Ist es Coldplay mit dem Klima-Bewusstsein ernst?
Wegen des Klimawandels verzichten die Weltstars von Coldplay auf eine Welttournee. Meinen sie es ernst? Musik-Manager und -Veranstalter sagen klar: Nein.

Das Wichtigste in Kürze
- Coldplay verzichtet mit dem neuen Album dem Klima zuliebe auf eine Welttournee.
- Stattdessen spielte die Band am Freitag live-gestreamte Konzerte auf Youtube.
- Musikmanager Roman Camenzind sieht dahinter nur eine schlaue PR-Aktion.
«Es ist fantastisch, weltberühmte Künstler zu sehen, die sich für den Schutz des Planeten einsetzen.» Wurde der WWF etwa hinters Licht geführt? So freute sich die Organisation riesig, als die Band Coldplay verkündete, dem Klima zuliebe auf eine Welttournee zu verzichten.
Das tut sie zwar wirklich – zum Release des neuen Albums «Everyday Life» spielte die Band lediglich zwei Youtube-Konzerte. Doch dahinter steckt nur ein schlauer PR-Schachzug.
Einnahmen überwiegen CO2
Für Konzert-Fans ist diese neuartige Tournee-Geschichte bitter. Denn am Freitag spielte die Band zwar zwei Konzerte in Jordanien, jedoch gänzlich ohne Publikum. Stattdessen wurden die Konzerte live auf Youtube gestreamt und somit auch gratis allen zur Verfügung gestellt.

Genau da ist der Haken. Durch das Wegfallen von CD-Einnahmen sind Künstler umso mehr auf Konzerteinnahmen angewiesen, was die Preise für Veranstalter und somit auch für Fans in die Höhe schnellen lässt.
Für den erfolgreichen Schweizer Musikproduzenten Roman Camenzind steht daher fest: «Mehr als eine schlaue aber ziemlich durchschaubare Promo-Idee von Coldplay ist das nicht.»

Dass die Band nun gar keine Stadien mehr bespielt, glaubt Camenzind nicht. «Natürlich werden Coldplay eine Tournee nachschieben. Auf diese Einnahmen wird die Band trotz CO2 nicht verzichten.»
Auch Felix Frei, Direktor des Hallenstadions, sieht die Klima-Schiene als «reinen PR-Gag». «Das ist definitiv nicht das Format, wie Live-Musik künftig dem Publikum näher gebracht wird.»
Hallenstadion: «Live-Erlebnis bleibt unbezahlbar»
Frei kann sich vorstellen, dass es zukünftig zum Mix einer Band gehört, neben Stadien auch Konzerte auf Streaming-Plattformen zu spielen.

«Aber ein Zukunfts-Format ist dies definitiv nicht. Das Live-Erlebnis vor Ort ist unersetzlich, unbezahlbar.» Auch nicht durch Hologram- oder Youtube-Shows.
Die Begründung mit dem Klimaschutz sei ja wohl «ein Witz. Gleichzeitig sind sie im Privatjet unterwegs.»
Ob dies auch die Fans von Coldplay so sehen, wird sich zeigen. Eine Tour ist bisher nicht angesagt.