Die SP sucht nach Gründen für die Wahlverluste. Ein Faktor scheint gefunden: Eine neue Führung muss her. Doch über die Personalfragen schweigt die SP eisern.
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SP Levrat ist seit 2008 Präsident der SP Schweiz. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die SP erzielte bei den Wahlen das schlechteste Ergebnis seit 100 Jahren.
  • Regierungsrätin Jacqueline Fehr fordert den Abgang von Parteichef Christian Levrat.
  • Zahlreiche Partei-Prominente üben sich jedoch in Schweigen über eine mögliche Nachfolge.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Frei nach diesem Motto scheinen die SP-Parlamentarier derzeit den Elefanten im Raum ignorieren zu wollen: Soll – oder muss – Parteichef Christian Levrat abtreten und wer soll ihn beerben?

Den Stein ins Rollen gebracht hatte die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr. Sie forderte offen einen Wechsel an der Spitze. Es sei Zeit für eine junge und weibliche Führung der Partei.

Korrektur nach links oder Korrektur nach rechts?

Nach den historischen Verlusten bei den Wahlen Ende Oktober schoss auch Juso-Chefin Ronja Jansen gegen Partei-Kapitän Levrat. Die SP habe keine Vision, politisiere zu mittig, zu wenig links – es brauche wieder linke Alternativen, keine lauwarmen Kompromisse.

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Die Präsidentin der Juso, Ronja Jansen, an der ausserordentlichen Jahresversammlung der JUSO Schweiz. - Keystone

Ganz anders sieht das SP-Ständerat Daniel Jositsch. SP-Wähler drohen zu den Grünliberalen abzuwandern, warnt der Zürcher. Er will den rechten Flügel der Partei stärken, verlangt eine Vertretung im Präsidium.

Jacqueline Fehr schlägt für das Post-Levrat-Präsidium mehrere Kandidaten vor: Mattea Meyer, Nadine Masshardt, Flavia Wasserfallen, Samira Marti oder Barbara Gysi.

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Min Li Marti, Nationalrätin SP Zürich. - Keystone

Für Min Li Marti sind alle fünf Genannten «hervorragend» und gut geeignet für die Levrat-Nachfolge. «Frauenkandidaturen würde ich grundsätzlich begrüssen», erklärt sie.

Allerdings: «Für mich muss es keine Einzelperson sein, es wäre auch ein Co-Präsidium denkbar.» Das würde wiederum auch Cédric Wermuth, Jon Pult oder Beat Jans zurück ins Spiel bringen. Etwa in einer Doppelspitze mit Shootingstar Meyer?

Schliesslich war die Winterthurerin während ihres Studiums persönliche Mitarbeiterin Wermuths. Die beiden sind politisch ein Herz und eine Seele und persönlich eng befreundet.

Samira Marti und Ada Marra wollen abwarten

Die ebenfalls erwähnte Samira Marti sagt auf Anfrage: «Es ist nichts Neues, dass die Präsidiumszeit von Christian Levrat langsam zu Ende geht.» Wie Jansen vermisst Marti eine Vision. Diese müssten allfällige Kandidierende unbedingt mitbringen, so die Baselbieterin.

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Samira Marti, SP-BL. - keystone

Vorderhand wollen die Genossen jedoch die zweiten Wahlgänge der Ständeratswahlen und die Delegiertenversammlung am 30. November abwarten. Dort werde die Partei «eine umfassende inhaltliche und personelle Analyse durchführen», wie Ada Marra sagt.

SP übt sich im Warten

Auch Mattea Meyer will diese Bilanz abwarten, bevor sie Spekulationen um einen möglichen Rücktritt kommentiere. Allerdings hält die bald 32-Jährige fest: «Das Parteipräsidium ist ein spannendes, herausforderndes Amt, bei dem sich in den kommenden Jahren viel bewegen lässt.»

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Mattea Meyer sitzt seit 2015 für die SP im Nationalrat. Beerbt sie Christian Levrat als SP-Parteichef? - Keystone

Konkret stelle sich die Frage jedoch erst dann, wenn Levrat den Chefstuhl tatsächlich frei wird. Bis dahin gilt offenbar: Wer sich zuerst bewegt, verliert.

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