Hartes Vorstadtleben: Debütroman «Weisser Asphalt»

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Deutschland,

Düster, trostlos, kein Ausweg in Sicht: In seinem Debütroman «Weisser Asphalt» erzählt Tobias Wilhelm die Geschichte eines Jugendlichen und seiner Freunde. Über das Älterwerden und Chancen, sich zu verändern.

Das Cover des Buches "Weisser Asphalt" von Tobias Wilhelm. Foto: Hanserblau/dpa
Das Cover des Buches "Weisser Asphalt" von Tobias Wilhelm. Foto: Hanserblau/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Mittelpunkt von Tobias Wilhelms erstem Roman «Weisser Asphalt» steht ein namenloser Protagonist, der nach Schulschluss ein Leben zwischen Gras und Koks, Gewalt und Jugendknast führt.

Gemeinsam mit seinen drei besten Freunden zieht er durch die Strassen einer Vorstadt im Rhein-Main-Gebiet, dealt fürs schnelle Geld, kommt mit Waffen in Berührung und - wie es in dem Alter immer so ist - auch mit der Liebe.

Doch der Weg aus seinem Alltag ist nicht leicht und der Kopf meist nicht klar. Vielleicht ist dealen doch keine so schlechte Karriere? Aufgewachsen in einem schwierigen Umfeld, die Eltern aus dem Balkan eingewandert und - am unteren Rand der Gesellschaft hat man manchmal eben keine Wahl. Umso wichtiger sind Freundschaft und Zusammenhalt. Bis die Gewalt zunimmt, irgendwann eskaliert und der Protagonist vor einer Entscheidung steht.

In seinem Debütroman lässt Wilhelm in den Alltag eines empathischen, aber auch impulsiven und brutalen Jugendlichen blicken, der ein hartes, trostloses Leben lebt. Einen tieferen Einblick in seine wahren Gefühle und über die Hintergründe seiner Situation bekommt der Leser in Briefen, die der Protagonist etwa seinem Vater oder seinem Lehrer schreibt. Immer wieder steht er vor wichtigen Entscheidungen, doch eine Wahl hat er meist nicht.

Wilhelm verurteilt die Freunde nicht für ihr Leben, beschreibt sie nicht von oben herab, sondern begegnet ihnen auf Augenhöhe. Sein Schreibstil ist ohne Umschweife, klar und direkt, und immer wieder auch als Kritik an der Gesellschaft zu verstehen. Er stellt eindrucksvoll dar, wie das Leben in der Vorstadt sein kann. Nicht jeder kann etwas für seine Lebensgeschichte - aber jede hat eine Chance verdient, sich zu verändern.

Die Geschichte erzählt der Autor und Filmemacher, der selber im Rhein-Main-Gebiet aufgewachsen ist, mit kurzen Sätzen und in einfacher Sprache auf 192 Seiten. Am Anfang noch ungewohnt, macht es das Buch und die Story nach kurzer Zeit authentisch und lässt nicht nur jugendliche Leser näher an die beschriebene Welt heran.

Allerdings ziehen sich kleinere Fehler durch das Buch und die rohe Sprache scheint hin und wieder übertrieben dramatisch. Von einem interessanten Debüt lenkt das jedoch nicht ab und macht neugierig auf weitere Veröffentlichungen des 1988 geborenen Schriftstellers.

Tobias Wilhelm: Weisser Asphalt, Hanserblau, Berlin, 192 Seiten, 16,00 Euro, ISBN 978-3446264212

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