Praktisch niemand ist glücklich mit der Credit-Suisse-Rettung, viele wissen es besser. Wissen Sie was? Ich weiss es noch besser. Ein Kommentar.
In Zürich demonstrieren Hunderte vor der Credit Suisse. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS verärgert landauf landab.
  • Die Experten sind dabei keine grosse Hilfe, denn sie wissen eh alles besser.
  • Vorwärtsblicken ist deshalb das einzig Richtige. Ein Kommentar.
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Die Aufregung ist natürlich berechtigt: Die Credit Suisse verschwindet, der Bund und die Nationalbank halten Milliarden-Garantien bereit. Die UBS wird über Nacht doppelt so gross wie die Schweiz, monetär betrachtet. Ausser dass das niemand betrachten kann, denn Milliarden von Franken sprengen alle Vorstellungskräfte.

Keller-Sutter Berset Credit Suisse
Nationalbankpräsident Thomas Jordan (rechts) spricht neben Bundespräsident Alain Berset und Finanzministerin Karin Keller-Sutter während der Medienkonferenz zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. - Keystone

Natürlich ärgert man sich: Es ging zu schnell, zu einfach, Steuergelder sind irgendwie auch noch mit drin und diese Credit Suisse war einem schon immer unsympathisch. Weshalb man mindestens ein Konto und eine Hypothek bei ihr hat, sofern Finanzministerin Karin Keller-Sutter repräsentativ ist. Aber all diese Manager-Skandale, dieses Geld-in-den-Sand-setzen, diese Millionen-Bussen, diese Milliarden, die allein dieser Investment-Banker in London verspekulierte.

Sehen wir es positiv und freuen uns an kleinen Dingen

Die Parteien zetern, die Finanzexperten erst recht. Hat der Bundesrat weise entschieden? Ich würde mir ein Urteil anmassen, wenn ich mehr Ahnung von «Tier One», «Public Liquidity Backstop» und «zusätzlichen Liquiditätshilfe-Darlehen der zweiten Klasse nach Artikel 219 Absatz 4 SchKG» hätte.

So wie es wohl ex-UBS-CEO Oswald Grübel hat, der deshalb der Meinung ist, die Nationalbank hätte die Credit Suisse kaufen sollen. Oder ex-UBS-CEO Sergio Ermotti, der deshalb der Meinung ist, die UBS hätte die Credit Suisse kaufen sollen. Oder Ex-UBS-Verwaltungsrat Axel Lehmann, der deshalb der Meinung ist, er sei Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse. Was uns etwas ratlos zurücklässt.

SKA-Mütze Kreditanstalt Credit Suisse
Die «damals» omnipräsenten Mützen der Schweizerischen Kreditanstalt SKA in der SRF Tagesschau vom 20. März 2023. - Screenshot SRF

Halten wir uns doch lieber an das, was da noch kommt. Bekanntermassen setzt sich das chinesische Wort für Krise ja aus den Schriftzeichen für «Gefahr» und «Chance» zusammen. Blicken wir nach vorn und freuen uns, dass für einmal Linke und SVP einig sind und gemeinsam das Trennbankensystem fordern. Freuen wir uns, dass wir Karin Keller-Sutter mal auf Englisch miterleben durften – ihre Thatcher-Imitation war also brillant.

Freuen wir uns, dass wir auf die Geschichte der Credit Suisse zurückblicken können und die weiss-rot-blauen SKA-Mützen in der Tagesschau zum Thema werden. «Aber, Elternteil Zwei», sagt die woke Jugend, «was hat Ska mit Liquidity Backstop zu tun?» «Weisst du, Kind, die Credit Suisse hiess früher Schweizerische Kreditanstalt und war so cool wie Duschen mit Orange

Der Haken: Es hat mehrere

Tatsache: Dieser Lehmann-Bro Axel ist tatsächlich CS-Verwaltungsratspräsident. Tatsache: Schon 2009 hatten sich SVP und Linke gegen die Grossbanken verschworen – der Erfolg war mässig. Tatsache: Kweku Adoboli hat als Investmentbanker zwei Milliarden verzockt – aber nicht für die Credit Suisse, sondern die UBS.

cs Präsident
Credit Suisse Verwaltungsratspraesident Axel P. Lehmann ist auf Bildschirmen zu sehen, wie er eine Rede nach der Ausserordentlichen Generalversammlung haelt, aufgenommen von einer aufgezeichneten Videobotschaft, am Mittwoch, 23. November 2022 in Zuerich. (KEYSTONE/Michael Buholzer) - keystone

Die UBS hat sich auch seit ihrer Rettung durch die Nationalbank 2008 gebärdet, als sie irgend so eine dahergelaufene Kreditanstalt. Vergleichszahlung von 1,4 Milliarden, Busse von 300 Millionen, Busse von 1,8 Milliarden (reduziert von 4,5). Und der 1MDB-Skandal mit Geldwäscherei von 1,9 Milliarden, ah nein, 4 Milliarden, oder doch eher 6?

Ende gut, aber trotzdem Ende

Da helfen nicht einmal mehr chinesische Schriftzeichen: «Krise» heisst «weiji», «Gefahr» heisst «wei», aber Chance heisst leider nicht «ji», sondern «jihui».

Was halten Sie von der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS?

Es bleibt immerhin die SKA-Mütze, die man noch dem Enkel vermachen kann, der sie hoffentlich gebührend würdigt. Und nein, jetzt kommt nicht der Urenkel und fragt: «Aber Enkel von Grosselternteil 2, was ist eine Credit Suisse?» Der wäre zu billig.

Der Urenkel ist selbstverständlich nicht skeptisch, sondern begeistert. «Boah, voll duschorangencool! Die Schweiz hatte früher mal Banken?»

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