Ehrenamtliche sollen eine Woche Extra-Ferien erhalten

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Über 30 NGOs fordern einen «Freiwilligen-Urlaub»: Wer einen ehrenamtlichen Einsatz leistet, soll eine Woche unbezahlte Ferien nehmen können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Für Freiwilligeneinsätze soll man zusätzlich eine Woche Ferien nehmen können.
  • Die Idee lehnt sich an an den bereits existierenden «Jugendurlaub».
  • Dies fordern über 30 Organisationen vom Bundesrat.

Ehrenamtliche Freiwilligenarbeit ist in der Schweiz Ehrensache: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung engagiert sich freiwillig und unentgeltlich in verschiedenen Bereichen wie Sport, Kultur und Bildung. Doch trotz dieser hohen Beteiligung gibt es Bedenken hinsichtlich des Rückgangs des Engagements im politischen und gemeinnützigen Bereich.

Forderung: Eine Art «Service Citoyen light»

Die Service-Citoyen-Initiative, über die am 30. November abgestimmt wird, will deshalb eine Pflicht zu einem «Bürgerdienst» einführen. Anders als die Dienstpflicht für Männer würde diese Pflicht für alle Schweizerinnen und Schweizer gelten.

Einreichung der Service-Citoyen-Initiative
Bild von der Einreichung der Service-Citoyen-Initiative: Der «Bürgerdienst», der auch Frauen miteinbeziehen soll, soll auch den Zusammenhalt stärken, argumentieren Befürworterinnen und Befürworter. - zvg

Einen anderen Ansatz verfolgen nun aber über 30 Verbände und Organisationen, von Caritas über Pfadi bis Swiss Olympic: Eine zusätzliche unbezahlte Ferienwoche für ehrenamtlich Tätige – den sogenannten «Freiwilligen-Urlaub». Auch die Möglichkeit eines «Freiwilligen Sozialen Jahres», wie es Nachbarländer kennen, soll geschaffen werden.

Eine unbezahlte Woche zur Förderung des Ehrenamts

Die zusätzliche Ferienwoche soll allen ehrenamtlich tätigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zustehen. Sie unterscheidet sich von regulären Ferien dadurch, dass sie unbezahlt ist.

Das ist an sich nichts Neues: Es gibt bereits ein ähnliches Angebot für junge Menschen unter 30 Jahren – den «Jugendurlaub». Dank diesem kann einmal im Jahr eine unbezahlte Woche bezogen werden, um beispielsweise ein Pfadi- oder J+S-Lager zu leiten. Parlament und Bundesrat wollen den Jugendurlaub gar auf zwei Wochen verlängern.

BuLa 2022 Pfadi Jugendurlaub
BuLa 2022 der Pfadibewegung Schweiz in St. Ulrichen VS im Goms: Wer als junger Erwachsener eine Woche lang ein Lager leitet, erhält dafür "Jugendurlaub". - keystone

Gegenüber «Tamedia» sagt Andreas Müller, Leiter des Bereichs Freiwilligenarbeit bei der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG): «Ohne Freiwillige würde ein grosser Teil des sozialen Lebens, der Vereine und der Milizämter zusammenbrechen. Viele unterschätzen, wie sehr Freiwillige zur Funktionsfähigkeit des Landes beitragen.»

Widerstand vom Gewerbeverband

Trotz breiter Unterstützung stösst die Forderung beim Schweizerischen Gewerbeverband (SGV) auf Widerstand. Er befürchtet hohe zusätzliche Kosten für Klein- und Mittelbetriebe durch die Kompensation von Abwesenheiten. Dieter Kläy, stellvertretender Direktor des SGV, äussert sich bei «Tamedia» kritisch: «Das würde gerade bei Klein- und Mittelbetrieben hohe zusätzliche Kosten verursachen, weil die Abwesenheiten kompensiert werden müssten».

Soll man eine Woche unbezahlte Ferien nehmen können für einen Freiwilligen-Einsatz?

Müller hält jedoch dagegen: «Ein zusätzlicher unbezahlter Urlaub ist keine Kostenexplosion, sondern eine Investition in den gesellschaftlichen Zusammenhalt». Er betont auch den Nutzen für die Wirtschaft: Ehrenamtlich Tätige bringen oft Fähigkeiten mit sich ins Berufsleben – sie lernen Verantwortung zu übernehmen und im Team zu handeln.

Die Idee des «Freiwilligen-Urlaubs» wurde bereits in der laufenden Vernehmlassung zum Jugendurlaub vom SGG eingebracht. Nun liegt es am Departement von Bundesrat Beat Jans (SP), eine Gesetzesvorlage auszuarbeiten – ob mit oder ohne «Freiwilligen-Urlaub».

Kommentare

User #3006 (nicht angemeldet)

Wieso, was hat die Wirtschaft von Freiwilligenarbeit, viel mehr missbrauchen viele die Arbeitszeit für die Freiwilligenarbeit (z.B. Kopieren, Telefonate, etc.)

User #2841 (nicht angemeldet)

Unbezahlten Urlaub. Also eine Lohneinbusse. Sollte den Steuerzahler nichts Kosten.

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