Rostocker Polizeiruf 110: Dunkler Zwilling
Die gestrige Episode des Rostocker Polizeiruf überraschte. Die Ermittler zeigten sich von einer neuen Seite.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Mädchen liegt entstellt im Wald.
- Das Rostocker Team des Polizeirufs ermittelt in diesem Fall.
Ihre Gebärmutter ist entnommen, ihre Schuhe sind akkurat am Kopf aufgestellt. Diese Details weisen auf rund 15 Jahre zurückliegende, ungeklärte Mordfälle hin, die nach ähnlichem Muster ausgeführt wurden.
Polizeiruf Rostock: Mord an 16-jähriger Ausreisserin
Der Mord an der 16-jährigen Ausreisserin ist Ausgangspunkt für den neuen «Polizeiruf 110» aus Rostock, der am Sonntag unter dem Titel «Dunkler Zwilling» im Ersten gezeigt wurde.
So gruselig der Mord ist, so anders ist die Handlung im Vergleich zu den meisten der 19 früheren Folgen.

Denn in vielen der bisherigen Fälle waren - positiv ausgedrückt - ungewöhnliche Fahndungsmethoden typisch. Die Juroren des Krimifestivals «Tatort Eifel» waren jedenfalls bislang angetan, denn sie zeichneten die Krimiserie gerade mit dem Roland-Filmpreis aus. Der «Polizeiruf 110» verbinde Tradition und Innovation im deutschen Fernsehkrimi auf besonders gelungene Weise, hiess es zur Begründung.
Andere kritisierten oft die Verballhornung der Polizeiarbeit. So wollte Bukow schon einen Tatverdächtigen mit der Pistole an der Stirn zu Aussagen zwingen. Und Kommissarin König fälschte Indizien, um einen Täter zu überführen. Das Strafgesetzbuch hat auf solche Regelverletzungen deutliche Antworten.
Verzicht auf übertriebene Gewaltdarstellung
Möglicherweise hatte Regisseur und Autor Damir Lukacevic einen ähnlich kritischen Eindruck. Er nimmt die Fahndung nach dem möglichen Serientäter zum Anlass, bei Bukow, König und ihrem Team völlig neue Saiten aufzuziehen. Dabei verzichtet er gleichzeitig auf übertrieben deutliche Gewaltdarstellung.

Kurze Zeit nach dem ersten Mord wird eine Touristin umgebracht, bei der der Täter ähnlich vorgegangen ist. Die entfernten Körperteile seien seine Trophäen, mutmasst König. Er baue sie in seine Fantasien ein.
Komplizierter Fall
Bald gerät ein Unternehmer unter Verdacht, der seiner Tochter gegenüber als liebevoller Vater auftritt. Allerdings wird diese misstrauisch, als sie Blutspuren in seinem Auto findet. Die Erklärung, dass das Blut von einem überfahrenen Hund stamme, überzeugt sie nicht. Noch komplizierter wird der Fall für die Ermittler, als eine Frau ihren wesentlich jüngeren Ehemann anzeigt und belastet.
Der Polizeiruf zeichnet sich durch die Darstellung des verunsicherten, an ihrem Vater zweifelnden Mädchens aus, prima gespielt von Emilia Nöth. Erstaunlich ist die aussergewöhnlich ruhige Ermittlungsarbeit von Bukow und König sowie ihrem Team.