Regula Rytz kandidiert für den Bundesrat, bevor ihre Grünen überhaupt das Thema beraten haben. Fraktionschef Balthasar Glättli sieht darin kein Problem.
Regula Rytz Balthasar Glättli
Parteipräsidentin Regula Rytz und Fraktionschef Balthasar Glättli anlässlich der Delegiertenversammlung der Grünen am 31. August 2019, in Rapperswil-Jona SG. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Grünen-Präsidentin Regula Rytz kandidiert für den Bundesrat.
  • Ihre Fraktion entscheidet aber erst am Freitag, ob die Grünen solches wollen.
  • Fraktionschef Balthasar Glättli sieht darin kein Problem, sondern ist froh um Klarheit.

«Ich bin bereit», sagt Regula Rytz, Präsidentin der Grünen und seit Donnerstag auch Kandidatin für den Bundesrat. Dass sie will, ist weniger überraschend, als der Umstand, dass sie damit ihrer eigenen Fraktion zuvorkommt. Diese entscheidet erst am Freitag ob überhaupt, und wenn ja mit welcher Strategie man einen Bundesratssitz einfordern will.

Froh um Klarheit

Gibt es damit für die erstmals in neuer Zusammensetzung tagende Fraktion überhaupt noch etwas zu entscheiden? Oder werden die mittlerweile 32 Grünen Parlamentarier vor vollendete Tatsachen gestellt? Entschieden werde schon noch, sagt Fraktionschef Balthasar Glättli. «Grundsätzlich die Frage der Strategie: Tritt man mit einem Einer- oder Zweier-Ticket an.»

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Sitze der Parteien im National- und Ständerat nach den 20. Oktober 2019 (4 Sitze im Ständerat werden noch besetzt). - Nau

Aber der Entscheid, ob die Grünen jetzt, bei einem Bundesrats-Rücktritt oder erst in vier Jahren antreten – der ist nur noch Formsache. Immerhin: «Nominiert werden muss Regula Rytz so oder so noch offiziell von der Fraktion», betont Glättli.

Auch das dürfte Formsache sein. Glättli sieht die Angelegenheit ganz ähnlich wie Rytz, die der Fraktion ein Signal geben wollte: Es gibt solche, die wollen. «Es ist gut, dass sie Klarheit geschaffen hat», lobt der Fraktionschef.

Die logische Kandidatin

Dass die erste Bundesrätin der Grünen Regula Rytz heissen könnte, dürfte dagegen in der Fraktion kaum jemanden überraschen. Das betont auch Glättli: «Regula ist so sehr die logische Kandidatin. Ganz abgesehen davon, dass sie als Parteipräsidentin das Gesicht der Grünen ist. Sondern eben auch mit der Kombination ihrer Exekutiv-Erfahrung plus der Parlaments-Erfahrung.»

Regula Rytz sass während acht Jahren in der Berner Stadtregierung, seit 2011 ist sie Nationalrätin, seit 2012 Parteipräsidentin. Eine Kombination, die seinesgleichen sucht, was sich auch Rytz bewusst ist. Sie sieht sich ganz in der Tradition von Doris Leuthard und Ueli Maurer. Denn diese seien ja ebenfalls als erfolgreiche Parteipräsidenten in den Bundesrat gewählt worden.

Königin Regula über alles?

Hing also alles, oder wenigstens das Thema «Grüner Bundesrat», an der Person Rytz? Immerhin hätte es Szenarien gegeben, wo Regula Rytz nicht angetreten wäre. Sei es aus persönlichen Gründen, sei es, weil sie in den Ständerat gewählt worden wäre. Dann hätte sie ihren Wählern schlecht sagen können: Merci, aber ich geh dann mal wieder.

Das war sich Glättli aber wohl bewusst. «Wenn Sie nicht angetreten wäre, hätten wir natürlich einen Plan B und auch bereits interessierte Kandidaten gehabt.» Kandidaten – Männer? – die sich jetzt vornehm zurückhalten werden? Die nächsten Tage werden es zeigen.

Regula Rytz hat sich überraschend als Bundesratskandidatin zur Verfügung gestellt. - Nau
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