Offiziell will sich die SVP nicht zur scheinbar mangelnden Distanz der JSVP zu Rechtsradikalen äussern – doch Einzelne wollen Nils Fiechter an die Hand nehmen.
JSVP Rechtsextremismus Rechtsradikale Distanz
Der JSVP wird Nähe zu rechtsradikalen Personen und Gruppierungen vorgeworfen. Die SVP hält sich bedeckt – einzelne Akteure wollen der Jungpartei stärker auf die Finger schauen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Jungen SVP wird mangelnde Distanz zu rechtsradikalen Gruppen und Personen vorgeworfen.
  • Die SVP hält sich bedeckt – die Jungpartei sei eine «absolut eigenständige Partei».
  • Einzelne Akteure wollen den Jungpolitikern künftig dennoch besser auf die Finger schauen.
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Die Junge SVP sorgt derzeit für reichlich Negativschlagzeilen: Vor rund zwei Wochen hatte die «NZZ am Sonntag» über angebliche Sympathien der Jungpartei für die «Junge Tat» berichtet. Kurze Zeit später hatte sich die Aargauer Sektion der Jungpartei mit dem Rechtsradikalen Martin Sellner solidarisiert.

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Nils Fiechter und die JSVP stehen in der Kritik: Ihnen wird mangelnde Distanz zu rechtsradikalen Bewegungen wie die «Junge Tat» oder Personen wie Martin Sellner vorgeworfen. (Archivbild) - keystone

Schliesslich berichtete der «Sonntagsblick» übers Wochenende, dass sich JSVP-Strategie-Chefin Sarah Regez bereits im Mai 2023 mit dem Österreicher getroffen hatte. Organisiert wurde das Treffen demnach von Mitgliedern der rechtsradikalen Gruppierung «Junge Tat». Die Organisation steht – ähnlich wie Sellners «Identitäre Bewegung» – unter nachrichtendienstlicher Beobachtung.

Sarah Regez will «andere Meinungen anhören»

Auf Tiktok erklärt Regez diesbezüglich, dass sie nicht automatisch Denkmuster übernehmen würde, nur weil sie sich mit jemandem treffe: «Nichtsdestoweniger ist es doch wichtig, dass man auch andere Meinungen immer wieder anhört», wehrt sie sich in der Videobotschaft.

sarah regez
Sarah Regez spricht nach den schweren Vorwürfen auf Tiktok. - Screenshot

Schnell wurden externe und interne Stimmen laut, dass sich die JSVP-Spitze klar gegenüber rechtsextremen Personen und Inhalten distanzieren solle. Juso-Präsident Nicola Siegrist beispielsweise ist überzeugt: «Solche demokratiefeindlichen und menschenverachtenden Ideologien haben in unserer Gesellschaft nichts verloren.» Die mangelnde Distanzierung würde hingegen beweisen, dass die JSVP mit der «Jungen Tat» und Martin Sellner unter einer Decke stecke.

Mutterpartei SVP schweigt

Während andere Jungparteien lautstark eine klare Abgrenzung fordern, hüllt sich die Mutterpartei in Schweigen: Die JSVP sei eine eigenständige Partei, betont SVP-Parteipräsident Marcel Dettling gegenüber «SRF». Solche Vorfälle müsste die Jungpartei intern klären.

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Sarah Regez soll sich 2023 mit dem Rechtsradikalen Martin Sellner getroffen haben. (Archivbild)
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Auch JSVP-Parteipräsident Nils Fiechter wird mangelnde Distanz zu rechtsradikalen Personen und Inhalten vorgeworfen. (Archivbild)
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Bis 2023 war der Aktivist Martin Sellner der Sprecher des österreichischen Ablegers der «Identitären Bewegung» – eine aktionistische, völkisch orientierte Gruppierung. (Archivbild)

Ob sich die SVP ihre Jungpartei vor diesem Hintergrund zur Brust nehmen müsse, will auch Fraktionspräsident Thomas Aeschi nicht kommentieren. Ähnliche Töne stimmt auch Nationalrätin und Parteileitungsmitglied Sandra Sollberger an: «Die Junge SVP ist eine absolut eigenständige Partei. Deshalb wird sich die SVP nicht einmischen», erklärt sie.

Einzelne wollen JSVP auf die Finger schauen

Doch auch innerhalb der Mutterpartei formiert sich Widerstand. Die sichtliche Mühe der Jungpartei, sich von Rechtsradikalen zu distanzieren, könne nicht einfach mit Verweis auf deren Eigenständigkeit abgeschrieben werden. Nationalrat Hans Jörg Rüegsegger erklärt: «Wir sollten Nils Fiechter an die Hand nehmen – in gewissen Situationen.»

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SVP-Parteipräsident Marcel Dettling erklärt, dass die Junge SVP eine komplett eigenständige Partei sei – es sei nicht Aufgabe der Mutterpartei, solche Vorfälle zu klären. (Archivbild) - keystone

Der Berner befürchtet, dass am Ende die SVP Schaden nehmen könnte. Entsprechend müsse die Berner Kantonalpartei das Gespräch mit Nils Fiechter suchen. Der frisch gebackene JSVP-Präsident sitzt im Kantonsparlament – als SVP-Mitglied.

Sollte Sarah Regez wegen des mutmasslichen Treffens mit Martin Sellner aus dem Vorstand der JSVP zurücktreten?

Der Baselbieter SVP-Nationalrat Thomas de Courten ist gleicher Meinung: Die Behauptung, Fiechter und Regez, die privat ein Paar sind, hätten mit der SVP nichts am Hut, sei schlicht nicht korrekt. De Courten bedauert, dass sich die Parteispitze der SVP bedeckt hält. Er fordert: «Die Parteileitung sollte ihre Verantwortung wahrnehmen.»

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