Hollywoodstar Crowe am ZFF: Mit Rock’n’Roll erfrische ich mein Hirn
Der neuseeländische Schauspieler Russell Crowe erhält am Zurich Film Festival einen Award für sein Lebenswerk.

Um am 21. Zurich Film Festival (ZFF) den Life Achievement Award für sein Lebenswerk entgegenzunehmen, hat der neuseeländische Schauspieler, Regisseur und Musiker Russell Crowe («Gladiator, »A Beautiful Mind«, »Robin Hood«) zum ersten Mal in seinem Leben in Zürich übernachtet. Auf dem Grünen Teppich erscheint er am Samstag trotzdem viel zu spät.
35 Minuten hat der 61-jährige Oscarpreisträger seine Fans schon warten lassen. Und als er dann endlich auf dem Sechseläutenplatz erscheint, fallen die «Russel»-Rufe nicht weniger euphorisch aus, als hätte er den Zeitplan eingehalten.
Crowe gibt Autogramme und lässt sich erneut viel Zeit, obwohl er im Kinosaal längst zum Masters-Gespräch mit Festivaldirektor Christian Jungen erwartet wird.
Anstelle einer Entschuldigung schenkt er dem geduldigen Publikum ein kehliges «Hello» – und schon wieder tobt die Menge. Und Russell Crowe legt los mit der Zementierung des ersten Eindrucks, dass es sich bei ihm um einen Hollywoodstar handelt, der sich Ruhm und Bestätigung gewöhnt ist.
Für «Gladiator», erzählt er, habe er in Zusammenarbeit mit Regisseur Ridley Scott ein mehr als hundertseitiges, miserables Drehbuch auf 21 Seiten heruntergekürzt und somit praktisch ohne Skript gespielt – und einen Oscar gewonnen.
Für seine Rolle als Hermann Göring in James Vanderbilts neuem Kinofilm «Nuremberg» sei er ausgewählt worden, weil er in seiner Preisklasse schlicht der Beste sei, um diese Rolle zu spielen.
Ausserdem habe er in ebendiesem Historiendrama, das am ZFF am Samstagabend in einer Gala-Premiere präsentiert wird, eine 17-seitige Szene an einem statt an vier Drehtagen aufgenommen und dadurch hunderttausende Dollars Produktionskosten gespart.
Kein Mensch sei zu so etwas fähig, habe es zuvor von Seiten Produktion geheissen, doch «mein Kollege Michael Shannon und ich sind eben Ausserirdische», sagte Crowe.
Russell Crowe zuzuhören, kommt einer Heldenmärchenstunde mit dem sympathischen Onkel nahe. Sehr beeindruckend, irgendwie lustig und irgendwann zu viel.
Russell Crowe erläutert seine Narben
Als der Schauspieler dann auch noch von seiner ehemaligen Lebensgefährtin Meg Ryan (ihres Zeichens ebenfalls Hollywoodstar) erzählt, die bei seiner Offenbarung, dass alle seine Narben von Filmdrehs und «nicht aus dem echten Leben» stammten, enttäuscht war, hätte sich beispielsweise ein Schlusspunkt angeboten.
Doch Crowe erläuterte seine unzähligen Verletzungen näher. Seine eine Rippe etwa springe heute beim kleinsten Druck heraus und kürzlich habe ein Röntgen ergeben, dass er vor rund zehn Jahren die Füsse gebrochen habe. «Und ich habe trotzdem weitergearbeitet», betont Crowe.
Auf die Frage, ob er denn nicht auch einfach mal genug von seinem Job habe, erwähnt Russell Crowe alle fünf Rollen, die er seit Weihnachten 2024 gespielt hat.
Jetzt, auf dem sechsten Filmset innerhalb weniger Monate, sei er schon sehr erschöpft. Und umso glücklicher, zwischendurch mit seiner Rockband Indoor Garden Party aufzutreten. Er geniesse die Unberechenbarkeit der Konzerte. Und überhaupt: «Mit Rock’n’Roll erfrische ich mein Hirn», sagt Crowe.