Die Schweizer Impf-Kadenz ist rückläufig. Der Kanton Bern will nun auf impf-skeptische Migranten zugehen. Und auch das BAG plant in diesem Bereich «Massnahmen».
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Das BAG unternimmt viele Anstrenungen, um die Bevölkerung mit Migrationshintergrund von der Impfung zu überzeugen – der Kanton Bern plant nun noch gezieltere Massnahmen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Behörden klagen, dass sich die «Migrationsbevölkerung» nicht impfen lasse.
  • Der Kanton Bern will nun ganz gezielt auf diese Bevölkerungsgruppe zugehen.
  • Das BAG hat bereits viele Anstrengungen übernommen, plant nun aber weitere Massnahmen.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (ca. 52 Prozent) ist zumindest mit einer Dosis gegen das Coronavirus geimpft. Innert wenigen Monaten hat die Schweiz den Impfturbo gezündet, doch nun gerät dieser ins Stocken.

Die Kantone sitzen auf Impfstoffen und können ihre Termine nicht mehr vergeben. Dabei ist fast allen Beobachtern klar: Die Impfquote muss im Hinblick auf den Herbst höher sein, um eine vierte Welle des Coronavirus zu verhindern.

Bern plant Kampagne für Ausländer

Der Kanton Bern geht nun in die Offensive – und sieht Potenzial bei Personen mit Migrationshintergrund. Man beobachte, «dass sich gewisse Bevölkerungsgruppen teilweise noch wenig mit dem Thema Impfung auseinandersetzen oder ihre Informationen aus landesfremden Quellen beziehen», schreibt die Gesundheitsdirektion von Pierre-Alain Schnegg (SVP).

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Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg leitete auf Bitte des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) die Vorbereitungsarbeiten. - Keystone

Deshalb plant der Kanton eine Kampagne mit gezielten und in verschiedenen Sprachen formulierten Informationen. Damit soll der Kontakt zu «schwerer erreichbaren Bevölkerungsgruppen» hergestellt werden. Wie genau die Impfkampagne aussehen soll, verrät der Kanton auf Anfrage noch nicht.

BAG verweist auf Videos in 20 Sprachen

Sicher ist: Tatsächlich scheint die Bevölkerung mit Migrationshintergrund skeptischer, wenns um das Thema Impfen geht. Das ist sich auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bewusst. So hat die Behörde in Zusammenarbeit mit dem Sender «Diaspora-TV» und dem Webportal «migesplus», das vom Schweizerischen Roten Kreuz betrieben wird, bereits zahlreiche Informations-Videos verbreitet.

Das BAG arbeitet mit den «Medien der Migrationsbevölkerung» zusammen – so existieren etwa Informationsfilme auf Albanisch, Arabisch, Somalisch, Russisch und Tamilisch. - migesplus.ch

Auf Youtube existieren Erklär-Filme auf Somalisch, Arabisch, Kurdisch oder Portugiesisch. In diesen werden gar konkrete Telefonnummern der kantonalen Behörden angegeben. BAG-Kampagnenleiter Adrian Kammer verweist zusätzlich auf die offiziellen BAG-Informationen, welche in 20 Sprachen zu finden sind.

Ausschnitte aus dem virtuellen Talk mit Alain Berset. - Instagram/@alain.berset

Ebenfalls würden Personen mit Migrationshintergrund in kurzen Sequenzen ihre Motivation für die Impfung erläutern. Und selbst Gesundheitsminister Alain Berset habe im jüngsten Talk mit Christa Rigozzi oder ESC-Sänger Gjon's Tears, welche einen «guten Zugang zur Migrationsbevölkerung habe».

BAG plant «weitere Massnahmen»

Dennoch scheint die Zurückhaltung bei Ausländerinnen und Ausländern weiterhin hoch. BAG-Mann Kammer kündet deshalb an: «Weitere Massnahmen sind in Planung.» Er hofft indes auf den Herbst. Man mache für die aktuelle Impf-Müdigkeit auch die Ferien verantwortlich.

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Denn wer sich jetzt impft, hat erst in sechs Wochen ein gültiges Covid-Zertifikat. Die generelle Impfbereitschaft habe in den letzten Monaten kontinuierlich zugenommen. «Wir gehen davon aus, dass sich viele der impfbereiten Menschen bis im Herbst impfen lassen werden», so Kammer.

Aufgrund der erneut steigenden Zahlen und der in der Schweiz wohl bald dominanten Delta-Variante des Coronavirus, wäre das nötig. Ansonsten drohen im Herbst erneut Einschränkungen, wie Alain Berset vor den Bundesrats-Ferien ausführte.

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