Yael Ronen: Debatte ist radikaler geworden
Vor einem Jahrzehnt ist das Theaterstück «Dritte Generation» entstanden. Nun hat Yael Ronen es überarbeitet, auch weil sie einen Rechtsruck in Deutschland sieht. Was damals provozieren sollte, funktioniere heute nicht mehr.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach Meinung der israelischen Theaterregisseurin Yael Ronen sind die politischen Debatten auch in Deutschland schärfer geworden.
Vor einem Jahrzehnt seien einige Dinge in ihrem Stück «Dritte Generation» noch Tabus gewesen, mittlerweile seien sie Mainstream. «Weil die Dinge viel radikaler geworden sind, auch politische Diskussionen», sagte Ronen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Die 42-Jährige hat deswegen für das Berliner Maxim Gorki Theater eine Neufassung ihres Stücks aufgelegt. «Third Generation - Next Generation» wird am Samstagabend (9. März) erstmals gezeigt. Auch darin geht es um das Verhältnis von Israelis, Palästinensern und Deutschen.
Viele Themen des Stücks seien noch immer aktuell, sagte Ronen. Aber manche Sätze, die provozieren sollten, seien heute Teil der politischen Debatte. So habe es einen Monolog gegeben, den sie Monolog eines deutschen Faschisten genannt hätten: Jemand habe erzählt, er habe genug davon, sich schuldig zu fühlen, und es sei Zeit, sich wieder Patriotismus zu erlauben.
Solche Sätze seien heute Teil der politischen Diskussionen. «Nicht nur in Deutschland, wir sehen es überall», sagte Ronen. An vielen Orten gebe es eine Welle des Konservatismus oder Abwandlungen von Nationalismus. Das sehe man in Europa, den USA und Lateinamerika. «Vintage ist offenbar nicht nur bei Kleidung gefragt. Sondern die Leute suchen auch in politischen Systemen danach.»
Auch in Israel sei das der Fall, wo im Wahlkampf viele rechte Positionen vertreten würden und ein Friedensprozess im Nahost-Konflikt gar nicht auf dem Tisch liege. Ronen wurde in Jerusalem geboren und lebt seit einigen Jahren in Berlin. Ihr Stück «Dritte Generation» von 2008 lief viele Jahre an der Schaubühne, mittlerweile arbeitet sie als Regisseurin am Gorki Theater.
«Ich bin einer dieser Menschen, die sich nicht mehr identifizieren können mit Israel», sagte Ronen. Auch im Film «Synonyme», der gerade den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen hat, erzählt ein israelischer Regisseur von einem Mann, der seine Herkunft hinter sich lassen will. Auch Ronen sieht das bei mehreren jungen Israelis, die in den vergangenen Jahren nach Berlin gekommen sind.
Aus ihrer Sicht gibt es mehrere Gründe, sich dann gerade Berlin auszusuchen. Zum einen sei Berlin immer noch günstiger als andere Städte. Ausserdem sei die Stadt internationaler geworden, sagte Ronen. Und - so widersprüchlich es klinge - man gehe auch davon aus, dass Berlin ein Ort sei, der für Juden sicherer sei. Weil man angesichts der Geschichte vorsichtiger bei Antisemitismus sei, sagte Ronen.