Jo Lang (Grüne) hat das Attentat von Zug 2001 überlebt und verwendet dieses als Argument für das neue Waffenrecht. Die Gegner decken ihn mit Häme ein.
Jo Lang Waffenrecht
Josef (Jo) Lang , alt Nationalrat und Mitgründer der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA), schneidet symbolisch einen Stacheldraht durch an einem Friedensmarsch am Grenzübergang von Deutschland zur Schweiz in Weil am Rhein 1. August, 2014. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Jo Lang (Grüne) bringt das Zuger Attentat als Argument für das Waffenrecht ins Spiel.
  • Die Gegner reagieren heftig und bezeichnen Lang als Feigling.
  • Auch CVP-Präsident Gerhard Pfister reagiert. Er und Lang sind Überlebende des Attentats.

Einer der Kernpunkte bei der Revision des Waffenrechts, über die wir in einem Monat abstimmen, ist die Grösse der Magazine. Statt 30 sollen darin nur noch maximal 10 Patronen Platz haben. Der Grüne Ex-Nationalrat Jo Lang bringt das Attentat von Zug mit 14 Toten als Argument ins Spiel. Und erntet Kritik von beiden Seiten.

Magazinwechsel als Chance für Überwältigung des Täters

Langs Argument: Wenn der Attentäter Fritz Leibacher statt 30er- nur 10-Magazine gehabt hätte, hätte er viel öfter nachladen müssen. 91 Schüsse gab der Täter ab, er hätte somit «nicht 2mal, sondern 8mal wechseln müssen», schreibt Lang auf Twitter. Magazinwechsel seien die einzige Chance, einen Täter zu überwältigen.

Zuger Attentat
Ambulanzen vor dem Rathaus in Zug, am 27. September 2001. 14 Menschen starben beim Amoklauf während einer Sitzung des Kantonsrates - Keystone

Das sorgt für Kritik – und nicht nur von der feinen Art. Pikant dabei: Jo Lang ist selbst ein Überlebender des Attentats. Er war damals als Kantonsrat im Ratshaussaal. Dass er «die Opfer für politische Zwecke instrumentalisiere» sei aber völlig unangebracht, schreiben Twitter-User.

Behörden schuld – und Lang ein Feigling?

SVP-Nationalrat Claudio Zanetti reagiert besonders harsch. Er kehrt den Spiess um und gibt nicht den Magazinen, sondern den Zuger Behörden die Schuld am Attentat. Was wiederum CVP-Präsident Gerhard Pfister auf den Plan ruft: Zanetti solle den Tweet umgehend löschen, ebenfalls aus Respekt gegenüber den Opfern. Pfister greift aber auch Lang an, dieser solle nicht mit dem Zuger Attentat für das Waffenrecht argumentieren.

Obwohl die CVP für das Waffenrecht ist und obwohl Pfister ebenfalls als Kantonsparlamentarier im Ratssaal das Attentat überlebte. Die massivste Kritik kommt aber vom Nein-Komitee selbst: Jo Lang sei dann wohl ein Feigling oder erzähle Blödsinn. Weil er die zwei Gelegenheiten nicht nutzte, beim Nachladen den Täter eigenhändig zu überwältigen.

Waffenrecht-Gegner können schneller nachladen

Oder dauert es am Ende gar nicht so lange, nachzuladen? Darauf zielt der Vorwurf des Nein-Komitees ab, Lang erzähle «Geschichtchen» mit «schwindelerregendem Blödsinn». Diverse andere Schützen hauen in dieselbe Kerbe: Nachladen sei innert Sekunden möglich, viel zu kurz für eine Überwältigung.

Einen Attentat-Überlebenden als Feigling zu bezeichnen sollte nicht zu den Argumenten im Abstimmungskampf gehören. Aber auch der zu kurze Magazinwechsel wirft die Frage auf, warum kleine Magazine dann so ein Politikum sind. Zudem fördert eine kurze Internet-Recherche zahlreiche Beispiele zutage von Attentätern, die beim Nachladen überwältigt wurden.

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