Nachdem der Berner Polizeiverbands-Chef auf Nau für die Legalisierung von Cannabis weibelte, schiessen nun Polizisten und polizeinahe Politiker zurück.
Cannabis
Die Polizisten Adrian Wüthrich (Präsident Berner Polizeiverband) und Adrian Spahr (ausgebildeter Polizist) zoffen sich um die Legalisierung von Cannabis. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das kürzlich gefällte Bundesgerichtsurteil löst noch immer heftige Diskussionen aus.
  • Der Berner Polizeiverbandschef Adrian Wüthrich (SP) forderte jüngst die Legalisierung.
  • Nun schiessen Polizisten und polizeinahe SVP-Politiker zurück.

«Ich verstehe nicht, warum – in Vergleich mit Alkohol – Cannabis anders behandelt werden sollte.» Mit diesem und weiteren Argumenten plädierte der Berner Polizeiverbandschef Adrian Wüthrich jüngst bei Nau für eine Legalisierung von Cannabis. Dies im Nachgang zum Bundesgerichts-Urteil, welches Jugendlichen das Mittragen von 10 Gramm erlaubt.

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Für Wüthrich ist klar: Cannabis sollte legalisiert werden – auch zum Wohle der Polizei. - Keystone

Nun schalten sich mehrere Polizisten und polizeinahe Politiker ein und weisen SP-Nationalrat Wüthrich gehörig in die Schranken. Darunter sind mehrere SVP-Mitglieder: Nationalrätin Andrea Geissbühler, ausgebildete Polizistin, sowie Adrian Spahr von der Jungen SVP Bern, ebenfalls Polizist.

Unterstützung haben sich die beiden von Aliki Panayides geholt, Geschäftsführerin der Berner SVP und Präsidentin Polizeiverband Bern-Gemeinden.

SVP-Polizisten sind «erschüttert»

In einer Mitteilung kritisieren sie Wüthrich scharf für seine Äusserungen. Es sei «erschütternd», wie er sich für die Legalisierung von Cannabis einsetze. «Sein Vergleich mit Alkohol hinkt. Alleine schon die Verkehrsunsicherheit ist ungelöst.»

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Adrian Spahr (r.), Co-Präsident der Jungen SVP Bern, arbeitet bei der Kantonspolizei Basel. - Keystone

Sie werfen Wüthrich vor, Cannabis-Konsum zu verharmlosen. «Während sich Alkohol als wasserlösliche Substanz sehr schnell abbaut, sind die Folgen eines Joints noch lange spürbar.» Auch sei Autofahren bei geringem Alkohol-Konsum möglich, während dies bei Cannabis-Konsum kaum möglich sei.

Sie kommen zum Schluss: «Die Polizei hätte also nicht weniger zu tun bei einer Legalisierung.» Sondern: «Sie stünde vielmehr vor dem Problem, wie sie gerade die Sicherheit im Strassenverkehr noch gewährleisten soll.»

Polizisten-Knatsch wiederholt sich

Wie Wüthrich betonen jedoch auch die polizeinahen SVP-Mitglieder, dass die Situation für die Polizei aufgrund des legalen CBS's unbefriedigend sei. Die Legalisierung sei jedoch der falsche Weg, aus polizeipraktischer Sicht dränge sich ein Verbot aus. Dies in Kombination «mit Schnelltests zur Unterscheidung von THC-haltigem Stoff und CBD auf.»

Cannabis
Die Polizei arbeitet heute mit Schnelltests zur Cannabis-Typisierung. Er unterscheidet Drogenhanf (THC-haltig, dem Betaeubungsmittelgesetz unterstellt) von Industriehanf (CBD-haltig, frei verkaeuflich und legal konsumierbar). - Keystone

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Polizisten bei einer Thematik derart uneins sind. Schon im Vorfeld zur Waffenrechts-Abstimmung eskalierte der Zoff zwischen Spahr und Wüthrich.

Bis zur nächsten Herbstsession wird sich der Streit wohl noch verschärfen. Dann entscheidet das Parlament nämlich, ob die gesetzliche Grundlage für Feldversuche mit einer legalen Cannabis-Abgabe geschaffen wird.

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