Bei Tausenden Ukraine-Flüchtlingen ist der «Status S» bereits wieder gestrichen worden. In den allermeisten Fällen aber auf eigenen Wunsch.
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Bisher registrierten sich über 65'000 Personen für ein Gesuch um einen Schutzstatus S in den Bundesasylzentren. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/DPA/DANIEL REINHARDT

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Tausenden Ukraine-Flüchtlingen gilt der Schutzstatus S als «beendet».
  • In den allermeisten Fällen geschieht dies freiwillig.
  • Die Zahl derer, die auf den Schutzstatus S verzichten, steigt stark an.
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Es war eine Hauruck-Übung für die Schweiz, aber gemäss Justizministerin Karin Keller-Sutter eine für alle Seiten erfolgreiche. Wegen der Tausenden von Flüchtlingen aus dem Ukraine-Krieg wurde erstmals der Schutzstatus S aktiviert.

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Bundesrätin Karin Keller-Sutter im Gespräch mit der ukrainischen Geflüchteten. Der Bundesrat möchte die Integration der Personen mit Schutzstatus S vorantreiben. - Keystone

Mit ihm erhalten die Kriegsvertriebenen rasch und unbürokratisch Schutz, ohne dass ein ordentliches Asylverfahren durchgeführt wird. Bei Tausenden Ukraine-Flüchtlingen wurde der Schutzstatus inzwischen aber wieder beendet.

Über 99 Prozent freiwilliger Verzicht

Bis Ende September haben 65'467 Personen den Schutzstatus S erhalten. Bei rund jeder zwanzigsten Person ist der Status S aber bereits wieder erloschen. 3650 Flüchtlinge haben den von der Schweiz offerierten Schutz damit verloren. Denn immer mehr Ukrainerinnen und Ukrainer sagen: «Danke, aber nein danke.»

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Oleg Kowal steht am polnischen Grenzübergang Medyka. Er will zurück in die Ukraine, um gegen die russischen Truppen zu kämpfen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa - dpa-infocom GmbH

Denn in den allermeisten Fällen wird der Schutzstatus S «freiwillig» beendet, erklärt das Staatssekretariat für Migration (SEM). Nur gerade bei 13 Personen musste er von Amtes wegen widerrufen werden. Alle anderen haben freiwillig darauf verzichtet und ein Grossteil hat gemäss SEM-Zahlen auch Rückkehrhilfe erhalten.

Schutzstatus S: Nach zwei Wochen ist Schluss

Der Schutzstatus S berechtigt grundsätzlich zu vielen Freiheiten. Innerhalb des Schengenraums darf man grundsätzlich pro Halbjahr drei Monate lang reisen. Ausserhalb des Schengenraums geht das SEM nach zwei Monaten davon aus, dass der Lebensmittelpunkt verlegt wurde, womit der Schutzstatus erlischt. Viel strenger gehandhabt werden aber Reisen in die Heimat.

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Geflüchtete Ukrainer, die sich länger als 15 Tage pro Quartal in ihrem Heimatland aufhalten, können unter Umständen ihren Schutzstatus S in der Schweiz verlieren. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/MICHAEL BUHOLZER

Diese sind zwar nicht verboten, aber pro Quartal sind maximal 15 Tage Aufenthalt in der Ukraine erlaubt. Die Vermutung liegt nahe, dass meistens eine Verletzung dieser Regeln dazu führte, dass der Status S widerrufen wurde. Möglicherweise auch infolge Nachlässigkeit, denn eigentlich sollten Flüchtlinge ihren Verzicht per Formular kundtun. Zwar haben auch Ukraine-Flüchtlinge anderer Nationalitäten den Schutzstatus S erhalten, widerrufen wurde er aber ausschliesslich bei ukrainischen Staatsbürgern.

Je länger je mehr Rückkehrer

Naturgemäss sind anfangs kaum Flüchtlinge gleich wieder abgereist. Doch Monat für Monat verdoppeln sich die Zahlen beinahe. Während im August noch knapp tausend Personen auf den Schutzstatus S verzichteten, waren es im September schon fast 1700.

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Schutzstatus S: Die Zahlen der neu Hinzukommenden und meist freiwillig Verzichtenden nähern sich einander an. - SEM / Nau.ch

Gleichzeitig ist die Zahl der neu bewilligten Gesuche ungefähr stabil geblieben bei etwas unter 3000. Je nach Kriegsverlauf könnte sich die Zahl der Flüchtlinge mit Status S bald einpendeln oder gar zu sinken beginnen.

Hatten Sie schon Kontakt mit Flüchtlingen aus der Ukraine?

Mit den verstärkten russischen Angriffen auf die ukrainische Infrastruktur, auch abseits der Frontlinien, scheint dies im Oktober aber weniger wahrscheinlich. Die Ukraine selbst macht neu sogar Kampagne gegen Rückkehrer. Wenn schon, dann bitte erst im Frühling: Das eigene Land sei zu zerstört, um die kalte Saison gut zu überstehen.

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