Der Erzbischof von Canterbury wird König Charles krönen. Eine Aufgabe, die Justin Welby im Vorfeld Alpträume bereitet. Das muss man über den Kirchenmann wissen.
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König Charles III. und Justin Welby bei einem Gespräch im Buckingham Palast. - imago/UPI Photo
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Das Wichtigste in Kürze

  • Als Erzbischof von Canterbury wird Justin Welby König Charles III. krönen.
  • Sein Werdegang verlief anders als gewünscht und war von vielen Erschwernissen geprägt.

Justin Welby (67) ist der Mann, der am 6. Mai König Charles III. (74) in der Westminster Abbey die Edwardskrone aufsetzt. Der Erzbischof von Canterbury leitet den Krönungsgottesdienst und ist der königlichen Familie seit Jahren eng verbunden.

Bei mehreren Treffen soll Welby laut der «Times» mit Charles über die Bedeutung der Elemente des besonderen Gottesdienstes gesprochen haben.

Welby sollte Streit schlichten

Der Erzbischof soll auch Prinz Harry (38) sehr nahestehen. 2018 vermählte er den Royal und seine Frau Herzogin Meghan (41). Wie «The Telegraph» berichtet, hoffte Charles darauf, dass Welby im Familienstreit vermitteln könnte. Die Sussexes hatten in einer Netflix-Doku und in Harrys Autobiografie «Reserve» schwere Anschuldigungen gegen die königliche Familie erhoben.

Seitdem soll vor allem Prinz Harrys Bruder, Thronfolger Prinz William (40), schlecht auf das Paar zu sprechen sein. Ob Welby wirklich vermitteln konnte, ist nicht bekannt. Zumindest Prinz Harry wird nun, offenbar nach langem Hin und Her, zur Krönung kommen. Herzogin Meghan bleibt mit den beiden Kindern in Kalifornien.

Aber nicht nur in der Familie von Charles gab es Aufregung vor dem grossen Krönungstag. Der Erzbischof von Canterbury verriet, er habe «Alpträume» wegen der Zeremonie. Während eines Interviews mit «Channel 4 News» gestand Welby seine Ängste: Beispielsweise habe er geträumt die Krone versehentlich in seiner Londoner Residenz, dem Lambeth Palace, zu vergessen.

Er fügte hinzu: «Aber es ist einfach eine enorme Ehre und ein Privileg.» Das Krönungswochenende werde sicherlich eine Zeit sein, in der das Land zusammengebracht wird.

Justin Welby fand erst 2016 raus, wer wirklich sein Vater ist

Dass Welby einmal den neuen Monarchen krönt, war ihm nicht in die Wiege gelegt. Der Kirchenmann war vor seiner Karriere in der Church of England auf anderen Pfaden unterwegs.

Justin Welby kam 1956 zur Welt. Seine Mutter Jane war von 1949 bis zu ihrer Heirat im April 1955 als persönliche Sekretärin von Winston Churchill tätig. Justin Welbys Vater Gavin, ein Geschäftsmann, kandidierte bei den Parlamentswahlen 1951 und 1955.

Seine Eltern, die beide alkoholabhängig waren, liessen sich scheiden, als Welby noch ein Kleinkind war. 1960 soll Gavin Welby mit der Schauspielerin Vanessa Redgrave (86) verlobt gewesen sein. Doch diese soll die Verbindung gelöst haben, weil ihre Mutter Bedenken hatte.

Justin Welbys Mutter, die seit 1968 nicht mehr trank, heiratete 1975 Charles Williams. Er war ein Geschäftsmann und erstklassigen Cricketspieler, der1985 zum Life Peer ernannt wurde. Er nahm offenbar grossen Einfluss auf den Werdegang seines Stiefsohns.

Justin Welbys leiblicher Vater sollte sich später als jemand anderes entpuppen: 2016 beschrieb der Erzbischof von Canterbury seine «völlige Überraschung». Er fand heraus, dass sein Vater nicht Gavin Welby ist, wie er immer geglaubt hatte. Ein Vaterschaftstest ergab, dass er der Sohn des ehemaligen Privatsekretärs von Winston Churchill, Sir Anthony Montague Browne (1923-2013), ist. Seine Mutter hatte vor ihrer Heirat mit Gavin Welby eine kurze Beziehung zu diesem.

Studium in Cambridge

Justin Welby besuchte, wie unter anderem auch Prinz William und Prinz Harry, das Eton College. Später war er am Trinity College in Cambridge. Er schloss sein Studium 1978 mit einem Bachelor of Arts in Geschichte und Recht ab.

In Cambridge soll er auch zu einer tiefen Religiosität gefunden haben. Dennoch machte Welby zunächst Karriere in der Wirtschaft. Er arbeitete elf Jahre in der Ölindustrie, auch in leitender Position. Erst 1989 folgte er seiner Berufung.

Tochter starb bei Autounfall

Von 1989 bis 1992 studierte Welby Theologie und absolvierte eine Priesteramtsausbildung. Später wurde er zum Bischof von Durham, 2013 dann zum Erzbischof von Canterbury ernannt. Bereits in Cambridge lernte Welby auch seine Frau Caroline kennen. Das Paar bekam sechs Kinder.

1983 starb ihre sieben Monate alte Tochter Johanna bei einem Autounfall in Frankreich. Welby erklärte dazu einmal: «Es war eine sehr dunkle Zeit für meine Frau Caroline und mich. Aber auf seltsame Weise brachte sie uns Gott näher.»

Moment der «Stille und Einfachheit» bei der Krönung

Am 6. Mai in der Westminster Abbey wird Welby nun seinen vielleicht wichtigsten Einsatz haben. Im offiziellen Souvenir-Heft zur Krönung schrieb er bereits im Vorfeld: Der Augenblick, in dem König Charles während der Krönungszeremonie gesalbt wird, werde ein Moment der «Stille und Einfachheit» sein.

Der Erzbischof von Canterbury fügte hinzu, dies sei «der einzige Teil der Zeremonie, den die Öffentlichkeit nicht sehen wird». Welby enthüllte auch, dass der König für die Salbung seine prunkvollen Roben gegen ein einfaches weisses Hemd tauschen wird. Dies bedeute, dass der Monarch als Diener vor Gott komme: «In dem vollen Wissen, dass die Aufgabe schwierig ist und er Hilfe braucht».

Welby schreibt weiter: «In dem vollen Wissen, dass er auch als König ein Mann des Volkes ist. Und dass er, auch wenn er eine besondere Rolle zu erfüllen hat, unsere menschlichen Schwächen und Verwundbarkeiten teilt.» Auch Queen Elizabeth II. (1926-2022) liess sich bei der Salbung abschirmen.

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