Jazz-Standards als Folk-Solo: M. Ward singt Billie Holiday

DPA
DPA

USA,

Zuerst ein starkes Album mit eigenen Liedern, nun eine geglückte Folk-Verbeugung vor der legendären Jazzsängerin Billie Holiday: M. Ward hat sich 2020 nicht nur ein Fleisskärtchen verdient.

M. Ward hat einige Songs von Billie Holiday dekonstruiert. Foto: Holly Andres/dpa
M. Ward hat einige Songs von Billie Holiday dekonstruiert. Foto: Holly Andres/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Musiker waren im Corona-Jahr sehr produktiv - mit gleich zwei Alben wie Taylor Swift oder ungeplanten, aber grandiosen Homeoffice-Aufnahmen wie Paul McCartney.

Auch der US-Sänger, Songwriter und Gitarrist M. Ward beglückte seine Fans.

Nach der sehr gelungenen Platte «Migration Stories» aus dem April ist nun mit «Think Of Spring» (Anti-/Indigo) eine weitere, aus elf Stücken bestehende Songsammlung auf dem Markt. Diesmal sind es aber keine eigenen Lieder von Matthew Stephen Ward aus Ventura County/Kalifornien, sondern «nur» Cover uralter Jazz-Standards.

Gemeinsam ist diesen Tracks, dass sie vor über 60 Jahren von der legendären tragischen Sängerin Billie Holiday (1915-1959) interpretiert wurden. Ganz konkret geht «Think Of Spring» auf das späte Holiday-Meisterwerk «Lady In Satin» (1958) zurück.

Ward - ein sensibler, wenn auch nicht herausragender Sänger und dafür umso virtuoserer Gitarrist - dimmt die zum Teil als Genre-Klassiker berühmten Lieder konsequent aufs Folk-Format herunter. Er versucht also gar nicht erst, unsterbliche Stücke wie «I Get Along Without You Very Well», «You've Changed» oder «You Don't Know What Love Is» im Stil der Jazz-Diva aufzufassen, geschweige denn sie so zu singen.

Und das tut seinen Versionen hörbar gut. Ward hat mit seiner angerauten, verträumten Folkie-Stimme eine ganz eigene Statur, um solchen Ikonen längst vergangener Songwriter-Genies neues Leben einzuhauchen. Da er seinen Gesang nur mit einer Akustikgitarre begleitet, kommt auch kein Chet-Baker-Feeling auf - der fragile Jazz-Trompeter und Sänger hatte einige dieser melancholischen Lieder ebenfalls einst grossartig interpretiert.

«Lady In Satin» erschien 1958 als orchestrale Jazz-Platte über die grosse Plattenfirma Columbia Records - und Matt Wards spartanisch-reduzierte «Reimagination» jetzt bei einem feinen Indie-Label. Wenn «Think Of Spring» dazu führt, dass sich Musik-Gourmets auch das Original mal wieder (oder erstmals) anhören, hat der Amerikaner schon mal ein Ziel erreicht.

Er habe «Lady In Satin» selbst erst mit ungefähr 20 entdeckt, sagt der 47-Jährige. «Ich erinnere mich, dass ich den Klang ihrer Stimme fälschlicherweise für eine wunderschön perfekt verzerrte E-Gitarre gehalten habe - etwas Ausserweltliches, das da über einem sonderbar traurigen Ozean von Streichern hereinflutete, und ich hing für immer am Haken.» Nun, knapp drei Jahrzehnte später, ist Ward eine zarte, berührende Billie-Holiday-Hommage geglückt.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

Coop
159 Interaktionen
Ungenaue KI-Kameras
nüsslisalat
297 Interaktionen
Preiskampf

MEHR IN PEOPLE

Moderator Krebs
«Was?»
1 Interaktionen
Sänger
Kritik an Trump
calvin harris nachbarschaft
2 Interaktionen
Für 15 Mio. Pfund!

MEHR AUS USA

Schweizer Nati
76 Interaktionen
4:2 gegen Mexiko
7 Interaktionen
Washington
25 Interaktionen
Washington
2 Interaktionen
«Hoffnung geben»