Die Waadtländer Steuerbehörde hat der FDP-Nationalrätin und letztjährigen Bundesratskandidatin Isabelle Moret seit 10 Jahren keine Steuerrechnung mehr geschickt. Das ärgert Waadtländer Politiker und lässt den Finanzminister Pascal Broulis doppelt alt aussehen.

Die Geschichte

Seit 10 Jahren hat die Waadtländer FDP-Nationalrätin Isabelle Moret keine Steuerrechnung mehr erhalten. Letztmals bezahlte die Ex-Bundesratskandidatin 2008 ihre Steuern. Die Juristin ist als freischaffende Rechtsberaterin tätig, schreibt der «Tagesanzeiger». 155'000 Franken betrage ihr steuerbares Einkommen nach Abzügen.

Beim Fiskus des Kantons Waadt ist ihr Dossier noch immer in Bearbeitung. Die Behörde muss sich den Vorwurf gefallen lassen, zu wenig hartnäckig nach den Unterlagen gefragt zu haben. Denn in anderen Kantonen wäre eine derart lange Verzögerung nicht möglich.

Die Reaktionen

Die Kritik von linker Seite kommt prompt: Hadrien Buclin, linker Grossrat im Kantons Waadt, äussert gegenüber «Schweiz aktuell» den Verdacht, dass es eine Ungleichbehandlung gibt bei der Steuerverwaltung im Kanton Waadt. Bei Normalbürgern werde detailliert geprüft, bei Mächtigen werde jedoch nicht so genau oder gar nicht kontrolliert.

Pascal Broulis wird noch mit einer externen Untersuchung seines Steuerdossiers konfrontiert.
Pascal Broulis wird noch mit einer externen Untersuchung seines Steuerdossiers konfrontiert. - keystone

Für den SP-Präsident Waadt Stéphane Montangero zeigt die Geschichte, warum das Steuergeheimnis ein Problem ist. Dieses verhindere, dass solche Fälle an die Öffentlichkeit gelangen können.

Anders sieht das der Waadtländer FDP-Präsident Frédéric Broloz. Die Privatsphäre müsse auch hier respektiert werden. Nichts deute bisher auf einen Gesetzesbruch hin.

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Das Wichtigste in Kürze

  • FDP-Nationalrätin Isabelle Moret hat im Kanton Waadt seit 10 Jahren keine Steuern mehr bezahlt.
  • Verschiedenen Politikern stösst dies sauer auf und provoziert Kritik am Waadtländer Finanzdepartement.
  • Dessen Vorsteher, Pascal Broulis, steht selbst in der Kritik wegen seiner Steuerrechnung.

Die Verteidigung

Isabelle Moret schweigt bisher zu dem Thema. Gegenüber dem «Tagesanzeiger» betonte sie, dass «ein Grossteil» ihrer Akontozahlungen bezahlt sei. Die Steuern, welche sie und ihr Ex-Mann noch bezahlen müssen, seien noch nicht bekannt. Die Höhe ihrer Steuerrechnung werde sie kommunizieren, sobald ihre erste Veranlagung als geschiedene Person vorliege. 2015 trennte sie sich von ihrem Mann.

Die Scheidung ist für den Waadtländer Finanzchef Pascal Broulis (FDP) der Grund, warum das Dossier Moret komplex und damit zeitaufwändiger sei. Dass der Fall mehr Zeit zur Überprüfung benötige zeige, dass die Steuerbehörde unabhängig arbeite und auch öffentliche Personen genau prüfe.

Der Finanzminister

Der Vorsteher des Finanzdepartements im Kanton Waadt steht selbst im Kreuzfeuer der Kritik: Pascal Broulis bezahlte lange gar keine Steuern in Lausanne, der Gemeinde, in welcher er hauptsächlich wohnt und sein Sohn zur Schule geht. Erst seit 2011 überweist die steuergünstige Gemeinde Sainte-Croix (dort besitzt Broulis ein Haus und bezahlt seine Steuern) einen Drittel an die Wohngemeinde des waadtländer Finanzministers. Zum Umgang mit seiner eigenen Steuerrechnung hat Broulis keine Stellung bezogen, sie wird nächsten Dienstag im waadtländer Parlament behandelt.

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