien verteilt. Erst danach auf die Personen nach ihrer Position innerhalb der Listen – ein weiterer Faktor, der Kandidatin Schläpfer & Co. zum Verhängnis wurde.

Welche Partei haben Sie gewählt?

Doch Rechsteiner kann ja nun mal nichts dafür, dass er Innerrhödler ist. Zudem konnte er offensichtlich seine Wählerschaft mit seiner Arbeit überzeugen: Bei den Wahlen 2023 erhielt er über 400 Stimmen mehr als noch 2019. Und immerhin brachte er per Motion den Bundesrat dazu, eine übergeordnete Strategie zur Sicherheit und Verteidigung der Schweiz zu erarbeiten.

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