Das Fort de Brégançon an der Riviera ist seit fünf Jahrzehnten eine malerische Unterkunft für französische Staatschefs.
Fort de Brégançon, der Sommersitz des französischen Staatspräsidenten an der französischen Riviera.
Fort de Brégançon, der Sommersitz des französischen Staatspräsidenten an der französischen Riviera. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte machen zurzeit Ferien im Fort de Brégançon.
  • Seit 1968 ist das malerisch gelegene Gemäuer eine Unterkunft für die Pariser Staatschefs.

Trutzig thront die Ferienresidenz des französischen Präsidenten über dem Mittelmeer. Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte verbringen gerade ihre zweite Urlaubswoche im Fort de Brégançon, einer alten Festung an der Côte d'Azur. Seit 1968 ist das malerisch gelegene Gemäuer offiziell eine Unterkunft für die Pariser Staatschefs. «L'Élysée-sur-Mer», nennt sie die Zeitung «Le Figaro»: Der Élyséepalast am Meer. Und der sonst so umtriebige Macron ist tatsächlich ein stückweit abgetaucht.

Zwar verschickt das Präsidialamt immer wieder Mitteilungen, die attestieren, dass der Staatschef auch im Urlaub arbeitet: Telefonat mit Wladimir Putin, Bemühungen um eine Lösung für das tagelang auf See ausharrende Flüchtlings-Rettungsschiff «Aquarius». Aber sonst macht Monsieur le Président sich rar: Abgesehen von einem Treffen mit der britischen Premierministerin Theresa May und einem Händeschütteln mit Urlaubern findet sein Ferienprogramm fernab der Kameras statt.

Die Reporter langweilen sich

Das war bei seinen Vorgängern teils anders - und das fällt auf in einem Land, in dem politisch fast alles um den Präsidenten kreist. Die Zeitung «Le Monde» berichtet in einer Reportage über die «diskreten Ferien» der Macrons, die eigens in den Süden gereisten Reporter langweilten sich. Zweimal am Tag erstatte ein Mitarbeiter der Präsidenten-Pressestelle informell in einem Strandrestaurant Bericht - und erzähle, was Macron sich am Vortag so angeschaut habe, oder welche Bücher er in den Ferien lese.

Für die grösste Aufregung sorgte noch die Drohne, die vergangene Woche in der Flugverbotszone um das Fort per Störsender gestoppt wurde. Jetzt trat immerhin Brigitte Macron einmal vor die wartenden Kameras - und feilte weiter am Bild eines auch im Urlaub fleissigen Präsidenten: «Er passt seine Entspannung der Arbeit an.»

Brigitte Macron
Der französische Präsident Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte Macron. - Keystone

Gründe für die abgeschotteten Ferien

Nun kann man viel über die Gründe für Macrons eher abgeschottete Ferien spekulieren. Will der Präsident einfach mal durchschnaufen, bereitet er die Zeit nach der Sommerpause vor? Die Affäre um das Vorgehen eines ehemaligen Sicherheitsmitarbeiters gegen Demonstranten hatte das Macron-Lager in Bedrängnis gebracht. Oder hat der Präsident von seinem Vorgänger gelernt, dass bei der Zurschaustellung des Urlaubs im Fort Fettnäpfchen lauern?

François Hollande verbrachte 2012 den ersten Sommerurlaub nach seiner Wahl auf dem Felsen zwischen Toulon und Saint-Tropez - und im Rückblick wirkt diese Episode wie ein schlechtes Omen für seine eher glücklose Präsidentschaft. Erst sorgten die Kosten neuer Kissen für die Aussenmöbel für Aufregung, dann lichteten Fotografen Hollande in Badeshorts am Strand ab. Gleichzeitig wurde Kritik laut, warum der Präsident angesichts der wirtschaftlichen Lage überhaupt Urlaub macht. Er kehrte nie wieder dorthin zurück.

Häufiger nutzten Georges Pompidou, Valéry Giscard d'Estaing und Jacques Chirac die Mittelmeerresidenz. Chirac wurde dabei einmal von Fotografen erwischt, als er völlig nackt die Aussicht aufs Meer genoss - so erzählte es ein Fotograf jüngst noch mal dem «Figaro». Das Foto wurde nie veröffentlicht. Der hochgewachsene General Charles de Gaulle verbrachte in dem Fort 1964 eine Nacht in einem zu kleinen Bett, in dem er von Mücken geplagt wurde, und kam nie wieder. Der Sozialist François Mitterrand mochte die Urlaubsburg nicht, empfing dort im Sommer 1985 aber den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl.

Traditionen wieder aufnehmen

Macron nahm die Tradition in diesem Jahr wieder auf - seit seiner Wahl im Mai 2017 legt er grossen Wert auf Symbole, die die Rolle des französischen Präsidentenamtes unterstreichen. Der Journalist Guillaume Daret, der ein Buch über die Residenz geschrieben hat, sagte der Zeitung «Le Figaro», der Urlaub im Fort sei «ein Mittel, um den Mythos zu bewahren: ein Präsident bei der Arbeit ist im Élyséepalast, ein Präsident im Urlaub ist in Brégançon.»

Auch Macron hat das Fort aber schon für Negativ-Schlagzeilen gebracht: Mit der Errichtung eines Schwimmbeckens auf dem Gelände, das laut Medienberichten rund 34 000 Euro kosten sollte - ein Detail, das die Opposition prompt zum Anlass für eine Salve gegen Macron nahm. Der Élyséepalast hatte das Vorhaben gegenüber französischen Journalisten damit begründet, dass dies deutlich günstiger sei, als den nahe gelegenen Strand während eines präsidialen Bade-Abstechers abzuschirmen. Laut französischem Rechnungshof plant das Präsidialamt mit einem Budget von 400 000 Euro pro Jahr für die Residenz - einschliesslich anstehender Instandhaltungsarbeiten.

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