Christoph Blocher wird heute 80 Jahre alt. Er ist die wohl prägendste Figur der Schweizer Politik der letzten Jahrzehnte.
Christoph Blocher Geburtstag
Christoph Blocher küsst seine Frau Silvia nach seiner Wahl in den Bundesrat am 10. Dezember 2003. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Doyen Christoph Blocher feiert im kleinen Kreis seinen 80. Geburtstag.
  • Er sinniert über sein Lebenswerk, das Alter und den Tod.
  • Künftig will er sich vor allem den schönen Dingen im Leben zuwenden.

Rhetorisch brillant, mit den Händen gestikulierend, wortreich den Gegner zurechtweisend: Christoph Blocher ist zur Ikone der Schweizer Politik geworden. Heute wird der Unternehmer, alt Bundesrat und Kunstsammler 80 Jahre alt. Gefeiert wird im kleinen Kreis: «Mit der Familie, natürlich, die kommen vorbei. Aber sehen Sie: Wenn ich meine engere Familie einlade, dann sind das 21 Personen.»

SVP-Übervater und Lieblingsfeind der Linken

Obwohl er nie SVP-Präsident war, galt und gilt Blocher seit rund 30 Jahren als massgeblicher Vordenker der Volkspartei. Seit den 70er-Jahren hat er die SVP des Kantons Zürich geprägt, setzte sich im Machtkampf gegen die Berner Sektion durch. Man war blochertreu oder eben nicht.

Micheline Calmy-Rey Christoph Blocher
Die damalige Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey (SP), links, verfolgt mit kritischem Blick am 3. Oktober 2007 im Nationalrat in Bern die Rede ihres Kollegen Bundesrat Christoph Blocher.
Micheline Calmy-Rey Christoph Blocher
Trotz unterschiedlicher Ansichten ist das persönliche Einvernehmen zwischen Micheline Calmy-Rey und Christoph Blocher gut.
Moritz Leuenberger Christoph Blocher
Die beiden Nationalräte und spätere Bundesräte Moritz Leuenberger (SP), links, und Christoph Blocher (SVP) im Gespräch in einer Aufnahme von 1990.

Eine entscheidende Rolle spielte er beim Nein des Stimmvolks zum EWR-Beitritt 1992. Gegen die meisten anderen Parteien und gegen die Wirtschaft konnte er sich durchsetzen. In der Folge stieg die SVP in den nächsten Jahren zur wählerstärksten Partei auf nationaler Ebene auf.

SVP Wähleranteile Nationalratswahlen
Die Stimmenanteile der SVP bei den Nationalratswahlen seit 1971 in Prozent, mit den Eckpunkten der Karriere von Christoph Blocher (grün). - Nau.ch / Bundesamt für Statistik

So bedeutend Blocher für die SVP ist, so wichtig ist er auch für seine politischen Gegner. Der «Milliardär von der Goldküste» dient immer wieder als Zielscheibe. 2003 wurde Blocher als neu zweiter SVP-Vertreter in den Bundesrat gewählt. Gross war der Jubel bei seinen Kritikern, als er vier Jahre später spektakulär wieder abgewählt wurde.

«Habe viele Fehler gemacht»

Im Rückblick zeigt sich Bocher gegenüber Nau.ch selbstkritisch. «Was bleibt: Ich habe sicher auch Fehler gemacht, aber viele Sachen sind gut geraten, das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich habe vier Kinder und zwölf Enkel, auf die ich stolz bin.»

Familie Blocher 1983
Aus dem Familienalbum: Christoph und Silvia Blocher mit den Kindern Markus, Rahel, Magdalena und Miriam in einer Aufnahme von 1983.
Hochzeit Christoph Blocher Silvia
1967 heiratet der Student Christoph Blocher die Lehrerin Silvia Kaiser.
Christoph Blocher Magdalena
Christoph Blocher mit tochter Magdalena auf den Knien, die 1969 zur Welt kam.
Christoph Blocher wandern Kinder
Christoph Blocher beim Wandern mit seinen Töchtern.
Christoph Blocher Mutter Ida
Nach einer politischen Veranstaltung nimmt am 25. September 1992 der Redner und Nationalrat Christoph Blocher die Gratulationen seiner Mutter Ida Blocher entgegen.

Er betont, sich von den meisten seiner politischen und wirtschaftlichen Verpflichtungen getrennt zu haben. Jetzt sind die Kinder am Ruder, derweil Papa Blocher das tut, wofür er früher berüchtigt war: Nein sagen.

l'experience blocher
Christoph Blocher ist auch Schulstoff: Dossier zum Dokumentarfilm «L'expérience Blocher» von Jean-Stéphane Bron. - frenetic.ch / Keystone

«Ich habe das Gefühl, ich würde immer Nein sagen. Aber Ende des Jahres habe ich trotzdem wieder drei neue Aufgaben übernommen.» Aber: «Grosse Projekte verfolge ich nicht mehr. Dinge die 20 Jahre brauchen: Das wäre Gott versucht.»

80 Jahre Christoph Blocher geben zu denken

Blocher galt zwar stets als den Umständen entsprechend topfit, aber er ist sich seines Alters sehr bewusst. «Es ist klar, an einem 80. Geburtstag überlegt man etwas mehr, als wenn man 30 wird. Aber das ist nicht auf diesen einen Tag beschränkt.»

Christoph Blocher Nationalrat Oberst
Der Nationalrat Christoph Blocher, SVP, aufgenommen im Jahr 1980, links und rechts, Oberst Christoph Blocher, am 6. Februar 1992 auf der Sechseläutenwiese in der Stadt Zürich.
Christoph Blocher EWR Trichler
Nationalrat und EWR-Beitrittsgegner Christoph Blocher, mit Zigarre im Mund, am 30. November 1992 in Bütschwil SG.
Christoph Blocher Ferdinand Hodler
Portrait von Bundesrat Christoph Blocher, aufgenommen am 28. Februar 2005 in seinem Büro im Bundeshaus in Bern. Im Hintergrund hängt ein Gemälde des Malers Ferdinand Hodler.
Christoph Blocher Abwahl Erklärung
Der abgewählte Bundesrat Christoph Blocher hält am 13. Dezember 2007 im Bundeshaus in Bern vor der Vereinigten Bundesversammlung eine Abschiedsrede.
Christoph Blocher Gemälde Ahnengalerie
Alt Bundesrat Christoph Blocher präsentiert an seinem Wohnsitz hoch über Herrliberg ZH am 25. Juni 2008 sein Porträt für die Ahnengalerie des Kantons Zürich.

Man merke halt, dass die Kräfte geringer seien als noch vor einigen Jahrzehnten, sinniert Blocher. «Man wird sich bewusst, dass man mit 80 näher beim Tod ist als andere.» Damit zu hadern wäre nicht Blochers Art: «Ich begehe den Geburtstag mit grosser Dankbarkeit. Wir können ja erstens nichts dafür, dass wir geboren sind, und dass ich 80 werden konnte, ist auch nicht mein Verdienst.»

Einfach nur schön

Dass der stets Umtriebige kürzer treten muss, belastet ihn indes nicht. Vor dem Ruhestand habe er keine Angst, habe er doch sehr viele persönliche Interessen. «Ich höre sehr gerne Musik, lese gerne und habe ja noch meine Kunstsammlung.» Blocher besitzt rund 400 Gemälde, 200 alleine von Albert Anker.

Christoph Blocher Üetliberg
Bundesrat Christoph Blocher posiert am 28. Dezember 2006 für die Medien nach einer Medienkonferenz auf dem Zürcher Üetliberg. - Keystone

Daneben betätigt sich Blocher auch als Förderer des Musikzentrums auf der Klosterinsel Rheinau. «Das sind meine Lieblingstätigkeiten. Ich habe jahrelang schauen müssen, dass Geld reinkommt, aber jetzt kann ich mir das aussuchen, was einfach nur schön ist.» Eins sei sicher: «Mir wird es nicht langweilig!»

Christoph Blocher Kunstsammlung
Christoph Blocher, alt Bundesrat, präsentiert die Meisterwerke seiner Kunstsammlung anlässlich einer Medienkonferenz. - Keystone
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