Weil Frauen schwanger werden, verursachen sie höhere Kosten. Darum verlangen Versicherungen von ihnen höhere Krankentaggelds-Prämien.
Schwangerschaft Versicherungen Kind
Künftig soll schwangeren Frauen, die mindestens zwei Kinder oder mehr erwarten, ein längerer Mutterschaftsurlaub erlaubt werden. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Versicherungsprämien für Krankentaggeld sind bei Frauen höher als bei Männern.
  • Der Grund: Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung führen zu höheren Krankheits-Kosten
  • Viele Versicherer bieten den Unternehmen aber Mischrechnungen mit gleichen Prämien an.
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Vor gut einer Woche gingen tausende Schweizerinnen und Schweizer auf die Strasse. Am Frauenstreik forderten sie gleiche Chancen, Rechte und Pflichten. Nun zeigt sich: Stellt ein Unternehmen viele Frauen an, wird es bestraft.

Bei vielen Versicherungen nämlich kosten die Prämien für das Krankentaggeld von Frauen mehr als jene für Männer. Wer viele Frauen beschäftigt, ist entsprechend mit höheren Kosten konfrontiert.

Frauen-Strafe bei Versicherungen

SP-Nationalrätin Barbara Gysi hat darum einen Vorstoss eingereicht. Sie will die «Frauen-Strafe» untersucht und wenn möglich korrigiert wissen.

Versicherungen
SP-Nationalrätin Barbara Gysi fordert, dass Versicherungen für beide Geschlechter gleich hohe Prämien zahlen. - Keystone

Doch wie kommt es überhaupt, dass Versicherungen ungleiche Prämien verlangen? «Generell kann man sagen, dass gemäss unserer Statistik Frauen einen höheren Schadenaufwand vorweisen», erklärt Nicole Horbelt von der Axa Winterthur.

Versicherungen bestrafen Schwangerschaft

Die meisten Versicherungen wälzen die Kosten nach dem Verursacher-Prinzip auf ihre Kunden ab.

Sie berechnen aus alten Kosten ein Schadens-Risiko. Bei Frauen ist das Risiko höher, Kosten zu verursachen, als bei Männern.

«Erklären lässt sich das in der Tat durch die längeren Krankheitszeiten durch Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft. Etwa Schwangerschaftskomplikationen», so Bernd de Wall, Pressesprecher der Allianz Suisse.

Versicherungen Kinder
Nicht nur Schwangerschaft und Geburt, auch die Kinderbetreuung führt laut Versicherungen dazu, dass Frauen öfter krank sind, als Männer. - Pixabay

«Hinzu kommt die Kinderbetreuung. Trotz zuletzt gemachter Fortschritte auf dem Gebiet der Gleichberechtigung. Diese ist  immer noch oft Frauensache. Dementsprechend erkranken Mütter eher an denselben Krankheiten wie ihre Kinder als das bei Vätern der Fall ist.»

Misch-Rechnungen sind möglich

Die Allianz Suisse kennt «in der Krankentaggeldversicherung unterschiedlich hohe Prämiensätze für Frauen und für Männer», bestätigt de Wall. Dennoch bietet sie auch Mischsätze an. So halten es auch zahlreiche andere Versicherungen, wie etwa die Mobiliar oder die Baloise.

Vatertag
Die Verbindung zwischen Vätern und ihren Kindern kann sehr stark sein. - Pixabay

«Ab einer bestimmten Grösse der Betriebe finden sich dann Einheitstarife», erklärt Baloise-Mediensprecherin Nicole Hess. Dann werden die Kosten zu gleichen Teilen auf Frauen und Männer verteilt.

Unternehmen können auswählen

Zumindest grössere Unternehmen könnten zudem eine Misch-Rechnung anfordern. Oder die Kosten intern selber zu gleichen Teilen auf alle Mitarbeitenden verteilen.

Vielen Arbeitgebern erscheint das fair. Da auch das «Verursachen» einer Schwangerschaft von beiden Geschlechtern getätigt wird.

Die Sicht der Zurich-Versicherung entspricht weitgehend jener der Allianz Suisse. Auch die Zurich könne bei Krankentaggeld-Versicherungen für Männer und Frauen differenzierte, risikogerechte Prämien berechnen. «Basis dafür sind Erfahrungswerte sowie objekive, messbare Kriterien», schreibt Mediensprecher Kay Schubert.

Wenn aber eine Firma dies wünsche, so berechne Zurich einen Einheitsprämiensatz für Männer und Frauen. «Diese Möglichkeit besteht schon seit Jahren», so Schubert.

Die Generali wollte die von Nau gestellten Fragen nicht beantworten.

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