Wenn menschengrosse Lemuren, Tiger oder Füchse durch die Stadt laufen, muss vielleicht auch mancher Berliner sich kurz die Augen reiben. Beim europaweit grössten Treffen der «Furry»-Szene gaben sich Künstler und Fans in schrillen Tierkostümen ein Stelldichein.
Teilnehmer der «Eurofurence» in Berlin. Foto: Paul Zinken
Teilnehmer der «Eurofurence» in Berlin. Foto: Paul Zinken - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehr als 3000 Liebhaber von Rollenspielen in bunten Tierkostümen - sogenannte «Furry»-Fans - haben in Berlin das europaweit grösste Treffen der Szene besucht.
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Etwa die Hälfte der Besucher der «Eurofurence» aus rund 40 Ländern - darunter Science-Fiction-Fans ebenso wie Zeichner, Kostümbauer, Puppenspieler und Musiker - sei kostümiert gewesen, sagte der Sprecher des Veranstaltervereins, Oliver Groch, der Deutschen Presse-Agentur. «Die laufen rum, bespassen die Leute und haben ihren Spass.»

Das jährliche Szenetreffen, das von Mittwoch bis Sonntag in einem Neuköllner Hotel tagte, fand bereits zum 25. Mal statt. Auch ein Puppentheater und Tanzwettbewerbe standen auf dem Programm.

Die kurios anmutende Szene hat ihren Ursprung bei US-amerikanischen Fantasy-Fans der 1980er Jahre und schwappte Anfang der 1990er auch nach Europa. Ihre Anhänger, die sich hauptsächlich im Internet austauschen, verkleiden sich als anthropomorphe - menschenähnliche - Tiere, wie man sie etwa aus Zeichentrickfilmen kennt.

Den Liebhabern der Tierkostüme - «Fursuits» im Jargon der Szene - geht es dabei nach Angaben Grochs um ein Rollenspiel mit selbst erfundenen Figuren, ähnlich wie etwa bei Mittelalter- oder Fantasy-Fans. «Es geht um eine möglichst bildliche Darstellung des Charakters», beschrieb Groch. «Und in meiner menschlichen Form kann ich das nicht darstellen.»

Um zu erfahren, wer die Besucher solcher Veranstaltungen sind und was sie umtreibt, mischten sich auch kanadische Wissenschaftler im Rahmen des «International Anthropomorphic Research Project» in diesem Jahr unter die plüschigen Gäste. Deren Forschung habe bislang ergeben, so der Verein, dass die Besucher solcher Treffen im Schnitt 25 Jahre alt sind. Etwa drei Viertel der Besucher seien männlich, der Anteil an Transpersonen und nichtbinären Geschlechtern liege mit 12 Prozent deutlich über dem der allgemeinen Bevölkerung. Die beliebtesten Spezies, als die sich «Furry»-Fans verkleiden, seien Wolf, Fuchs, Hund, Grosskatze und Drache - Gründe für die Spezieswahl sei oft ein Gefühl der inneren Verbundenheit mit einem Tier, hiess es.

In den vergangenen Jahren war die Convention auch in anderen deutschen Städten wie Magdeburg und Nürnberg, aber auch in Tschechien und den Niederlanden zu Besuch. Die Teilnehmerzahlen steigen den Veranstaltern zufolge seit 1995 stetig an.

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