Italienischer Meisterfotograf Berengo Gardin 94-jährig gestorben
Gianni Berengo Gardin, einer der bedeutendsten italienischen Fotografen, stirbt im Alter von 94 Jahren.

Der italienische Meisterfotograf Gianni Berengo Gardin ist am Donnerstag im Alter von 94 Jahren in Genua gestorben. Er galt als einer der bedeutendsten italienischen Fotografen. Seine Schwarz-weiss-Aufnahmen haben international Verbreitung gefunden. Vor allem Fotos von monumentalen Kreuzfahrtschiffen in der Lagune von Venedig waren weltbekannt.
Der in der Nähe von Genua geborene Fotograf war ein Autodidakt, der in den 1950er-Jahren zunächst wie viele andere Hobbyfotografen Sonnenuntergänge und ähnliche Motive festhielt. Schon bald jedoch wandte er sich den grossen amerikanischen Dokumentarfotografen zu, darunter Dorothea Lange und Elliott Erwitt. Von Cornell Capa, dem Bruder des bekannten Kriegsfotografen Robert Capa, liess er sich Fachliteratur zuschicken.
In den 1960er-Jahren entstanden seine ersten sozialkritischen Bildreportagen, etwa über die menschenunwürdigen Zustände in geschlossenen psychiatrischen Einrichtungen in Italien.
Ein Aktivist hinter der Linse
Auch das Leben in Roma-Siedlungen dokumentierte er eindrucksvoll mit seiner Kamera. Gardin arbeitete für zahlreiche renommierte Magazine und wurde vor allem durch seine Reportagen zu einem wichtigen Chronisten des wirtschaftlich aufstrebenden Nachkriegsitaliens.
Mit seinen Fotoessays und- reportagen hat Berengo Gardin das Bild des Nachkriegsitalien wesentlich mitgeprägt. Der Schwarz-Weiss-Fotografie und seiner bevorzugten Kamera, der Leica, blieb er dabei nahezu durchgehend treu.
Seit Jahren führte der Fotograf eine Bürgerinitiative in Venedig für eine Verringerung des Schiffsverkehrs, vor allem von Kreuzfahrtschiffen und deren negativen Auswirkungen auf die Lagunenstadt. Die Bilder der riesigen Kreuzfahrtschiffe, die die Lagune bedrohten, wurden weltweit bekannt.