Brandstiftung, Zerstörung und Graffitis: Ja- und Nein-Lager der Pestizid- und Trinkwasser-Initiative greifen sich in der Kampagne nicht mehr nur mit Worten an.
Trinkwasser-Initiative Pestizid-Initiative
Wagen angezündet, Plakate zerstört: Vorfälle von Vandalismus und Sachbeschädigung rund um die Kampagnen für und gegen die Pestizid- und Trinkwasser-Initiative häuften sich. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei Agrar-Initiativen gegen Pestizide kommen am 13. Juni an die Urne.
  • Doch die Plakate und Blachen der beiden Lager werden regelmässig beschädigt.
  • Die Stimmung ist aufgeheizt. In der Romandie kam es sogar zu einem Brand.
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Bei den Kampagnen rund um die Trinkwasser- und Pestizid-Initiative geht es heiss zu und her. Auf einer Seite steht der grosse Bauernverband und seine vielen Mitglieder sowie die Agrar-Lobby. Auf der anderen Seite stehen Umweltschützer und «abtrünnige» Bauern.

Markus Ritter Agrar-Initiativen
Markus Ritter, Mitte-Nationalrat (SG), während der Debatte um die Trinkwasser-Initiative in der grossen Kammer, Juni 2019. - Keystone

Dennoch haben sie etwas gemeinsam: Beide Lager klagen über wiederholte Beschädigung ihrer Plakate und Banner im öffentlichen Raum.

Pestizid-Initiative sorgt für Vandalismus

Auf Anfrage erläutert Dominik Waser vom Komitee für die Pestizid-Initiative die Situation: «Uns sind mehrere Fälle gemeldet worden, bei denen Plakate wiederholt beschädigt werden. Mindestens einer davon wurde der Polizei gemeldet.»

Ein Fall sticht besonders heraus: Ein Thurgauer GLP-Kantonsrat beklagte sich auf Twitter, dass sein Werbematerial für die Pestizid- und die Trinkwasser-Initiative «mutwillig» zerstört wurden. Zum dritten Mal sogar: «Es nervt gewaltig.»

Pestizid-Initiative Trinkwasser-Initiative Plakate
Ein Bauer, der die Trinkwasser-Initiative und die Pestizid-Initiative unterstüzt, zeigt beschädigte Plakate in Gachnang TG. - Twitter/@RueeggThurgau

Waser verurteilt die Aktionen scharf: «Solcher Vandalismus gehört nicht in einen demokratischen Diskurs.» Wer dahinter stecke, sei dem Komitee nicht bekannt, die «Anfeindungen von der anderen Seite» nähmen jedoch in letzter Zeit zu. «Das muss wirklich ein Ende haben», sagt der junge Mann, der selbst ein Landwirt ist.

Schuld für die feindliche Stimmung zwischen den beiden Lagern trage laut Waser der Schweizer Bauernverband: «Viele Landwirtinnen und Landwirten getrauen sich nicht, eine klare Ja-Haltung zu haben, weil der Bauernverband eine Angstkulisse aufgestellt hat.»

Trinkwasserinitiative Pestizid Landwirtschaft
Die Trinkwasser-Initiative würde Direktzahlung an Bauernhöfe verbieten, welche synthetische Pestizide verwenden und nicht auf Biodiversität achten. So soll eine ökologischere Landwirtschaft - Keystone

«Tragisch» findet das der Klimaaktivist, aber es habe auch positive Seiten. Er erzählt von einem Bauern, welcher dank seiner öffentlichen Ja-Haltung zu den Initiativen mehr Kundschaft erhalte.

In fast allen Kantonen Meldungen

Aber nicht nur die Pestizidgegner müssen gegen Vandalismus und Sachbeschädigung ankämpfen. Auch das Nein-Komitee rund um den Schweizer Bauernverband verzeichnet zunehmend Vorfälle.

Agrar-Initiativen Kampagne Beschädigung
Im Kanton Luzern wurden ebenfalls Landschaftssujets entstellt, teilt der Bauernverband mit. - zVg

Sandra Helfenstein, Kommunikationsverantwortliche für den Bauernverband, teilt auf Anfrage mit: «Wir bekommen aus fast allen Kantonen Meldungen und Fotos von zerstörten oder verschandelten Tafeln und Blachen.» Helfenstein bestätigt: Einige Fälle seien der Polizei gemeldet worden.

In der Nacht vom 9. auf den 10. Mai wurde im Waadtland ein Wagen, der gegen die Volksbegehren Stimmung machte, angezündet. Das Komitee spricht von einer «Beleidigung der Demokratie und der Landwirte».

Wagen Agrar-Initiativen
In Villars-le-Grand VD wurde ein Wagen in Brand gesetzt, der Werbung gegen die zwei Agrar-Initiativen machte. Das Komitee teilt mit, Anzeige erstattet zu haben. - Twitter/@phytos_2021

Die Waadtländer Kantonpolizei hat keine Kenntnis vom Vorfall, wie sie auf Anfrage mitteilt. Gemäss der Medienmitteilung von «Prométerre», einem Waadtländer Landwirtschaftsverband, wollen diese aber noch Anzeige erstatten.

Das Nein-Komitee gegen die Pestizid-Initiative wisse von keinen umgekehrten Vorfällen: «Das würden wir auch scharf verurteilen.» Auch die Vorwürfe Wasers, der Verband baue eine Angstkulisse auf, weist der Bauernverband von sich. «Wir haben bei absolut niemandem interveniert, nur weil er eine andere Meinung hat», so Helfenstein.

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