Maria Schrader hat die Recherche zweier «New York Times»-Journalistinnen zum Fall Harvey Weinstein verfilmt.
harvey Weinstein
«She Said» erzählt von der Recherche der «New York Times»-Journalistinnen Megan Twohey (Carey Mulligan, l.) und Jodi Kantor (Zoe Kazan). - © 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Weinstein-Skandal wurde verfilmt.
  • «She Said» läuft ab dem 8. Dezember in den Kinos.

Fünf Jahre ist es her, dass zwei «New York Times»-Journalistinnen ihre Recherche zum systematischen Machtmissbrauch durch Filmmogul Harvey Weinstein (70) öffentlich machten und damit die #MeToo-Bewegung ins Rollen brachten.

Die deutsche Regisseurin Maria Schrader (57) bringt die Entstehung des Enthüllungsartikels nun in «She Said» (ab 8. Dezember im Kino) auf die Leinwand – ihr erster Hollywood-Film.

Journalistinnen stossen auf ein System der Einschüchterung

Im Zentrum des Films stehen die beiden Journalistinnen Megan Twohey (Carey Mulligan, 37) und Jodi Kantor (Zoe Kazan, 39).

Als in der Redaktion der «New York Times» 2017 Gerüchte die Runde machen, der Produzent Harvey Weinstein habe seine Machtposition im Filmbusiness ausgenutzt und regelmässig Frauen sexuell missbraucht, beginnen die Investigativ-Journalistinnen zu recherchieren.

Ihnen gelingt es, einige Frauen ausfindig zu machen und zu treffen, die zu den Opfern Weinsteins gehören – doch diese wollen nicht zitiert werden. Besonders bemerkenswert ist hier Schauspielerin Ashley Judd (54), die sich als einzige der Betroffenen selbst verkörpert.

Ihre intensive Recherche führt die beiden Journalistinnen schliesslich um die halbe Welt. Sie treffen Schauspielerinnen und frühere Angestellte aus Weinsteins Produktionsfirma – und decken dabei unglaubliche Dinge auf.

Es ist ein System aus Vertuschung, Bestechung und Einschüchterung, das es Weinstein erlaubt, immer weiterzumachen, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Die Reporterinnen setzen alles daran, zumindest eine der betroffenen Frauen dazu zu bringen, «on the record» zu gehen, also sich mit Namen zu äussern...

Fazit

«She Said» könnte ein klassischer Journalistenfilm sein – es wird viel telefoniert, vertrauliche Dokumente werden diskret über Restauranttische geschoben und Haustüren werden vor der Nase zugeschlagen.

Doch der Film besticht durch die starken Protagonistinnen, die Maria Schrader aber nicht als einsame Wölfinnen darstellt, sondern als «normale Menschen», die im Privatleben hin und wieder mit Aspekten des Mutterseins hadern.

Die einerseits realistische Darstellung vieler berufstätiger Frauen wirft aber auch die Frage auf, ob es wirklich notwendig ist, gerade in Filmen über Frauen immer wieder Momente der Schwäche und Überforderung zu zeigen, während in Filmen oder Serien klassische «Karrieremänner» nur selten in solchen Rollenkonflikten zu sehen sind.

Obwohl bekannt ist, wie die Geschichte ausgeht, schafft es «She Said», 129 Minuten lang die Spannung zu halten. Nicht nur die gesellschaftliche Aktualität macht den Film zu einem mitreissenden, emotionalen Kinoerlebnis. Das Grauen der Taten wird allein durch die Worte und Körpersprache der Frauen vermittelt, Weinstein selbst bekommt das Publikum nicht zu Gesicht. Die Message ist klar: Die Überlebenden bekommen die Stimme, der Täter nicht.

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