Politik-Experte Claude Longchamp rechnet bei den Ständeratswahlen mit keinen grossen Verschiebungen – trotz vieler Rücktritte. Bei Nau.ch erklärt er warum.
Claude Longchamp spricht über die möglichen Szenarien bei den Ständeratswahlen. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • In genau 10 Tagen ist es so weit: Die Schweiz wählt die 46 Ständerätssitze neu.
  • Claude Longchamp erklärt, warum er trotz vieler Wechsel keine Verschiebungen erwartet.

CVP und FDP beherrschen den Ständerat, und wenn sie sich nicht einig werden, können sei einzeln mit der SP Mehrheiten schaffen. Das bewahrt die kleine Kammer vor Überraschungen.

Die Konstanz des Ständerates ist namentlich bei Rücktritten fraglich. Mit 19 Rücktritten auf 46 Sitze ist das diesmal der Fall. Im Kanton Aargau treten mit Pascale Bruderer von der SP und Philipp Müller von der FDP gleich beide Bisherigen zurück.

Zwei Regeln bei Rücktritten im Ständerat

Die Regel hier: Die Kandidaten der bisherigen Parteien haben einen Vorteil, wenn diese regelmässig im Ständerat vertreten sind. Das favorisiert FDP-Kandidat Thierry Burkart, nicht aber SP-Bewerber Cédric Wermuth.

Gemäss der zweiten Regel haben auch Personen mit der stärksten Hausmacht einen Vorteil. Das spricht für Hansjörg Knecht (SVP). Wermuths aktiver Basiswahlkampf dürfte sich vorteilhaft auf das SP-Ergebnis bei den Nationalratswahlen auswirken. Für den Ständerat dürfte es aber nicht reichen.

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Vier der Aargauer Kandidierenden für den Ständerat: Thierry Burkart (FDP, l.), Cédric Wermuth (SP), Marianne Binder (CVP), Hansjörg Knecht (SVP). - Keystone

Offenes Rennen im Baselland

Die zweiten spannenden Ständeratswahlen sind im Kanton Basellandschaft. Auch da muss die SP ihren bisherigen Sitz verteidigen. Stark ist die Konkurrenz seitens der grünen Nationalrätin Maya Graf. Sie setzt voll auf Kompensation der Untervertretung von Frauen in der kleinen Kammer. Der erste Wahlgang ist ganz offen.

Eric Nussbaumer (SP) tritt im zweiten nur an, wenn er vor Graf liegt. Umgekehrt ist dies jedoch nicht zwingend so. Das würde auch für die zweite Runde viel Spannung mit offenem Ende versprechen. Treten zwei Rotgrüne gegeneinander an, dürfte Daniela Schneeberger (FDP) die lachende Dritte im Bunde sein.

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Die vier Ständeratskandidierenden im Kanton Baselland: Daniela Schneeberger (FDP, l.), Eric Nussbaumer (SP), Maya Graf (Grüne), Elisabeth Augstburger (EVP). - Keystone/Twitter

Zweite Wahlgänge wird es auch in einigen anderen Kantonen geben. Doch zeichnen sich überall Favoriten ab.

In Bern sind es der Bisherige Hans Stöckli (SP) und die neue Beatrice Simon (BDP). Die Regierungsrätin wurde stets mit Spitzenergebnissen in Majorzwahlen gewählt. Die Nationalräte Werner Salzmann (SVP), Christa Markwalder (FDP) und Regula Rytz (Grüne) haben deshalb nur Aussenseiterchancen.

Stabilität trotz vielen Rücktritten

Im Kanton Luzern treten der Bisherige Damian Müller (FDP) und die neue Andrea Gmür (CVP) gemeinsam an. Hält die Mitte-Allianz, sind beide gewählt. Bröckelt sie, winkt Nationalrat Franz Grüter (SVP) die Chance des rechten Herausforderers.

Im Kanton Zürich schliesslich sind die beiden Bisherigen, Daniel Jositsch (SP) und Ruedi Noser (FDP) die Favoriten. Bei Roger Köppel wird ein ähnlicher Effekt wie bei Wermuth im Aargau spielen. Er nützt der parteiinternen Mobilisierung, wird aber nicht Ständeherr.

Die Prognose zum Ständerat steht auf «Stabilität» – den vielen Rücktritten zum Trotz. An der Blockstärke werden die Ständeratswahlen 2019 aller Voraussicht nach nichts ändern. Die Kleine Kammer wird ihrem Ruf als stabiles Element im Politsystem auch 2019 gerecht werden.

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