Ungemütliche Weihnacht bei «Nord bei Nordwest»
Das Wichtigste in Kürze
- Der Weihnachtsmann ist erkältet, denn es ist bitterkalt in Schwanitz, einem fiktiven Ort irgendwo an der Lübecker Bucht.
Doch um die wartenden Kinder nicht im Stich zu lassen, überträgt ein Familienvater den Job einem Bekannten, und der stapft nun vermummt über den Deich.
Weit kommt er jedoch nicht, denn wenig später liegt er erschossen am Wegesrand. Tierarzt Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann), Polizistin Hannah Wagner (Jana Klinge) und Tierarzthelferin Jule (Marleen Lohse) machen sich an die Ermittlungen zu dem Mord, dem vermutlich der falsche Mann zum Opfer gefallen ist. Das ist der Stoff für demn neuen «Nord bei Nordwest» Krimi. Die Folge «Ho-ho-ho!» läuft am ersten Weihnachtsfeiertag (20.15 Uhr) im Ersten.
Fehl am Platze und nicht willkommen fühlt sich schon länger Mehmet Ösker (Cem Ali Gültekin), zumal er von seiner Vermieterin ausgenommen wird wie die berühmte Weihnachtsgans. Er hatte ja mehrere Jobs, vom Dönerladen und Taxifahrer bis zum Verkäufer von Krabben oder Gebrauchtwagen. Doch nun will er - obwohl ihm die Pensionswirtin schöne Augen macht - die nächste Fähre nehmen, aber die hat ihren Betrieb eingestellt. Dann bricht auch noch der Deich im Nachbardorf, es gibt kein Entrinnen.
Zudem häufen sich noch ganz andere Katastrophen: Der Bestatter hat sich unsterblich in die Polizistin verguckt (die aber in einen anderen), seine Assistentin wiederum in ihn. Jule muss sich um ausgesetzte Hundewelpen kümmern. Und um ein Kaninchen, das als Festtagsbraten vorgesehen ist. Natürlich spielen damn noch diverse Eifersüchteleien der Damen rund um Hauke eine gewisse Rolle.
Autor Holger Karsten Schmidt (56, «Harter Brocken») und Regisseur Ingo Rasper (47, «Liebe ist unberechenbar») haben einen launigen und ungewohnt emotionalen Krimi inszeniert, in dem es schon irgendwie um die Aufklärung eines Mordes geht, aber im Grunde viel mehr um Gefühle - echte, falsche, enttäuschte. Das führt gleich reihenweise zu ziemlich skurrilen Szenen, da bis hin zu den Nebenfiguren jeder in irgendwen anderen verliebt ist - zumeist unglücklich. Sämtliche Schauspieler bekommen dieses lustige Gefühlswirrwarr erstaunlich gut hin.
Hinnerk Schönemann (47, «Marie Brand») gibt seine Figur als absoluten Weihnachtsmuffel und stellt den lieben Kleinen in der Schule auch schon einmal merkwürdige Fragen wie: «Wenn Jesus jetzt Geburtstag hat, warum bekommt ihr dann die Geschenke?» Darauf wissen die erstaunten Kinder und ihre Lehrerin freilich keine Antwort.
Privat feiert Schönemann gerne Weihnachten, wie er in einem ARD-Interview verrät: «Wir werden etwa 15 Personen sein. Ich freue mich, wenn in dem Haus, das ich selbst ausgebaut habe und das nun fertig ist, endlich Leben in der Bude ist! Für mich ist es etwas ganz Tolles zu sehen, wie die Kinderaugen leuchten, wenn wir Heiligabend alles gemeinsam vorbereiten, bis es am Abend richtig losgeht.»
Diese Vorfreude kann er wie auch die Zuschauer frohgemut geniessen, denn zum Schluss mit Gesang und Tanz löst sich in diesem Krimi alles in Wohlgefallen auf.