Swissmem-Chef: «... dann müssen wir mehr arbeiten»

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Zürich,

In der Wirtschafts-«Arena» findet Swissmem-Chef Brupbacher, Work-Life-Balance sei kein Thema der Zukunft. SVP-Giezendanner will das Arbeitsgesetz neu denken.

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In der «Arena» argumentiert Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher gegen die Work-Life-Balance. - keystone, srf

Das Wichtigste in Kürze

  • In der «Arena» wehrt sich SGB-Lampart gegen mehr Sonntagsarbeit.
  • Swissmem-Brupbacher sagt, die Schweizer arbeiten nicht viel.
  • Grünen-Ryser warnt vor noch mehr Druck auf die Arbeitnehmenden.

Die «SRF Arena» hatte sich für einen poetischen Sendungstitel entschieden: «Oh du fröhliche, oh du schwierige Wirtschaftszeit?» Doch in der Sendung zum Zustand der Schweizer Wirtschaft ging es weit weniger besinnlich zu.

Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB, startet früh in der Sendung den ersten Angriff auf die Unternehmen: Diese seien die einzigen, die entlastet würden. Die Sozialbeiträge, spezifisch die Familienzulagen und die Prämien für die Unfall- sowie die Arbeitslosenversicherung, würden sinken.

Auf der Gegenseite würden Arbeitnehmer belastet durch steigende Krankenkassenprämien, steigende Mieten und stagnierende Löhne, während Unternehmen Gewinne machten.

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SGB-Chefökonom Daniel Lampart in der «Arena». - srf

Stefan Brupbacher, Direktor des Verbands der Tech-Industrie Swissmem, wirft dem Gewerkschaftler vor, mit falschen Zahlen zu argumentieren. In der Maschinenindustrie seien die Reallöhne in den letzten zehn Jahren um 6,3 Prozent gestiegen, trotz Frankenschwäche, Pandemie und Zöllen. Lampart betreibe «populistische Stimmungsmache gegen die Unternehmen».

Lampart wehrt sich, es seien die Zahlen des Bundesamts für Statistik. Und er erlebe es bei den Lohnverhandlungen: Arbeitgeber wollten keinen Teuerungsausgleich mehr geben.

SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner bezeichnet die Aussagen von Lampart als «Gschichtli». Dieser schliesse von einigen wenigen Unternehmen auf alle. Viele Betriebe hätten gelitten, auch wegen der USA.

Grünen-Ryser warnt vor zu grossen Investitionen im Ausland

Auch sein Unternehmen habe die Zölle gespürt, in der Logistik hätten sie «drakonisch geschmerzt». Die angekündigte Reduzierung von 39 auf 15 Prozent sei zwar eine Entlastung. Zuvor seien die Zölle aber bei 2 bis 3 Prozent gelegen. Vor diesem Hintergrund seien auch die 15 Prozent eine Belastung.

Bei den Zöllen sind sich alle einige, dass die Reduktion eine Entlastung bringt. Grünen-Nationalrätin Franziska Ryser gibt aber zu bedenken, dass dies mit einem Preis komme. Die angekündigten Investitionen und der Stellenabbau stünden in einem Zusammenhang. «Je mehr im Ausland investiert wird, desto grösser wird der Druck an den hiesigen Standorten.»

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Grünen-Nationalrätin Franziska Ryser in der «Arena». - srf

Giezendanner stimmt zu und plädiert für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. Man müsse dafür sorgen, dass die Investitionen im Land blieben. Zudem setzt er sich dafür ein, neue Märkte zu erobern. Denn «die USA schotten sich ab, und in Europa gibt es kein Wachstum mehr».

SGB-Lampart findet Lockerung der Sonntagsarbeits-Regelung «verrückt»

Der Nationalrat diskutiert aktuell über eine Lockerung der Regelung zu Sonntagsarbeit und der Länge der Arbeitszeit. Lampart wehrt sich dagegen: «Der Sonntag ist der Tag, an dem wir etwas miteinander machen und uns erholen können.» Neu müssten Leute, die nicht immer am gleichen Ort arbeiteten, an neun Sonntagen pro Jahr ohne Zuschläge arbeiten.

Sollen die Regeln zur Sonntagsarbeit gelockert werden?

Während der Gewerkschaftler das «verrückt» findet, kann es Swissmem-Direktor Brupbacher erklären: «Die Schweizer arbeiten heutzutage gar nicht so viel, sie können sich an anderen Tagen erholen.» Man arbeite hierzulande 300 Stunden weniger als in Spanien, Italien oder Polen. Dabei habe sich die Arbeitswelt flexibilisiert.

«Work-Life-Balance ist nicht das Thema für die Zukunft», so der Arbeitgeber-Vertreter. Denn für die Dekarbonisierung, die Sicherung der Sozialwerke und das Gesundheitswesen brauche man mehr Geld. «Dann müssen wir mehr arbeiten.»

SVP-Giezendanner will «Arbeitsgesetz komplett neu entwerfen»

Ryser stimmt zu, dass die Arbeitswelt flexibler geworden sei, die Work-Life-Balance sei aber nicht passé. Denn der Druck steige schon jetzt auf die Arbeitnehmer, es gebe immer mehr Burnouts. Den Arbeitsschutz zu senken, sei der falsche Weg.

Denn die Lockerung der Regeln zur Länge der Arbeitstage und Sonntagen betreffen nicht nur Menschen, die sich die Arbeit frei einteilten. Sondern auch jene, die sich nicht wehren könnten. «Wir brauchen ein Arbeitsgesetz, das Mindeststandards festlegt.»

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SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner in der «Arena». - srf

Giezendanner hat eine andere Meinung: «Wenn es nach mir ginge, sollten wir das Arbeitsgesetz komplett ausradieren und neu entwerfen.» Denn das aktuelle stamme aus den 60er-Jahren und sei für Fabrikarbeitsplätze gemacht worden. «Die Regulationen im Arbeitsgesetz behindern uns, wir müssen es neu denken.»

Grünen-Nationalrätin Franziska Ryser hingegen sagt: «Es besteht kein Bedarf, das Arbeitsrecht aufzuweichen und den Arbeitsschutz abzuschwächen.»

Kommentare

User #3577 (nicht angemeldet)

Rotgrüne haben gar nichts zu fordern.

User #3172 (nicht angemeldet)

Arbeitet euch bitte weiter in die Hölle vor. ich bin der einzige der überhaupt noch wandelt und anschaut was daraus entsteht.

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