Die CVP braucht einen neuen Chef für ihre Bundeshausfraktion. Der bisherige, Ständerat Filippo Lombardi, wurde am Sonntag abgewählt.
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Nach der Abwahl des langjährigen Tessiner Ständerats Filippo Lombardi sucht die CVP einen neuen Fraktionspräsidenten. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Tessin ist CVP-Ständerat Filippo Lombardi abgewählt worden.
  • Damit braucht die CVP auch einen neuen Fraktionspräsidenten.
  • Der Favorit hat bereits abgesagt, doch gibt es viele potentielle Kandidaten.

Mit Filippo Lombardi wurde im Tessin nicht nur ein Schwergewicht der CVP aus dem Ständerat abgewählt. Sondern gleich auch der Chef der CVP-Bundeshausfraktion. Jetzt soll eine neue Führungsperson her für die dank EVP und BDP drittstärkste Fraktion im Parlament. Das wird nicht ganz einfach, denn offenbar gab es in der CVP für dieses Szenario gar keinen Plan.

Favorit sagt ab

Immerhin ein Fallback-Szenario hat die C-Partei natürlich: Den bisherigen Vize-Präsidenten der Fraktion, den Luzerner Nationalrat Leo Müller. Es ist durchaus möglich, dass er etwas länger einspringen muss. Denn der oder die Neue muss vielerlei Bedingungen erfüllen, um perfekt zur CVP, aber auch zum Zeitgeist zu passen.

Martin Candinas CVP
Nationalrat Martin Candinas (CVP), bei den Bündner National- und Ständeratswahlen, am Sonntag, 20. Oktober 2019, in Chur. - Keystone

Einer, der wohl passen würde, muss leider passen: «Ich werde mich nicht um das Fraktionspräsidium bewerben», sagt der Bündner Nationalrat Martin Candinas. Dabei wäre er ein Vertreter der jüngeren Generation, gut vernetzter Sympathieträger und national bekannt. «Ich bin sehr zufrieden mit meinen Einflussmöglichkeiten im Parteipräsidium», betont Candinas gegenüber Nau.

«Ich müsste zu viele andere Tätigkeiten aufgeben, um genügend Zeit für das Fraktionspräsidium zu haben», fügt er an. Ein Satz, der auch als Kritik am bisherigen Chef verstanden werden kann.

Elisabeth Schneider-Schneiter CVP
Nationalrätin Elisabet Schneider-Schneiter sieht bezüglich Sanktionen gegenüber China primär die Nachteile. - Nau

Viele in der CVP hätten wohl Lust – zu viele?

Mögliche Kandidaten hat die CVP durchaus vorzuweisen. Zum Beispiel Elisabeth Schneider-Schneiter, die auch schon als Bundesrätin kandidiert hat, oder Pirmin Bischof, der die CVP-Ständeratsgruppe führte. Sie hat den Nachteil, die liberalste aller CVP-Parlamentarier zu sein, er hat den Nachteil, nicht im Nationalrat zu sitzen.

Oder Stefan Müller-Altermatt, als Gemeindepräsident von Herbetswil SO mit Führungserfahrung. Sein Manko: Er gehört dem linken Flügel der CVP an – ein Wunschkandidat sollte eher eingemittet sein. Andererseits wäre er damit etwas ein Gegenpol zum eher rechtsbürgerlichen Parteipräsidenten Gerhard Pfister.

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Olma-Direktor und CVP-Nationalrat Nicolo Paganini, Mitte, an der Olma 2019, mit Ehrengast, Bundesrat Alain Berset, links. - Keystone

Eine Frau – muss nicht sein. Die CVP kann für sich in Anspruch nehmen, seit 13 Jahren ausschliesslich Frauen in den Bundesrat zu schicken. Aber etwas Schwung in die Bude bringen sollte ein Fraktionspräsident.

Das würde unter anderem für Nicolo Paganini sprechen, obwohl er erst seit anderthalb Jahren in Bern politisiert. Er kennt die Funktion, war er doch im Thurgauer Kantonsrat bereits Fraktionspräsident. Und er weiss, wann es um die Wurst geht und man besser nicht seinen Senf dazu gibt: Er ist Direktor der Olma.

Kein Hansdampf in allen Gassen…

Auch der Bündner Ständerat Stefan Engler oder der Tessiner Nationalrat Marco Romano hätten sicher das Format für das Fraktionspräsidium. Die CVP muss entscheiden, was sie genau will, weiss aber erst, was sie nicht will: Einen zweiten Filippo Lombardi.

Filippo Lombardi Wladimir Putin
Filippo Lombardi, links, Noch-Präsident der Parlamentarische Gruppe Schweiz-Russland, auf einem offiziellen Bild des Kremls vom 15. Februar 2014 mit dem der Überschrift «Wladimir Putin besuchte die Schweizer Mannschaft im Olympiapark, wo er mit Fans und ausländischen Journalisten sprach.» - kremlin.ru

Dieser trat zwar immer wortgewandt und staatsmännisch auf. Als stetig reisender Aussenpolitiker, Medienunternehmer und Verwaltungsratspräsident des HC Ambrì-Piotta tat er das aber offenbar zu selten zugunsten der CVP.

…und keinen alten Weisen

«Wir stehen nicht unter Zeitdruck, wir haben ja mit Leo Müller einen Vizefraktionschef», betont Martin Candinas. Müller dann der Einfachheit halber auch gleich zum neuen Fraktionspräsidenten zu machen, muss sich die CVP gut überlegen.

Lombardi (63) und Noch-Ständerat Beat Vonlanthen (62) wurden abgewählt, weil sie alte Männer sind – sagen Lombardi und Vonlanthen. Leo Müller ist 61 Jahre alt, seine Haupteigenschaft ist «gilt als kompetent» – nicht weniger, aber auch nicht mehr.

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Leo Müller, Nationalrat CVP und Vize-Präsident der CVP-Bundeshausfraktion. - Keystone
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