Je nach dem, wer sich für den zweiten Wahlgang zurückzieht, könnten jeweils gleich beide Ständeratssitze der beiden grössten Kantone links-grün werden.
Regula Rytz Hans Stöckli
Regula Rytz (Grüne) und Hans Stöckli (SP) informieren über ihre gemeinsame Kandidatur für den Ständerat im 2. Wahlgang. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Bern und Zürich könnten SP und Grüne gleich beide Ständeratssitze holen.
  • Die Ausgangslage ist in beiden Kantonen aber unterschiedlich.
  • Im Kanton Zürich hängt vieles davon ab, ob SVP-Kandidat Roger Köppel im Rennen bleibt.

Bern und Zürich, die bevölkerungsreichsten Kantone, mit Zentrumsstädten und aber auch viel Land drumrum. Sie haben bisher je einen linken und einen bürgerlichen Ständerat gestellt. Doch das könnte sich ändern – und hängt ausgerechnet von SVP-Wortführer Roger Köppel ab.

Zwei weitere grüne Ständerätinnen möglich

Im ersten Wahlgang gewählt ist einzig Daniel Jositsch, der bereits seit 2015 für die SP Kanton Zürich im Ständerat sitzt. In zweiten Wahlgängen hängt jeweils viel davon ab, wer aufgibt und wer noch auf ein Wunder hofft. Im Kanton Zürich hoffen die Grünen – aber natürlich auch der wiederangetretene Ruedi Noser von der FDP.

Ruedi Noser Roger Köppel
Ruedi Noser (FDP) und Roger Köppel (SVP) checken ihre Handys im Zürcher Walcheturm während dem Wahlsonntag. - Keystone

Besser abgeschnitten als die Grüne Kantonalpräsidentin Marionna Schlatter im Züribiet hat Parteipräsidentin Regula Rytz im Kanton Bern. Sie liegt nur knapp hinter dem bisherigen SP-Mann Hans Stöckli und hat sogar um wenige Stimmen SVP-ler Werner Salzmann geschlagen. Ihre Chancen stehen deswegen aber nicht unbedingt besser als die von Schlatter.

Roger Köppel als Königsmacher

In Zürich zurückgezogen hat sich die Grünliberale Tiana Moser: Ihre Stimmen dürften sich auf Schlatter und Noser verteilen. Gleiches gilt für diejenigen, die im ersten Wahlgang Daniel Jositsch unterstützt haben. Bleibt SVP-ler Roger Köppel: Er würde in direkter Konkurrenz zu Ruedi Noser stehen. Die Bürgerlichen würden sich gegenseitig verhindern und den Weg für die Grüne Marionna Schlatter frei machen.

Daniel Jositsch Marionna Schlatter
Daniel Jositsch (SP) und Marionna Schlatter (Grüne) im Konferenzzentrum Walcheturm in Zürich am Wahlsonntag, 20. Oktober 2019. - Keystone

Köppel hat es nun in der Hand: Gibt er klein bei, verhilft er FDP-ler Ruedi Noser zum Erfolg. Diesen hatte er immer wieder als «Ämtli-Sammler» betitelt und seine Klima-Politik als «industriellen Selbstmord» bezeichnet. Oder er bleibt im Rennen, verhindert Noser, verliert eine Wahl und verhilft Marionna Schlatter, dem – aus Köppels Sicht – «Klima-Teufel in Person», zum Wahlsieg.

Grüner Erfolg in Bern bringt Linke ins Dilemma

Sozusagen Luxusprobleme haben Rot-Grün in Bern. Die Bündnispartner hatten sich darauf geeinigt, in einem allfälligen zweiten Wahlgang den Kandidaten mit den besseren Chancen teilnehmen zu lassen. Weil SP-ler Hans Stöckli und Grünen-Präsidentin Regula Rytz praktisch gleichauf liegen, wagt man den Hosenlupf.

Gleiches tun die Bürgerlichen: SVP-ler Werner Salzmann tritt gemeinsam mit FDP-lerin Christa Markwalder an. Obwohl letztere nur halb so viele Stimmen machte wie das Spitzen-Trio. Wer kann mobilisieren, wohin gehen die Stimmen der GLP-, BDP- und EVP-Kandidatinnen, die sich zurückgezogen haben? Und hat Markwalder recht, wenn sie hofft, dass viele von der «Grünen Welle» überraschten jetzt dem bürgerlichen Ticket zu Hilfe eilen werden?

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