Der Bund will beim Bevölkerungsschutz von der Ukraine lernen
Der Ukraine-Krieg hat Handlungsbedarf im Bereich des Bevölkerungsschutzes aufgezeigt. Jetzt sollen die Erfahrungen im Rahmen einer Konferenz analysiert werden.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Bereich des Bevölkerungsschutzes könne die Schweiz viel aus dem Ukraine-Krieg lernen.
- Der Krieg zeige, dass Schutzräume die Mobilität der Bevölkerung aufrechterhalten sollten.
- Am Donnerstag findet in Biel BE diesbezüglich die Bevölkerungsschutzkonferenz 2023 statt.
Am Donnerstag findet in Biel BE die Bevölkerungsschutzkonferenz «BSK23» statt. Die Konferenz soll die Themenkomplexe Schutzbauten und Alarmierungssysteme in den Fokus stellen, wie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) mitteilt.
Die «BSK23» findet in Anwesenheit von Bundesrätin Viola Amherd statt. Als Referenten werden mehrere ukrainische Behördenvertreter zugeschaltet: Darunter auch Volodymyr Demchuk, der intermistische Leiter des ukrainischen «State Emergency Service». SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky wird ihrerseits über die Bedürfnisse der ukrainischen Zivilbevölkerung referieren.
Die veränderte globale Sicherheitslage und Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg hätten verdeutlicht, dass in diesen Bereichen eine Weiterentwicklung notwendig sei. Das ukrainische Beispiel habe die Verwundbarkeit ziviler Infrastrukturen und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung gezeigt.

«Die Ukraine zeigt beeindruckende Resilienz, sei es durch den Aufbau von Schutzräumen oder die effektive Selbstorganisation ihrer Bürger.» Technologien wie mobile Alarmierungssysteme spielten dabei eine zentrale Rolle. Deshalb sollen die Erfahrungen aus der Ukraine analysiert werden, um Erkenntnisse für die Optimierung der Schweizer Systeme zu gewinnen.
Schutzräume
Im Verlauf der vergangenen fünf Jahrzehnte habe die Schweiz ein robustes System von Schutzräumen aufgebaut. Dieses biete jedem Einwohner und jeder Einwohnerin einen Schutzplatz in der Nähe des Wohnortes.
Trotz der Zweckmässigkeit dieser Schutzräume zeigten jüngste Erfahrungen, dass Menschen auch in Konfliktsituationen mobil bleiben. Das BABS möchte deshalb flexible Konzepte entwickeln, die den notwendigen Schutz bei bestehender Mobilität gewährleisten.

Entscheidend sei, dass Schutzräume nicht nur am Wohnort, sondern auch an rasch zugänglichen Orten platziert werden. Auf diese Weise könne die Wirtschaft auch während eines Konfliktes aufrechterhalten werden. Das BABS und die Kantone erarbeiten derzeit die Eckdaten der dafür notwendigen zusätzlichen Schutzbauten in Absprache mit der Armee.
Alarmierungssysteme
Der Ukraine-Konflikt habe auch die Bedeutung redundanter Alarmierungssysteme unterstrichen. Entscheidend sei, die Bevölkerung schnell und über verschiedene Kanäle warnen zu können. Digitale Technologien würden zahlreiche neue Möglichkeiten hierfür bieten, werfen jedoch Fragen der Ausfallsicherheit und Cybersecurity auf.

Eine bis 2035 ausgerichtete Strategie soll diese Herausforderungen adressieren. Zu diesem Zweck soll ein flexibles Warn- und Alarmierungssystem für diverse Szenarien sichergestellt werden. Gleichzeitig sollen traditionelle, nicht auf dem Internet basierende Systeme, weiterhin erhalten bleiben.
Noch keine konkreten Entscheide
Auf Anfrage von Nau.ch teilt BABS-Mediensprecher Andreas Bucher mit: «An der BSK werden erste Überlegungen aus der Reflexion über die Ereignisse präsentiert und diskutiert.» Konkrete Entscheide würden hingegen keine gefällt, da dieselbe unter die Kompetenz des Parlaments oder des Bundesrates fallen.
Die BSK bietet eine Plattform für den Dialog zwischen Experten des Bevölkerungsschutzes aus Bund, Kantonen und anderen Organisationen. Sie fördert Diskussion aktueller Herausforderungen und unterstützt die Entwicklung von Strategien für die Zukunft des Bevölkerungsschutzes.