Daumen rauf nach der Südamerika-Reise von Bundesrat Schneider-Ammann inklusive 50-köpfiger Delegation. Die Erkenntnis: Ein Freihandels-Abkommen mit den Mercosur-Staaten wäre nicht das Ende der Schweizer Landwirtschaft. Das sagen nun selbst Bauernvertreter.
Andreas Aebi, Bauer und SVP-Nationalrat: Kein «Bingo Bingo Rindfleischpreis minus 37 Prozent». - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit einer 50-köpfigen Delegation hat Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann die Mercosur-Staaten bereist.
  • Die Politiker und Branchenvertreter sondierten für ein Freihandelsabkommen, trotz Kritik der Bauern.
  • Die Bilanz sei positiv, sagen selbst Bauernvertreter. Die Gefahr durch Fleisch-Importe aus Massenproduktion sei minim.

Mercosur – sozusagen die EU Südamerikas – ist eine umworbene Braut. Die EU verhandelt seit Jahren über ein Freihandelsabkommen, bislang ergebnislos. Die Schweiz, zusammen mit den anderen EFTA-Staaten Island, Liechtenstein und Norwegen, will der EU zuvorkommen und sich Marktanteile sichern. Mit einer Delegation von 50 Personen reiste deshalb Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann nach Brasilien, Paraguay, Uruguay und Argentinien.

Kein «Bingo Bingo Rindfleischpreis minus 37 Prozent»

Aus den Mercosur-Ländern importiert die Schweiz vor allem Landwirtschaftsprodukte. Wer jeweils die Herkunftsangaben liest, weiss: Von dort kommen sowohl Aktions-Pouletflügeli wie auch Angus-Beef-Entrecôte. Aber auch Futtermittel wie Soja. Entsprechend kritisch waren die Bauern im Vorfeld der Reise.

Sanfte Töne erklingen dagegen nach der Rückkehr der Delegation. Der mitgereiste SVP-Nationalrat Andreas Aebi, Bauer und unter anderem auch Präsident der Schweizer Rinderzüchter, sagt zu Nau: «Es ist nicht ‹Bingo Bingo Rindfleischpreis minus 37 Prozent›, wie es noch letzten November geheissen hat.»

Es geht um mehr als die Rindviecher

Aebi hat überschlagsmässig nachgerechnet, wie viel Rindfleisch zusätzlich in die Schweiz importiert würde: 1870 Tonnen. Im Vergleich zum Schweizer Gesamtimport von 54'000 Tonnen sei das «verkraftbar».

Bundesrat Johann Schneider-Ammann ist beeindruckt von seiner Informationsreise nach Südamerika. - Nau

Viel wichtiger als der Rindfleischexport sei den Mercosur-Staaten sowieso etwas anderes: «Sie wollen Investitionen», sagt Aebi. Und zwar betontermassen aus der Schweiz: «Wir haben eine hohe Glaubwürdigkeit.»

Käse und Maschinen

Aebis Eindrücke decken sich mit denen von Delegationsleiter Johann Schneider-Ammann: Die Mercosur-Staaten wollten nicht möglichst viel Fleisch absetzen, sondern mit dem Technologieführer – uns – in Kontakt sein. Das entspreche auch den Schweizer Interessen: Es erschliessen sich neue Absatzmärkte.

Und zwar für klassische Schweizer Produkte: «Schweizer Käse ist besonders gefragt dort drüben!», hat Schneider-Ammann gelernt, «nebst Produkten wie Maschinen, Feinmechanik und Uhren.» Jetzt gelte es, den Vorsprung gegenüber der EU zu nutzen – ein Argument, das auch Aebi überzeugt: «Ich sehe die Ängste der Maschinenindustrie: Wenn die Deutschen 0 Prozent Zoll zahlen und die Schweizer bis zu 35 Prozent, dann brauchen wir irgendein Abkommen.»

Grüsse aus Uruguay von einem schwer beeindruckten Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann.
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