Der Wahlkampf ist kaum lanciert – schon ist er hässlich. Die SVP Plakate stellen andere Parteien als Ungeziefer dar. Das kommt selbst intern nicht nur gut an.
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Die neuen SVP Plakate stellen ihre politischen Gegner als Ungeziefer dar. Das sorgt für heftige Kritik. Statt zu provozieren, will die Junge SVP lieber ärgern. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die neuen SVP-Plakate zeigen politische Gegner als Ungeziefer, das die Schweiz zerstört.
  • Die Empörung über das unappetitliche Sujet ist gross – und parteiintern umstritten.

«Wahlkampf!» So schreit SVP-Übervater Christoph Blocher persönlich seine Truppe an – zumindest im Trailer zum neuen Film der Volkspartei. Doch jetzt macht die Rechte wirklich ernst.

Rechtzeitig zum Sonntags-Brunch stellt die SVP in den sozialen Medien ihre neue Plakat-Kampagne vor. Und so manchem Schweizer dürfte die Züpfe dabei im Hals stecken geblieben sein.

SVP Plakate zeigen SP, Grüne und Co als Würmer

Denn die Wahlkampf-Zentrale der Blocher-Partei zeigt alle politischen Gegner und die Europäische Union als ekelerregende Würmer. Die «Linken und Netten» zerfressen einen Apfel, der offensichtlich die Schweiz repräsentieren soll.

Farblich klar markiert sind jedoch auch die bürgerlichen Parteien CVP (Orange) und FDP (Blau). Ob die SVP mit dem abstossenden Sujet ihr Wahlergebnis retten kann, ist fraglich. Sicher ist: Die ersten Reaktionen auf die Kampagne sind vernichtend.

Einige Polit-Interessierte stellen schon Vergleiche mit Kampagnen der Nationalsozialisten an.

Der grünliberale Nationalrat Beat Flach findet klare Worte.

Die hässliche Bildsprache zeige, «wie wenig die heutige SVP von schweizerischen Werten wie Anstand und Respekt hält.»

Claudio Zanetti: «Wer soll uns noch ernst nehmen?»

Selbst innerhalb der Partei stösst der Vergleich der politischen Gegner mit Würmern nicht nur auf Begeisterung.

«Was versprecht ihr euch von dieser unsäglichen Bildsprache?», fragt etwa SVP-Nationalrat Claudio Zanetti seine Parteispitze. Und: «Wer soll einen da noch ernst nehmen?»

Rösti: «Apfel wird tatsächlich ausgehölt»

Die SVP selbst geht offiziell nicht weiter auf die Botschaft der Kampagne ein. Parteipräsident Albert Rösti sagt dem «SonntagsBlick», der das Plakat abgedruckt hat, bloss: «Der schöne Schweizer Apfel wird tatsächlich ausgehölt!»

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SVP Chef Albert Rösti warnt im neuen Strategiepapier vor der Schweiz als mögliches «Eldorado für Kriminelle». - Keystone

Das begründet er mit einem «Komplott». Die anderen Parteien würden das Rahmenabkommen mit der EU nach den Wahlen «durchwinken» ist der Berner überzeugt.

Unpassende Themen für die SVP

Was er nicht sagt ist, dass die Sünneli-Partei dem Urnengang vom 20. Oktober entgegenzittert. Laut Polit-Barometer dürfte die Rechtspartei Wähleranteile und Sitze im Parlament verlieren.

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Im Oktober 2015 feierte die SVP unter Toni Brunner ein absolutes Rekord-Ergebnis. - Keystone

Ihre Kern-Themen Zuwanderung und Rahmenabkommen haben keine Konjunktur. Gleichzeitig ist die Partei bei aktuell heissen Themen wie Klimawandel, Krankenkassenprämien und Gleichberechtigung in der Defensive.

Die Parteispitze um Rösti will trotzdem an den altbewährten Themen festhalten, erklärte er letzte Woche. Und promt erklärten seine Mitstreiter in der Folge, dass Ausländer die Schweiz unsicher machen würden.

Ob durch den neuen Tiefpunkt im Wahlkampf tatsächlich eine neue EU-Debatte entsteht, scheint aber fraglich.

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