In der SVP rumort es gewaltig. Nun geht mit der Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli die prominenteste SVP-Frau des Landes auf Crash-Kurs mit ihrer Partei.
Natalie Rickli beisst in einen Apfel. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zürcher SVP zelebriert den Auftakt zu den nationalen Wahlen.
  • Ausgerechnet Regierungsrätin Natalie Rickli crasht die Partei mit einem Apfelbiss.
  • Sie kritisiert die Wurm-Kampagne der SVP offen - Zürich habe das nicht nötig.

Kropflerete in Zürich. Die neue SVP-Kampagne, die politische Gegner als Ungeziefer darstellt, ist auch beim Wahlkampf-Auftakt der Kantonal-Partei das dominierende Thema.

SVP Plakate Rösti
Die neuen SVP Plakate stellen ihre politischen Gegner als Ungeziefer dar. Das sorgt für heftige Kritik. Statt zu provozieren, will die Junge SVP lieber ärgern. - Nau

Die meisten der prominenten Redner – unter ihnen Roger Köppel oder Oskar Freysinger – bejubeln zwar das Plakat. «Endlich Wahlkampf», titelt etwa Weltwoche-Chef Köppel sein jüngstes Editorial. Und: Man spreche wieder über die SVP.

Ob die Art des Gesprächsstoffs tatsächlich neue Wähler bringt, scheint aber fraglich. So findet etwa der renommierte Schaffhauser SVP-Nationalrat Thomas Hurter das Wurm-Sujet «daneben und unsensibel».

Kritik in SVP nimmt zu - jetzt auch von Natalie Rickli

Und SVP-Shootingstar Christian Imark, der als Israel-freundlich gilt, sagte in Bezug auf den Wurm-Vergleich zu Nau: «Die Parteispitze hätte die Geschichtsbücher etwas sorgfältiger studieren sollen.»

SVP Plakat Christian Imark
Israel-freundliche SVP-Politiker wie Nationalrat Christian Imark stören sich daran, dass die SVP ein ähnliches Sujet benutzt wie 1931 die Nationalsozialisten. - Nau

Damit kritisiert der Solothurner Nationalrat wie seine Fraktionskollegen Erich von Siebenthal und Alfred Heer, dass das Sujet stark an eine antisemitische Karikatur im nationalsozialistischen Magazin «Stürmer» aus dem Jahr 1931 erinnert. Sicher ist: Die Würmer im Stürmer geben zu reden bei der Ratsrechten.

Doch nun kommt für die SVP-Spitze alles noch viel schlimmer. In Zürich geht SVP-Regierungsrätin Natalie Rickli auf direkten Konfrontationskurs mit der Partei-Elite um Albert Rösti, Adrian Amstutz, Christoph Blocher & Co.

Natalie Rickli protestiert mit Apfelbiss

Zum Ende ihrer Ansprache sagt sie zu ihren Anhängern: «Wir in Zürich müssen nicht auf faule Apfel-Sujets setzen». Die Zürcher Äpfel seien nämlich «dank unseren Bauern so gesund und hervorragend» wie «ihr» Kanton.

Natalie Rickli SVP Apfel
Regierungsrätin Natalie Rickli (SVP) beisst beim Wahlkampf-Auftakt ihrer Partei in einen frischen Apfel - und protestiert so offen gegen die Wurm-Kampagne der SVP. - keystone

Die bestgewählte Nationalrätin aller Zeiten wünscht der SVP dennoch alles Gute – und nimmt den Mund ordentlich voll. Sie beisst zum Abschluss ihrer Ansprache nämlich genüsslich in einen saftigen Apfel. Das Signal ist klar: Diese Kampagne ist im Gegensatz zu ihrer Frucht sauer - wenn nicht gar verfault.

Sorgt Ricklis Intervention für Diskussion in der SVP?

Die Zürcher Gesundheitsdirektorin wollte sich in der Folge auf Anfrage nicht weiter zu ihrem Auftritt äussern. Dennoch: Dass mit Strahlefrau Rickli eines der ultimativen Aushängeschilder die Kampagne offen kritisiert, dürfte bei der Sünneli-Partei für intensive Diskussionen sorgen.

SVP Goal Alexander Segert
Hinter der SVP-Kampagne steht auch die Werbe-Agentur Goal von Alexander Segert. - Keystone

Wie extrem werden Rösti und Co. die Wurm-Plakate wirklich verbreiten? Die gemäss Parteichef mit Unterstützung von Alexander Segerts Agentur Goal gestalteten Plakate erhitzen die Gemüter.

Dennoch: Im Nau-Interview vom Dienstag erklärte Rösti weiter, dass das Sujet «ab nächstem Montag in der ganzen Schweiz sehr präsent» sein werde. Wie gehts weiter im SVP-Krach? Fortsetzung folgt.

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