Sein Spitzname «The Greatest» sollte sich bewahrheiten. Nie kannte die Boxwelt einen solchen Star wie Cassius Clay alias Muhammad Ali. Eine hochkarätige Arte-Doku spürt dem Phänomen in vier Teilen nach.
Arte zeigt die Doku «Muhammad Ali» am 05.01. und 06.01.2022. Foto: -/dpa/Archiv
Arte zeigt die Doku «Muhammad Ali» am 05.01. und 06.01.2022. Foto: -/dpa/Archiv - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Es sind extrem verstörende Bilder einer öffentlichen Abrechnung im Boxring.

Vor Millionen Zuschauern am Fernsehgerät treffen Muhammad Alis Fäuste mit grösster Leichtigkeit immer wieder das Gesicht des sichtlich angeschlagenen Gegners.

Ernie Terrell, «der Oktopus» genannt, kann seinen Kopf nur noch mit Mühe schützen. Der Gigant tänzelt um seinen Widersacher. «Wie heisse ich?», brüllt Ali und schlägt zu. «Wie heisse ich?» Wieder ein vernichtender Schlag. «Wie heisse ich?» Nie hat Muhammad Ali einen Gegner mit solcher Verachtung gedemütigt wie Ernie Terrell im Februar 1967.

Ali gewinnt nach 15 Runden

Was hatte der «Oktopus» getan? Er war als schwarzer Kämpfer für das weisse Establishment angetreten, um den Aufstieg eines schwarzen Neulings aufzuhalten. Terrell hatte sich demonstrativ geweigert, den Gegner mit dessen neu angenommenen Namen Ali anzureden. Er nannte den Boxer wie die weisse Öffentlichkeit beim Geburtsnamen: Cassius Clay. Nach 15 Runden gewinnt Ali brutal seinen 28. Kampf - von 28 Kämpfen. Amerikas schwarze Jugend hat ein neues Idol.

Zu sehen ist das in der Doku «Muhammad Ali» am Dienstag und Mittwoch auf Arte (11./12.1., jeweils 20.15 Uhr; bis 11./12.3. in Mediathek).

Der 1942 geborene Afroamerikaner Cassius Clay hat zum ersten Mal als kleiner Junge ein Boxstudio betreten. Er will damals den Betreiber, einen Polizisten, nur um Hilfe bitten, weil ihm sein Fahrrad gestohlen wurde. Stattdessen entdeckt Clay ein Lebensziel, das er nie aus den Augen verlieren wird: Er steigt vom Amateurboxer zum Olympiasieger von 1960 auf. Ein Syndikat aus weissen Geschäftsleuten finanziert die ersten Schritte seiner Karriere, um ihn von der Mafia fernzuhalten, die in den 50ern die meisten US-Boxer vereinnahmte.

Zu gross, um nicht anzuecken

Dennoch wird Cassius Clay, der grossmäulig und fast immer zuverlässig die Runde seines Sieges voraussagt, irgendwann zu gross, um nicht anzuecken. 1964 staunt die Welt, als er gegen den haushohen Favoriten Sonny Liston den Weltmeistertitel im Schwergewichtsboxen erkämpft.

Er ist ein Genie an Selbstvermarktung und gaukelt einem Fotoreporter sogar vor, er trainiere unter Wasser. Doch als er zum Muslim wird, der «Nation of Islam» beitritt, seinen Namen ändert und nicht in den Vietnamkrieg ziehen will, gerät Ali ins Visier.

Dabei geht es ihm ums Prinzip, einen Kampfeinsatz hätte ein Star wie er in Südostasien nicht zu fürchten gehabt. Er wolle nicht auf andere Nicht-Weisse schiessen, sagt er der Presse. In den USA wird Ali ausgepfiffen, in Europa verehrt. Und seine illustre Weltkarriere ist noch lange nicht am Ende.

Der brillante amerikanische Dokumentarfilmer Ken Burns, der dem Arte-Publikum in episch langen Mehrteilern schon den amerikanischen Bürgerkrieg und den Vietnamkrieg erklärt hat, hat sich dieses Mal die grösste Box-Legende des 20. Jahrhunderts vorgenommen.

Muhammad Ali wird in vier Runden vorgestellt, die je zwischen eineinhalb und zwei Stunden lang sind und in einer wahren Bilderflut dem 2016 gestorbenen Weltstar, Ausnahmeboxer und Selbstdarsteller ausgesprochen nahekommen. Unterlegt ist das kleine Meisterwerk mit spitzenmässiger Black Music.

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