Politologe Hermann: Levrat Nachfolgerin braucht «menschliche Wärme»

Nach zwölf Jahren will Christian Levrat den Chefsessel bei der SP räumen. Um die Nachfolge ist bereits ein Gerangel ausgebrochen. Ebenso eifrig glauben Kommentatoren zu wissen, wer das Rennen machen wird.

Michael Hermann kennt als Politikwissenschaftler die Schweizer Parteienlandschaft aus dem Effeff. Wen sieht er in der Poleposition für die Nachfolge des abtretenden Levrat? «Egal wer kommt: Es wird für die SP eine neue Ära anbrechen», weiss der 48-Jährige.

«Der Druck ist ja sehr gross, dass es eine Frau ist.» Hermann traut vor allem Flavia Wasserfallen zu, das Präsidium der SP zu übernehmen. Sie kenne die Partei gut, habe das Sekretariat geleitet und habe eine Vision für die sozialdemokratische Zukunft.

Hermann denkt indes auch über ein Zweierpräsidium nach. Einem solchen Szenario traut er jedoch weniger Chancen zu. «Das hätte dann den Vorteil, dass man auch einen Mann als zweite Person reinnehmen könnte», führt Michael Hermann aus. Denkbar wären Cédric Wermuth oder Jon Pult.

Zudem könnte die Partei ihre verschiedenen Flügel besser integrieren. Doch: «Ich denke, am Schluss wird sich eine starke, dominante Stimme durchsetzen.» Eine Person, die hinsteht und die Partei vertritt.

Christian Levrat sei vielleicht zu sehr ein Stratege, ein Schachspieler gewesen. «Es hat ihm bei seiner Art zu kommunizieren vielleicht etwas menschliche Wärme gefehlt, um Leute abzuholen, die politisch weniger interessiert sind.» Gerade dies sei wohl die grosse Herausforderung für Levrats Nachfolgerin oder Nachfolger.

Die Nachfolge von Christian Levrat wird am Parteitag vom 4. und 5. April 2020 in Basel gewählt. Die Frist für Bewerbungen läuft bis zum 19. Februar 2020. Um einen ausgewogenen Bewerbungsprozess zu garantieren, will die SP eine Wahlkommission einsetzen.