Neues Strafmass für Menendez-Brüder - Freilassung möglich
35 Jahre nach der Ermordung des Ehepaars Menendez in Beverly Hills hoffen dessen verurteilte Söhne Lyle und Erik auf eine Haftentlassung.

Ein Richter in Los Angeles hat im Fall der wegen Mordes verurteilten Brüder Erik und Lyle Menendez ein neues Strafmass von 50 Jahren Haft festgesetzt. Damit gibt es für sie nun die Möglichkeit auf eine Freilassung auf Bewährung, wie US-Medien am Dienstag nach einer Gerichtsanhörung berichteten. Ein Bewährungsausschuss muss zu einem späteren Zeitpunkt darüber entscheiden, ob sie nach 35 Jahren Haft auf freien Fuss kommen. Zudem könnte der kalifornische Gouverneur die Brüder begnadigen.
Jahrzehnte hinter Gitter
Die heute 54 und 57 Jahre alten Brüder sitzen seit 1990 hinter Gittern. Sie waren ein halbes Jahr nach einer schockierenden Gewalttat im schicken Beverly Hills festgenommen worden. Dort hatten die damals 19 und 21 Jahre alten Brüder ihre wohlhabenden Eltern Jose und Kitty Menendez im Wohnzimmer des Elternhauses erschossen. 1996 waren sie wegen Doppelmordes schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer Freilassung verurteilt worden.
Anhörung
Richter Michael Jesic sprach bei der Anhörung von einem «absolut schrecklichen Verbrechen», wie der Sender NBC berichtete. Er zeigte sich demnach aber von der guten Führung der Brüder hinter Gitter beeindruckt. Zudem glaubte er nicht, dass sie im Falle einer Freilassung ein Risiko für die Allgemeinheit darstellten.
Vor Gericht hatten sich Angehörige der Brüder für deren Freilassung starkgemacht. Ihre Cousine Anamaria Baralt sagte laut der «Los Angeles Times» unter Tränen, dass die Familie väterlicher und mütterlicher Seite den Brüdern vergeben habe.
Aus einer Haftanstalt in San Diego wohnten die Brüder per Videoschalte der Anhörung bei. In emotionalen Ansprachen drückten sie ihre Reue für die brutale Tat aus und räumten ein, damals Polizei und Familie belogen zu haben.
Vorwürfe von Missbrauch
Nach ihrer Festnahme hatten die Brüder die Tat geleugnet. Später erklärten sie, sie seien jahrelang von ihren Eltern sexuell, psychisch und körperlich missbraucht worden und hätten aus Angst vor ihnen gehandelt. Im ersten Strafprozess gegen die Millionärssöhne gab es Schilderungen über Missbrauch durch den Vater. Doch am Ende platzte das Verfahren – die Geschworenen konnten sich 1994 nicht einstimmig auf ein Urteil einigen.
In einem zweiten Prozess wurden die Brüder 1996 dann wegen Doppelmordes schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer Freilassung verurteilt. In diesem Verfahren hatte der zuständige Richter Aussagen über den mutmasslichen sexuellen Missbrauch weitgehend untersagt. Laut der Staatsanwaltschaft töteten die Brüder aus Habgier, um an das Vermögen ihrer Eltern heranzukommen.